Nach dem Olympia-Drama um die Moderne Fünfkämpferin Annika Schleu sehen Verbände und Sportler Handlungsbedarf und fordern die Anpassung des Reitreglements.
«Entsprechende Änderungen wurden bereits erarbeitet und dem Weltverband (UIPM) vorgeschlagen», teilte der Deutsche Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) mit. Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn sieht mögliche Stellschrauben im Regelwerk.
«Eine Möglichkeit wäre es, den Fünfkämpfern bereits einen Tag vorher die Pferde zuzulosen», sagte Schöneborn in der ARD. Dieser Schritt würde viel verändern. «In dieser Situation waren wir bisher noch nicht, so drastisch ist uns noch nicht vor Augen geführt worden, dass es tatsächlich ein Fehler im Reglement ist.» Die aktuellen Wettkampfbestimmungen erlauben den Sportlerinnen vor dem Ritt nur 20 Minuten, um sich mit dem zugelosten Pferd vertraut zu machen.
Kritik an der Bundestrainerin
Der Gewinn der Goldmedaille war für die Fünfkämpferin Annika Schleu aus Berlin am Freitag greifbar nah gewesen, doch das ihr zugeloste Leih-Pferd Saint Boy verweigerte mehrfach. Die 31-Jährige blieb ohne Punkte und kam am Ende auf Rang 31. Kritik gab es anschließend vor allem am Verhalten der Bundestrainerin Kim Raisner. Sie hatte Schleu lautstark aufgefordert, das Pferd mit der Gerte zu schlagen und so unter Kontrolle zu bringen. Die Tierschutzorganisation Peta sprach von Tierquälerei und forderte die Suspendierung Raisners.
«Ich kann die Sätze nicht nachvollziehen», sagte Lena Schöneborn der «Bild»-Zeitung. Die emotionale Anspannung sei massiv, aber das sei keine Entschuldigung, so die Fünfkämpferin, die 2008 bei den Sommerspielen in Peking Gold geholt hatte.
Der deutsche Weltverbandspräsident der Modernen Fünfkämpfer, Klaus Schormann, wehrte sich gegen Kritik, dass die Pferde nicht optimal präpariert gewesen seien. «Die Pferde sind absolut exzellent», sagte der 75-Jährige. Man habe die Pferde getestet. «Es gibt keine Grundlage für die Sportler, sich zu beschweren.» Es habe nur an ihnen selbst gelegen, wenn sie in einigen Teilen des Wettbewerbs nicht erfolgreich gewesen seien, sagte Schormann.
Der DVMF will sich nun Zeit nehmen, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Allerdings wehrt sich der Spitzenverband entschieden dagegen, dass eine Sportlerin persönlich beschimpft und beleidigt wird. Der Verband wünscht sich «eine konstruktiv-sachliche Debatte rund um den Modernen Fünfkampf», hieß es in der Mitteilung.