Der Beifall der Bayern-Fans für Julian Nagelsmann fiel noch etwas verhalten aus. Die rund 5000 überwiegend jungen Besucher jubelten bei der offiziellen Teampräsentation des Münchner Fußball-Rekordmeisters für die Saison 2021/22 mehr den bekannten Topstars zu als dem neuen Trainer.
Einzeln betraten Nagelsmann und seine Spieler den Rasen der Allianz Arena. Und ein leibhaftiger Olympiasieger wurde als Stargast der Veranstaltung ebenfalls mit reichlich Applaus bedacht: Tennis-Profi Alexander Zverev hatte sogar seine Goldmedaille von Tokio dabei.
Zverev ist bekennender Bayern-Fan
Der 24-Jährige schien noch im olympischen Rausch. «Es waren ein paar unvergessliche Tage für mich», sagte Zverev rückblickend auf die spannende und erfolgreiche Zeit in Tokio. «Die Goldmedaille bedeutet mir die Welt», sagte er über ein Stadion-Mikrofon, nachdem er von Kapitän Neuer ein schwarzes Bayern-Trikot erhalten hatte.
Zverev sympathisiert mit Deutschlands Topclub. Er schaue eigentlich alle Spiele an, sagte er. Dem Team wünschte er «alles Gute» für die Saison. Bei einem Legendenspiel kickte der Tennisprofi später mit Ex-Bayern-Star Franck Ribéry in einem Team. Vorher plauderte Zverev noch angeregt mit Lewandowski; vielleicht holte er sich ein paar Tipps beim polnischen Weltfußballer.
Weitere Transfers im Gespräch
Beim Training ging es unter den aufmerksamen Blicken von Nagelsmann munter zur Sache. «Ich bin glücklich, hier zu sein», sagte der 34 Jahre alte Coach – «mit Ausnahme der Testspiele bin ich sehr zufrieden.» Keines der vier in der Vorbereitung wurde gewonnen.
Nachdem das DFB-Pokalspiel bei den Amateuren des Bremer SV wegen Corona-Fällen beim Gegner an diesem Freitag ausfällt, muss Nagelsmann nun mindestens bis zum Bundesliga-Eröffnungsspiel am 13. August bei Borussia Mönchengladbach auf seinen ersten Sieg als Bayern-Coach warten. «Greifen wir es an», verkündete er voller Tatkraft.
Heiß diskutiert wird weiterhin über den Bayern-Kader und mögliche weitere Transferaktivitäten. Der Name von Marcel Sabitzer geistert durch München. Der österreichische Nationalspieler von RB Leipzig soll laut «Bild»-Zeitung ein Kandidat sein. Wie Nagelsmann kam schon 42-Millionen-Euro-Mann Dayot Upamecano vom sächsischen Titelrivalen. Die Leipziger wollten zuletzt mit dem 27-jährigen Sabitzer verlängern, sie wollen ihn auf keinen Fall im kommenden Jahr ablösefrei verlieren.
Sabitzer wäre eine hochkarätige Ergänzung zu den Nationalspielern Joshua Kimmich und Leon Goretzka im zentralen Bayern-Mittelfeld. Er ist zudem vielseitig einsetzbar. Die «Bild»-Zeitung berichtete am Mittwoch online, dass der 26-jährige Kimmich beim Rekordmeister vorzeitig um drei Jahre bis 2026 verlängern werde. Die Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluss, «mit einer riesigen Gehalterhöhung» für den Nationalspieler. Der Kimmich-Deal wäre für den FC Bayern ein bedeutsames Signal in wirtschaftlichen schwierigen Corona-Zeiten. Auch mit dem nur noch bis 2022 gebundenen Goretzka laufen Gespräche.
Gut besetzter Münchner Kader
Über den Münchner Kader wird heftig diskutiert. Dieser ist zwar weiterhin exquisit besetzt, aber in der Breite nicht allzu üppig. «Wir haben eine gute Bande beisammen», beruhigte Kimmich während der Teampräsentation. Kurz vor Saisonbeginn gibt es einige Ausfälle, angefangen bei Weltmeister Lucas Hernández bis hin zu Kingsley Coman, der sich beim Testspiel gegen den SSC Neapel eine Beckenprellung zugezogen hatte. Am Mittwoch pausierte auch Neuzugang Omar Richards. «Es ist immer unsere Aufgabe, den Transfermarkt zu sondieren. Wir haben einen guten Kader, aber man kann immer optimieren», hatte Nagelsmann zuletzt gesagt. Vielleicht dachte er auch an Sabitzer.