Olympiasieger Schmidt fordert Veränderungen im Rudersport

Olympiasieger Richard Schmidt hat sich für grundlegende Veränderungen im deutschen Rudersport stark gemacht.

«In vielen anderen Ländern wird wesentlich professioneller trainiert. Deshalb soll der Bereich künftig auch von Hauptamtlichen geführt werden, mit einem Vorstand und Aufsichtsrat, so wie es in einem Wirtschaftsunternehmen üblich ist», sagte der 34-Jährige im Interview mit der «Welt».

Der sechsmalige Weltmeister, der der erfolgreichste deutsche Achter-Ruderer ist und 13 Jahre hintereinander im deutschen Paradeboot fuhr, hat seine Karriere beendet. Bei den Spielen in Tokio gab es noch mal Olympia-Silber. Der deutsche Verband schnitt in Japan mit nur zwei Silbermedaillen so schlecht ab wie seit Olympia 1956 nicht mehr.

«Wir müssen auch wieder dahinkommen, dass alle Bootsklassen zusammen ins Trainingslager fahren und sich gegenseitig messen. Das Gleiche gilt für das Training an den Stützpunkten mit den Nachwuchskadern. Es gilt viele kleine Stellschrauben anzuziehen, um wieder erfolgreicher zu sein. Der Prozess wird langwierig und schwierig sein», sagte Schmidt.

Schmidt beklagte zugleich eine mangelnde Wertschätzung des Spitzensports in Deutschland. «In anderen Ländern wie in England, Neuseeland, Australien und vielen mehr, ist man megastolz auf Athleten, die ungeachtet ihres Alters noch Weltklasseleistungen vollbringen. Sie profitieren von ihrem Ruhm auch für ihr weiteres Leben, haben durch ihre Erfolge ein gutes Auskommen. Da ist bei uns nicht so ist», sagte Schmidt. Durch das Rudern habe er zwar «ein paar Euro zurücklegen können, aber damit käme ich mit meiner Familie nicht einmal über ein Jahr. Deshalb ist es wichtig, dass ich jetzt so schnell wie möglich beruflich Fuß fasse», sagte Schmidt, der als Wirtschaftsingenieur nun «wieder bei null anfängt.»