Geimpft, getestet, genesen – Corona begleitet den Fußball

Mit kleinem Pflaster auf dem Arm durften die Fans von Borussia Dortmund neben dem DFB-Pokal posieren. Ein kleiner Anreiz für die Impfung gegen das Coronavirus, für die etliche Clubs der Fußball-Bundesliga in den vergangenen Tagen und Wochen Werbung machten – auch zum Selbstzweck.

Die am 13. August mit dem Eröffnungsspiel von Meister FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach beginnende Saison wird weiterhin massiv von der Pandemie beeinflusst. Und das Impfen, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, ist der «Schlüssel zu allem».

In der emotionalen wie politischen Debatte über die Gleichbehandlung von Geimpften, Genesenen und Getesteten geht es für den Profifußball um die Auslastung der Stadien. Und damit auch um das Geld der zahlenden Besucher. Der 1. FC Köln will ab Ende August keine negativen Corona-Tests mehr für den Stadionzutritt akzeptieren. Hoffenheims Geschäftsführer Jan Mayer sieht in solchen Überlegungen dagegen eine «Impfpflicht durch die Hintertür».

Vorerst maximal 25.000 Zuschauer erlaubt

In der Bund-Länder-Schalte am Dienstag gab es einen klaren Beschluss: Sportgroßveranstaltungen dürfen zunächst nur vor maximal 25.000 Zuschauern stattfinden, darin sind sich die Bundesländer einig. Über die sogenannte 3G-Regelung hinaus darf oberhalb einer absoluten Zahl von 5000 Zuschauenden die zulässige Auslastung bei maximal 50 Prozent der jeweiligen Höchstkapazität liegen, jedoch nicht bei mehr als insgesamt 25.000 Zuschauenden, heißt es im Beschlusspapier. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, man sehe, «dass wir uns etwas zutrauen können, zulassen können, aber nicht in jeder Form, weil wir nicht komplett über den Berg sind.»

Watzke hatte zuvor auf Entscheidungen gehofft, die mittelfristig eine Perspektive gäben: «Jetzt ist die Zeit gekommen, mutige Entscheidungen zu treffen, und wo man nicht mehr alles nur damit lösen kann, dass man den Laden abschließt.»

Hohe Zuschauerzahlen für die Clubs wichtig

Mit Sorge schauen die Clubs auf die steigenden Inzidenzen an ihren Standorten. Die Zuschauerzahlen könnten spätestens ab dem zweiten Spieltag wieder reduziert werden. Gladbach erwartet gegen die Bayern 23.000 Fans – finanziell helfen wird den meisten Clubs nur eine deutlich größere Auslastung im Bereich von vor Corona. Eintracht Frankfurt hatte zuletzt klar gemacht, notfalls auch den Klageweg zu bestreiten, um Klarheit in der Zuschauerfrage zu bekommen.

«Wenn ihr wollt, dass wir in absehbarer Zeit so etwas wie Normalität verspüren, wenn ihr wieder ins Stadion wollt, worauf wir sehnlichst warten, dann lasst euch bitte impfen», appellierte Watzke an die BVB-Fans. Der SC Freiburg versprach insgesamt 1100 Freikarten für ein Bundesligaspiel an diejenigen, die sich am Wochenende in der Freiburger Messe erstimpfen lassen. In Deutschland sind inzwischen etwas über 54 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft.

Die Impfquote unter den Profifußballern selbst ist nicht detailliert bekannt. Kurz vor dem Saisonstart sah sich aber die Deutsche Fußball Liga zu einem Rundschreiben mit eindringlicher Impfwerbung veranlasst. «Es steht jedem frei, sich nicht impfen zu lassen – dann muss damit aber auch die Verpflichtung einhergehen, dafür Sorge zu tragen, dass man sich möglichst nicht mit dem Coronavirus infiziert», schrieb DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, wie die «Bild»-Zeitung und der «Kicker» zitierten.

