Aus DEL-Favoritenduo wird ein Trio – Mannheim sticht heraus

Die Phalanx scheint gebrochen in der Deutschen Eishockey Liga. Viele Jahre lang hieß es zuletzt bei der Frage nach dem Meisterfavoriten: Adler Mannheim oder EHC Red Bull München.

Vor dem Saisonstart am Donnerstag setzen in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur nur noch zwei Trainer auf diese Formel. Auch wenn sich die Mehrheit auf die Adler festlegt, scheint aus dem bisherigen Duo ein Trio geworden zu sein. Auch Titelverteidiger Eisbären Berlin hat nach Meinung vieler Experten erneut eine realistische Chance.

Anders als in den vergangenen Jahren nannten immerhin drei der 15 Trainer die Eisbären auch in einem Atemzug mit den üblichen Verdächtigen Mannheim und München. Eisbären-Coach Serge Aubin erklärte zudem die Titelverteidigung zum Saisonziel. «Diese Frage zu beantworten ist schwer. Aber ohne sich selbst Ziele zu setzen, wird man nichts erreichen. Von daher wollen wir unser letztes Spiel gewinnen», sagte der Meistercoach vor dem Auftakt am Donnerstag im Spitzenspiel gegen München (19.30 Uhr/Sport1 und MagentaSport), zu dem nun auch wieder Zuschauer zugelassen sind. Rund 6500 Eishockey-Fans könnten wieder dabei sein.

München will den Titel

Forsche Ansagen kamen ansonsten nur von zwei Trainern. Einigermaßen erwartbar war das von Münchens Coach Don Jackson vorgetragene Ziel: «Wir werden Meister. Das ist unser Anspruch.» Dafür muss sich der EHC indes steigern. In der Vorsaison, die coronabedingt stark verkürzt und ohne Zuschauer stattfand, scheiterte der vom österreichischen Brauseunternehmen großzügig finanziell unterstützte Club bereits im Playoff-Viertelfinale am ERC Ingolstadt. Zumindest auf dem Papier ist Münchens Kader nicht unbedingt besser geworden, auch auf der wichtigen Torhüterposition scheinen Mannheim und Berlin deutlich besser besetzt zu sein.

Personell aufgerüstet haben die Iserlohn Roosters, was deren Coach Brad Tapper zu einer bemerkenswerten Aussage veranlasste. «Da wir jedes Spiel gewinnen wollen, ist es die logische Konsequenz, dass die Iserlohn Roosters deutscher Meister werden», sagte der 43 Jahre alte Kanadier. Das war mutig und eine Einzelmeinung. In der DEL kamen die Sauerländer bislang nie über das Playoff-Viertelfinale hinaus.

Realistischer ist da die Favoritenrolle der Adler Mannheim. Die Mehrheit der DEL-Coaches sieht das Team von Trainer Pavel Gross vorne. Gross gibt sich nach dem bitteren Halbfinal-Aus im Frühjahr gegen Wolfsburg noch zurückhaltend, doch sein Ziel ist klar: «Wir wollen natürlich auch ein Wörtchen im Kampf um die Meisterschaft mitreden.» Fünf Trainer legten sich zudem auf die Adler fest.

Starke Adler-Neuzugänge

Dies liegt vor allem auch an den bemerkenswerten Neuzugängen nach der Enttäuschung des Vorjahres. «Sicherlich wird jeder Club in Zeiten der Pandemie auch so haushalten, dass er wirtschaftlich in der Lage ist, die Saison zu bestreiten», sagte Geschäftsführer Daniel Hopp, Sohn des SAP-Gründers Dietmar Hopp, angesprochen auf die Aktivitäten der Adler, obschon nach wie vor kein Team eine Saison seriös mit Zuschauern durchplanen kann.

Zum Saisonstart dürfen die Adler nur etwa die Hälfte der rund 14.000 Zuschauer fassenden SAP-Arena mit Anhängern besetzen. Doch dank der Millionen des Software-Giganten lassen sich trotz aller wirtschaftlichen Sorgen auch Zugänge wie Ex-NHL-Verteidiger Korbinian Holzer, die Ausnahmestürmer Borna Rendulic als Rückkehrer oder Nigel Dawes vom KHL-Club Ak Bars Kasan finanzieren. In Lean Bergmann und Tim Wohlgemuth kamen zudem neben Holzer weitere Nationalspieler und im 21 Jahre alten Ruslan Ischkakow ein hoch gelobtes russisches Top-Talent.

Die Meinung von Augsburgs Trainer Mark Pederson überrascht somit nicht: «Die Adler Mannheim sind mein Favorit. Sie verfügen über eine unglaubliche Tiefe im Kader und sind nach dem Scheitern im Halbfinale vergangene Saison sicher hungrig auf Erfolg.»

Von Carsten Lappe, dpa