Nach dem «letzten großen Ding» auf der Olympia-Bühne kullerten bei Max Hoff die Tränen, selbst der coole Jacob Schopf musste nach dem Silber-Coup schluchzen. Auch ohne Gold waren die Weltmeister im Kajak-Zweier überglücklich.
Kurz nach der Zieldurchfahrt umarmten sie sich, lagen Boot an Boot mit den Siegern Jean van der Westhuyzen und Thomas Green aus Australien. Drei Zehntelsekunden fehlten dem Zwei-Generationen-Boot aus Essen und Potsdam am Donnerstag über die 1000 Meter auf dem Sea Forest Waterway nach einem wahren Krimi. Dritte wurden die Tschechen Josef Dostal und Radek Slouf.
«Freue mich tierisch über Silber»
«Wir dachten, dass wir sie im Endspurt knacken können. Aber sie haben gut gekontert. Ich freue mich tierisch über Silber. Ich freue mich auch für Jacob», sagte der 38 Jahre alte Hoff. «Silber ist nicht Verlieren. Alle, die enttäuscht sind, sollen das erstmal nachmachen.» Hoff machte mit der Medaille seine Sammlung in drei Bootsklassen komplett – nach Bronze 2012 im Einer und Gold in Rio 2016 mit dem Vierer.
Sein großer Dank galt dem 16 Jahre jüngeren Youngster im Boot, der in schwierigen Zeiten immer «Lockerheit und Frische» rein bekam. «Ich musste lernen, dass Nervosität und Anspannung im Alter schlimmer werden und nicht weniger. Das wird jedes Jahr schlimmer», sagte Hoff. Komplett von den Regattastrecken verabschieden wird er sich nicht. «Ich liebe das Paddeln viel zu viel, als dass ich das aufgebe», sagte der Kanu-Oldie. Schon nächste Woche geht es bei den Vereinsmeisterschaften weiter – Schopf und Hoff paddeln dann gegeneinander.
Dank an den «Mentor»
16 Jahre Altersunterschied waren kein Problem. Das sogenannte Zwei-Generationen-Boot mit dem 38-jährigen Hoff und dem erst 22 Jahre alten Schopf harmonierte prächtig. Der achtfache Kanu-Weltmeister Hoff, der mit seinen 1,98 Metern vorne als Schlagmann dem zwölf Zentimeter kleineren Schopf als Steuermann fast die Sicht nimmt, hatte «einen harten, aber geilen Weg», betonte Schopf.
Seinem «Mentor» ist er dankbar. «Ich durfte ihn auf seinem letzten Ritt begleiten», sagte der Blondschopf, «ich kann nicht versprechen, dass ich es genauso lange schaffe wie Max, doch ich habe hier gerade den Spaß meines Lebens. Der beflügelt mich mehr als jedes andere. Ich kann zeigen, wer und was ich bin.»
Schopf will künftig weiter Einer fahren, muss sich im Zweier aber einen anderen Bootspartner suchen. «Mich macht es stark, im Team zu trainieren.» Nach der für ihn persönlichen Niederlage mit Platz vier im Einer («Ich hab‘ es verkackt») hatte er zu knabbern. «Ich habe danach mit meinen Eltern und Freunden telefoniert und guten Zuspruch erhalten», sagte er. «Ich habe da gemerkt, dass es mehr gibt, als eine Medaille zu gewinnen.»
Hoff will dem Kanusport treu bleiben
Für Hoff steht nun Zukunftsplanung an: «Das muss ich zu Hause erstmal diskutieren. Ironman, Wildwasser-Paddeln, ich werde dem Kanusport treu bleiben und mich drum kümmern, dass ich im Kanusport mein Geld verdiene», meinte Hoff. Mehr wollte er nicht preisgeben.
Für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) war es nach Bronze durch den Canadier-Zweier mit Sebastian Brendel und Tim Hecker die zweite Medaille. Sechs bis sieben Plaketten waren das Ziel. Beim letzten Finaltag an diesem Samstag müssten dann schon alle Asse – gerade die Paradeboote im Vierer sowie die Einer-Canadier mit Brendel und Conrad Scheibner – stechen.