Kein neuer Vertrag: Ära Messi beim FC Barcelona beendet

Das schier Unvorstellbare ist wahr geworden: Lionel Messi spielt nicht mehr für den FC Barcelona. Offiziell verhinderten die Liga-Regularien die Fortsetzung der einzigartigen Erfolgsgeschichte.

«Auch wenn der FC Barcelona und Lionel Messi eine Einigung erzielt haben und die klare Absicht beider Parteien vorlagen, einen neuen Vertrag heute zu unterzeichnen, kann das wegen finanzieller und struktureller Hindernisse (Regelwerk Spanische Liga) nicht geschehen», schrieb der Verein in einer Mitteilung.

«Beide Seiten bedauern zutiefst, dass die Wünsche des Spielers und des Vereins letztlich nicht erfüllt werden», hieß es weiter vom Verein. Von Messi, der 2000 als 13-Jähriger von Rosario nach Barcelona gezogen war, gab es zunächst kein Statement. So dürfte sich der 34-Jährige seinen Tag nach dem Familienurlaub in Miami und auf Ibiza aber nicht vorgestellt haben.

Und auch die spanischen Fußball-Fans nicht, die 2018 schon den Weggang von Cristiano Ronaldo von Real Madrid verkraften mussten, hatten damit nicht mehr gerechnet. So ziemlich alles hatte auf einen neuen Vertrag hingedeutet, Messi soll auch bereit gewesen sein, auf die Hälfte seines bisherigen Gehalts zu verzichten. Und nun?

«Eine Riesenbombe!», titelten unisono spanische Medien wie «La Razón» und «El Confidencial» oder der TV-Sender «La Sexta» in ihren Online-Portalen. «Messi löst im Weltfußball ein Erdbeben aus», befand «Marca».

Verhandlungen in letzter Minute gescheitert

Die Verhandlungen scheiterten in letzter Minute. Seit dem 1. Juli war er bereits vereinslos und ist es nun weiterhin. Was das auf dem Transfermarkt auslöst, bleibt abzuwarten. Real Mallorca machte jedenfalls auf Twitter Messi ein (nicht ganz ernst gemeintes) Angebot: «Wir haben noch einen Platz frei und können unser Paradies anbieten .. aber die (Nummer) 10 trägt Antonio Sánchez.»

Details, warum es nicht möglich war, die Zusammenarbeit fortzusetzen, nannte der FC Barcelona noch nicht, nur die Andeutung mit den Statuten. Es könnte sich um die Regeln des Financial Fairplay in Messis Wahlheimat handeln. Dabei legt die Liga die Obergrenzen der zulässigen Gesamtsumme bei Gehaltszahlungen der Clubs fest. Die Obergrenze soll sich aus der Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ergeben.

Es könnte aber auch vielmehr sein, dass Messis Wünsche nicht so erfüllt werden sollten, wie er es sich vorstellte und sie sein Vater Jorge in den Verhandlungen vertrat. Das hatten vor der Nachricht vom Scheitern schon spanische Medien berichtet und taten dies danach auch. So soll Messi laut «Mundo Deportivo» sauer gewesen sein, dass der Club den argentinischen Nationalspieler Cristian Romero nicht verpflichtet hat. Mit dem 23 Jahre alten Innenverteidiger, der nun wohl zu Tottenham Hotspur wechselt, hatte Messi jüngst die Copa América gewonnen und seinen ersten wichtigen Titel mit der argentinischen Nationalelf gefeiert.

Wo geht es für Messi nun hin?

Die große Frage ist nun: Wo geht der sechsmalige Weltfußballer hin? Ob er einen Plan B hatte für ein Scheitern der Verhandlungen, ist nicht bekannt. Der katalanische Radiosender RAC1 versicherte, Messi sei ob der gescheiterten Verhandlungen «tief betroffen». Er habe bei Barça bleiben wollen und bisher mit keinem anderen Verein verhandelt.

Nach dem Titel mit Argentinien hatte er sich mit seiner Frau und den drei Söhnen erstmal in den Sonnenurlaub begeben. Sightseeing, Baden, Spaß haben – Messi genoss die Zeit in Florida und auf Ibiza sichtlich, regelmäßig dokumentiert in den sozialen Netzwerken. Am Donnerstagabend war zunächst Funkstille, nachdem Vater Jorge und Barcelona Präsident Joan Laporte letztlich keinen Abschluss bei den Gesprächen erzielen konnten.

Pep Guardiola, sein einstiger Erfolgscoach beim FC Barcelona, und Manchester City wurden und werden immer wieder gehandelt. Die Zeitung «Sport» wollte aber nun schon erfahren haben, dass Manchester City eine Verpflichtung Messis ausschließt. Die Citizens gaben am Donnerstag zudem für Mittelfeldspieler Jack Grealish von Aston Villa laut englischer Medien die Premier-League-Rekordablöse von rund 118 Millionen Euro aus.

Der nächste Kandidat heißt Paris Saint-Germain. Dort würde Messi, der großen Wert auf einen gewissen persönlichen Wohlfühlfaktor legt, wieder mit seinem ehemaligen kongenialen Barcelona-Sturmpartner Neymar zusammen spielen. Zudem wäre er mit Angel di Maria vereint, bei kennen sich seit Jahren aus der Nationalmannschaft. Gleich zwei Argumente – und PSG-Trainer Mauricio Pochettino ist auch noch Argentinier.

Die Trennung hatte sich angedeutet

Messis Weggang aus Barcelona hatte sich eine Zeit lang angedeutet. Vor einem Jahr drängte er massiv, den Club verlassen zu können. Indiskretionen, die ihm und der Mannschaft geschadet hatten, dazu sportliche Tiefschläge wie das desaströse 2:8 im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Bayern München hatten die Beziehung des Ausnahmefußballers mit dem Club nachhaltig beschädigt.

Messi wollte weg, die festgeschriebenen wahnwitzigen 700 Millionen als Ablösesumme und das Veto des damaligen Vereinspräsidenten Josep Bartomeu hinderten ihn aber. Dass später Sturmpartner Luis Suárez verkauft wurde und mit Atlético Madrid den Meistertitel feierte, wirkte auch nicht gerade lindernd auf Messis Missmut.

Im März dieses Jahres kehrte Laporte auf den Posten des Club-Chefs zurück, die Hoffnung wuchs wieder, dass Messi besänftigt und sich für einen weiteren Vertrag entscheiden würde. Laporte war schon mal Präsident gewesen, als Messis Profi-Karriere bei Barça mit 17 Jahren begann. Ende Mai gab der FC Barcelona dann auch noch bekannt, dass Sergio Agüero kommen würde. Die Sache schien dann auch eigentlich klar. Dann aber kam alles anders.

Es ist vorbei, was seinesgleichen im Sport sucht. Neben insgesamt 35 Titeln mit dem FC Barcelona trug sich Messi als bester Torschütze mit 672 Treffern in der 121-jährigen Geschichte des Clubs ein. 778 Spiele bestritt er für den Herzensclub, der ihn 2000 als 13-Jährigen aus Rosario in Argentinien geholt hatte.

Von Jens Marx und Emilio Rappold, dpa