Das Drama um Christian Eriksen bei der Fußball-EM beschäftigt RB Leipzigs dänischen Nationalspieler Yussuf Poulsen bis heute.
«Das, was mit Christian passierte, überschattet alles», sagte der 27-Jährige im Interview der «Süddeutschen Zeitung». «Und es ist gut, dass wir hier jetzt sitzen und darüber reden können. Denn das bedeutet, dass er wohlauf ist.» Der Däne schilderte eindringlich die Momente nach Eriksens Zusammenbruch während des ersten EM-Spiels seines Teams in Kopenhagen gegen Finnland. Der Spielmacher hatte auf dem Rasen wiederbelebt werden müssen.
«Diese Bilder hatten wir alle tagelang im Kopf», sagte Poulsen. «Die gingen erst wieder weg, als er drei, vier Tage später zu uns ins Trainingscamp kam.» In der Kabine, unmittelbar nach dem Vorfall, standen die Spieler «unter Schock», berichtete Poulsen. «Wir haben eine sehr lange Zeit nur dagesessen. Keiner hat etwas gesagt. Ich könnte nicht mal genau sagen, wann die Frage in den Raum geschoben wurde, ob wir weiterspielen oder nicht. Ich weiß nur, dass wir als Team gesagt haben, dass wir nicht einmal anfangen, darüber zu reden, ehe wir nicht wissen, wie es Christian geht.»
Weiterspielen ein «Fehler»
Über die Teamärzte sei dann die Nachricht gekommen, «dass Christian wieder stabil war». Die dann von der Europäischen Fußball-Union vermeintlich in Absprache mit allen Beteiligten getroffene Entscheidung zum Wiederanpfiff der Partie, die schon während der EM massiv kritisiert worden war, würde heute nicht mehr so fallen. «Wir haben im Mannschaftskreis viel darüber gesprochen, und ich glaube: Es gibt keinen unter uns, der sich nicht ärgern würde, dass wir weitergespielt haben. Es war ein Fehler, Punkt», sagte Poulsen.
Dänemark verlor die Partie mit 0:1. Angeboten war von der UEFA auch der Wiederanpfiff am Folgetag. Eine dritte Möglichkeit, nicht weiterzuspielen und auch keine Zusage für den nächsten Tag zu geben, habe das Team «nicht vor Augen» gehabt, sagte Poulsen. «Wir standen unter Stress und unter Schock. Da gab es in unserem Kopf nur links oder rechts, a oder b. Und da haben wir uns für die bessere von zwei schlechten Möglichkeiten entschieden.»