Aufruf zur Impfung

Das System ist fragil. Bei Infektionen innerhalb der Teams drohen Spielabsagen, die im dichten Terminkalender zu weiteren Problemen führen könnten. In der 3. Liga musste der MSV Duisburg wegen Corona-Fällen verspätet starten, in der 2. Liga hatte der SV Darmstadt 98 mit einem wegen einer Quarantäne-Anordnung stark reduzierten Kader zu kämpfen.

«Es sollte im gemeinsamen Interesse liegen, die Leistungsfähigkeit der Clubs als Arbeitgeber nicht zu gefährden und (…) negativem Einfluss auf den sportlichen Wettbewerb im Sinne der Solidargemeinschaft vorzubeugen», schrieb Seifert. Er bat darum, «weiterhin den intensiven Dialog insbesondere mit Ihren Spielern zu suchen, ob und wie mit den pandemiebedingten Herausforderungen umzugehen ist».

Etliche Spieler hatten zuletzt für die Corona-Impfung geworben. «Für dich. Für mich. Für alle. Tu’s auch für deine Mitmenschen», schrieb Nationalspieler Leroy Sané vom FC Bayern beispielsweise bei Twitter. Aus der Bundesliga hatten zuletzt der VfB Stuttgart und der BVB weitere Corona-Fälle vermeldet. Die erste Runde im DFB-Pokal überstanden beide Clubs mühelos.

«Wir sind eigentlich fast komplett durchgeimpft», sagte zuletzt Hertha-Sportchef Fredi Bobic bei Sky. «Es gibt einige Spieler – nicht viele – die sich noch nicht haben impfen lassen. Die müssen weiterhin jeden Tag einen Test machen. Trotzdem versuchen wir sie mit Argumenten zu überzeugen.» Auch der Kölner Geschäftsführer Alexander Wehrle, der sehr für das Impfen eintritt, machte deutlich: «Unser Kader ist praktisch durchgeimpft, daher sind wir recht entspannt.» Der Augsburger Daniel Caligiuri war Ende Juli trotz vollständigen Impfschutzes positiv getestet worden.

Arbeitsschutzkonzept für die Bundesliga

Das überarbeitete medizinisch-hygienische Arbeitsschutzkonzept von Deutscher Fußball Liga (DFL) und Deutschem Fußball-Bund (DFB) für die Saison 2021/22 der Bundesliga und 2. Bundesliga orientiert sich am «GGG-Status» – vollständig geimpft, genesen oder negativ getestet – statt an den Inzidenzwerten. Dieses Konzept hatte die «Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb» Mitte Juli erarbeitet.

«Gegenstand ist der Arbeitsschutz für an der Durchführung des Spielbetriebs und der medialen Begleitung beteiligten Berufstätige», hieß es in einer DFL-Mitteilung. Das Konzept sei daher grundsätzlich unabhängig von den standort-individuellen Konzepten der Clubs für eine Rückkehr von Fans in die Stadien zu betrachten.

Statt einer Orientierung der Maßnahmen und Personengruppengrößen an Inzidenzwerten würden die Inhalte der bundesweit fortschreitenden Immunisierung Rechnung tragen. Beruflich im Stadion tätige Personen erhalten dort vor diesem Hintergrund nur mit «GGG-Status» Zutritt. Für Spieler, Trainer und Betreuer, die nicht geimpft oder genesen sind, sind laut DFL weiterhin regelmäßige Testungen vorgesehen. Die Teams sollen zudem regelmäßig den Status (geimpft oder genesen) bei ihren Profis abfragen und überprüfen.

Der Mund-Nasen-Schutz soll im Stadion permanent getragen werden.  Ausgenommen sind Profis, Trainer, Betreuer und Schiedsrichter sowie Journalisten und Kommentatoren, sofern der Mindestabstand von 1,50 Meter am Platz eingehalten wird beziehungsweise eine Plexiglasbox um den Platz des Kommentators eingerichtet ist.

Von Jan Mies, dpa