Die deutschen Volleyballer haben sich bei ihrem Umzug von Estland nach Tschechien am Freitag einiges an Arbeit mitgenommen.
Nach dem fehlerhaften und erst im Tiebreak gewonnenen Spiel gegen die Slowakei ist im EM-Achtelfinale am Sonntag (19.00 Uhr/Sport1+) gegen Bulgarien in Ostrau eine Leistungssteigerung nötig, soll die Reise weitergehen. «Das ist kein einfaches Los», kommentierte DVV-Sportdirektor Christian Dünnes. «Aber es war klar, dass wir einen sehr starken Gegner bekommen.» Die beiden Kontrahenten sieht der frühere Nationalspieler etwa gleichauf. «Wir haben in der Vergangenheit extrem viele und harte Spiele gegen Bulgarien gemacht und oft verloren. Wir hoffen, dass es diesmal gut für uns ausgeht.»
Das Slowakei-Spiel dient da eher als Warnung. Nach einem bis dahin überzeugenden Europameisterschafts-Turnier mit nur einer Niederlage gegen Olympiasieger Frankreich leistete sich die Mannschaft von Bundestrainer Andrea Giani im fünften und letzten Gruppenspiel am Vorabend zahlreiche Fehler. «Das hatten wir uns anders vorgestellt», gab Topscorer Georg Grozer zu. «Wir müssen das analysieren und abstellen.»
Bulgarien anderes Kaliber
Denn in Ostrau, wo die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nach ihrem Charterflug am Nachmittag landete, wartet ein anderes Kaliber. Der Tabellendritte aus dem schweren Pool B mit den beiden Topteams Italien und Slowenien, der bislang eine 3:2-Bilanz aufweist, genießt den Vorteil, dass er schon am Ort des Geschehens weilt.
Selbstbewusstsein konnten die Deutschen aus ihren bisherigen Auftritten durchaus schöpfen. Vor allem der Aufschlag erwies sich, von der Krise gegen die Slowakei abgesehen, meist als wirkungsvolle Waffe. In der Offensive können sie sich wieder auf Diagonalangreifer Grozer verlassen, der seine Karriere im Nationalteam nach der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 beendet, aber dann zum wiederholten Mal Lust auf eine Rückkehr bekommen hatte.
Giani rotierte
Als Giani neben dem 36-Jährigen auch weitere Stammkräfte gegen Frankreich pausieren ließ, hielten die Nachwuchskräfte aus der zweiten Reihe wie Grozers Positionskollege Linus Weber den Erwartungen stand und lieferten dem Favoriten einen spannenden Kampf. Schon vor der EM hatte der italienische Coach angekündigt, möglichst vielen Akteuren in seinem Kader Einsatzmöglichkeiten zu geben. Neben dem Variantenreichtum hat der frühere Weltklassespieler dabei auch die Zukunft im Blick. Insgesamt, so folgerte Giani, sei die EM-Leistung bisher «positiv» zu bewerten.
Kapitän Christian Fromm sieht das eigene Team auf Kurs. «Das Achtelfinale war das Mindestziel», sagte der 31-Jährige. «So können wir weitermachen.» Vor vier Jahren hatten die Deutschen die kontinentalen Titelkämpfe mit einer Silbermedaille abgeschlossen und waren im Finale Russland nur knapp unterlegen gewesen. Zwei Jahre später folgte bereits im Viertelfinale das Aus. Einen weiteren Umzug würden die Deutschen begrüßen: Die Halbfinals und Medaillenspiele werden in Polen ausgetragen.