Erster Sieg als Bundesliga-Trainer: Van Bommel «sehr froh»

Als ehemaliger Champions-League-Sieger, Vize-Weltmeister und «Aggressive Leader» immer ruhig am Spielfeldrand zu bleiben, ist eine Herausforderung.

«Manchmal möchte man selbst wieder rein. Aber das geht nicht mehr», sagte Mark van Bommel dem ZDF nach seinem ersten Sieg als Bundesliga-Trainer. Sein VfL Wolfsburg gewann mit 1:0 (1:0) gegen den VfL Bochum und der frühere Kapitän des FC Bayern München hatte gute Laune. «Wir haben eine Stunde sehr guten Fußball gespielt. Das war schön anzuschauen. Da habe ich sehr ruhig auf meinem Sessel gesessen.»

Keine Frage, van Bommel hatte in Wolfsburg einen schweren Start. Auch den erfolgreichen Auftakt in die neue Bundesliga-Saison kann der 44-Jährige nicht lange genießen, weil schon am Montag das nachträgliche Aus im DFB-Pokal droht. Dann verhandelt das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes den Wechselfehler von Münster, den zwar der Schiedsrichter oder ein Co-Trainer noch hätten verhindern können, den aber van Bommel als Chefcoach letztlich durchgeführt und deshalb auch zu verantworten hat.

Weghorst trifft

Der VfL hat sich sofort vor seinen neuen Trainer gestellt und ist mit der regelwidrigen Einwechslung von sechs statt der erlaubten fünf Spieler auch sehr selbstironisch umgegangen («Kommt in unsere Arena und überwacht die Wechsel»). Ein wenig entkrampft hat die angespannte Situation aber erst der Sieg gegen Bochum durch – mal wieder – ein entscheidendes Tor von Wout Weghorst in der 22. Minute. «Ich bin nicht erleichtert, aber sehr froh», sagte van Bommel.

Ob er nach seinem Fauxpas im Pokal einen besonderen Druck gespürt habe, wurde der Niederländer noch gefragt. Und bei seiner Antwort kam wieder der Mann durch, den sein früherer Trainer Ottmar Hitzfeld beim FC Bayern immer seinen «Aggressive Leader» nannte: «Druck hat man immer. Und wenn keiner Druck auf dich legt, dann mache ich das selbst», sagte van Bommel. «Unter Druck Erfolg haben zu müssen, ist das Schönste, das es gibt. Deshalb glaube ich auch, dass viele Leute, die im Fußball arbeiten, auch immer im Fußball bleiben wollen.»

Große Fallhöhe

Sein Druck in Wolfsburg kommt allein daher, dass die Fallhöhe so groß ist. Sein Vorgänger Oliver Glasner hat den VfL in die Champions League geführt und ihm ein Team hinterlassen, in dem jeder Spieler nach zwei Jahren genau wusste, wie er sich wann auf dem Rasen zu verhalten hat. Eine kompakte Abwehr, ein schnelles und geradliniges Konterspiel: Die «Wölfe» waren in der vergangenen Saison einer der gefürchtetsten und bestorganisierten Gegner der Liga.

Diese Stärken beizubehalten und um van Bommels Kurzpassspiel zu erweitern: Das ist die Herausforderung, mit der die Mannschaft noch sichtlich fremdelt. Am ersten Spieltag gelang ihr das nach der frühen Roten Karte für den Bochumer Robert Tesche (4.) und einem verschossenen Handelfmeter von Weghorst (5.) eine Stunde lang sehr gut, ehe sich auf dem Platz die Konfusion ausbreitete. «Einige wollten die 1:0-Führung verteidigen, andere wollen das 2:0 schießen. Wir hatten Zweifel, das ist völlig normal und nachvollziehbar», sagte van Bommel. Bis wieder alle das gleiche tun, ist es noch ein weiter Weg. Dafür brauche man noch Zeit, sagte Maximilian Arnold.

Von Sebastian Stiekel, dpa