Tuchels Chelsea-Defensive bremst Klopps Liverpool-Elf

Jürgen Klopp haderte, Thomas Tuchel ballte die Fäuste. Beim rassigen 1:1 (1:1) in Anfield ließen Liverpool und Chelsea erkennen, dass sie in dieser Premier-League-Saison um die Meisterschaft mitspielen wollen – und können.

Nachdem Chelsea mit Romelu Lukaku laut Tuchel sein «fehlendes Puzzleteil» gefunden hat und sich Manchester United mit Superstar Cristiano Ronaldo spektakulär verstärkt hat, zeigte die Klopp-Elf, dass sie für das Titelrennen keine namhaften Neuzugänge benötigt. Auch für Pep Guardiola ist die Transferphase nun wohl abgehakt.

«Hätten wir es besser machen können? Ja!», gab Klopp nach dem aus seiner Sicht etwas enttäuschenden Remis zu. «Aber wir sind noch am Anfang der Saison.» Vor der geräuschvollen Kulisse mit 54.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion hatten die Gäste den besseren Start erwischt. Ein traumhaftes Kopfballtor von Champions-League-Held Kai Havertz (22. Minute) brachte die Blues in Führung – etwas unnötig, wie Klopp befand. «Ich glaube, wie sind uns da alle einig», sagte der Liverpool-Coach, «wir hätten es besser verteidigen können.»

Offensiv-Spektakel

Die Blues und die Reds schenkten sich nichts in diesem unterhaltsamen Offensivduell, bei dem Chelsea bis zum Platzverweis näher am zweiten Tor schien als Liverpool am Ausgleich. Dann sah Reece James kurz vor der Pause die Rote Karte. «Klares Handspiel», meinte Klopp. Tuchel war sich nicht so sicher. «Vielleicht ist es eine Rote Karte, weil er eine Chance verhindert, aber es ist auch ein Abpraller.»

Nach ein paar hitzigen Diskussionen und Provokationen auf beiden Seiten verwandelte Mohamed Salah (45.+5) den fälligen Handelfmeter zum Ausgleich und ließ die berühmte Liverpool-Tribüne The Kop beben. Aus der Überzahl in der zweiten Hälfte konnten die Reds jedoch kein Kapital schlagen. Die starke Chelsea-Defensive um Thiago Silva und Antonio Rüdiger ließ Salah und Co. verzweifeln. «Elf gegen zehn ist kein großer Vorteil bei den Verteidigern, die sie haben», fand Klopp.

Und so durfte sich Tuchel, der nach der Pause obendrein auf den angeschlagenen N’Golo Kanté verzichten musste, als Gewinner fühlen. «Mit purem Willen haben wir die Hitze aus dem Spiel rausgenommen», meinte Europas Trainer des Jahres. «Das war eine Teamleistung vom Allerfeinsten.» Die in England nicht unbemerkt blieb. «Geschickt und klug», lobte die Zeitung «The Telegraph», «körperlich und taktisch flexibel, defensiv entschlossen.» An dieser Mannschaft werden im Laufe der Saison sicher noch viele Gegner verzweifeln.

Man City auf Transfermarkt düpiert

Neben Chelsea, Liverpool und dem aufgerüsteten Rekordmeister Man United ist Titelverteidiger Manchester City wieder Topfavorit auf die Meisterschaft. Auf dem Transfermarkt wurden die Cityzens unter der Woche doppelt düpiert. Erst sagte Guardiolas Wunschspieler Harry Kane ab. Dann entschied sich Ronaldo für die Rückkehr zum Lokalrivalen United. Dass Man City überhaupt Verstärkung braucht, darf spätestens nach dem 5:0 (3:0) gegen Arsenal bezweifelt werden.

Ilkay Gündogan (7.), Ferran Torres (12./84.), Gabriel Jesus (43.) und Rodrigo (53.) deklassierten im Heimspiel die Gunners, die nach drei Niederlagen in drei Spielen und null Toren den letzten Tabellenplatz belegen. Der Druck auf Arsenal-Trainer Mikel Arteta wächst.