Messi, Ronaldo, TV-Revolution: Neue Champions-League-Dynamik

Lionel Messi soll bei Paris Saint-Germain das letzte Puzzlestück auf der Jagd nach dem berühmten Henkelpott sein, Cristiano Ronaldo will für seinen alten Rivalen als heimgekehrter Sohn mit Manchester United der Spielverderber sein – und die Fans brauchen für den vollen Genuss neue TV-Abos.

Nach dem letztlich peinlich verpufften Getöse um die Super League startet der Klassiker Champions League am Dienstag in die neue Saison.

Das als Topspiel angesetzte Duell zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern München hätte noch im vergangenen Jahr die Fans euphorisiert. Doch ohne den zu PSG abgewanderten Superstar Messi ist Barça schlicht der X-Faktor abhanden gekommen. «Messi fehlt für das Gesamterlebnis», gab Nationalspieler Thomas Müller zu. Man könne die Mannschaft deshalb überhaupt nicht einschätzen.

Hohe Münchner Ambitionen

Die Ambitionen der Münchner sind trotzdem hoch, alles andere als der Gewinn der Königsklasse dürfte als Enttäuschung verbucht werden. Ex-Sportvorstand Matthias Sammer ist jedenfalls von der Qualität des deutschen Rekordmeisters überzeugt. «Insgesamt haben die Bayern eine Mannschaft, mit der sie mit allen Großen konkurrieren können. Wenn alles passt, sind sie einer der Favoriten», sagte der 54-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Sammer ist als Experte bei Amazon Prime Video im Einsatz. Und da ist man auch schon bei den Herausforderungen für die Fans. Denn der langjährige Platzhirsch Sky ist in Sachen Champions League aus dem Rennen. Will man das Premiumprodukt der Europäischen Fußball-Union (UEFA) komplett sehen, muss man neben dem Internethändler Amazon den Streamingdienst DAZN abonnieren. Bei Amazon läuft jeweils das Topspiel am Dienstag auf Prime Video, sprich zum Auftakt die Bayern. Immerhin: Obwohl man weiterhin zwei Abos benötigt, wird es günstiger für die Fans.

FCB und BVB zum Auftakt ohne Fans

Die dürfen zudem auch wieder zu Auswärtsspielen reisen. Zumindest manchmal. Grundsätzlich hat die UEFA Gästefans zugelassen, dies allerdings an die behördlichen Auflagen am jeweiligen Spielort geknüpft. Das führt dazu, dass die Bayern-Fans in Barcelona ebenso draußen bleiben müssen wie die Dortmund-Anhänger beim Spiel in Istanbul gegen Besiktas am Mittwoch. Dagegen bieten Wolfsburg und Leipzig für ihre Spiele in Lille und bei Manchester City sogar Fan-Reisen an.

Ein sportliches Spektakel dürfte die Champions League ohnehin wieder werden. Das liegt vor allem an den neuen Clubs der Protagonisten, allen voran Messis neue Heimat Paris, das in der Gruppenphase auf Leipzig trifft. Sammer ist jedoch skeptisch, ob es schon für den Titel reicht. Er sei «gespannt, ob sie sich als Mannschaft finden». «Nur dann gehören sie auch zu den Favoriten», sagte Sammer. Allerdings: Wenn Messi mal einen schlechten Tag hat, stehen Neymar und Weltmeister Kylian Mbappé bereit.

Große Erwartungen in Manchester

Bei Leipzigs Auftaktgegner Manchester City ist die Sehnsucht auf den Sieg der Champions League mindestens genauso groß wie in Paris. Trainer Pep Guardiola hat bereits seinen Abschied nach Vertragsende 2023 angedeutet, seine Ära dürfte ohne den Gewinn der Königsklasse als unvollendet gelten.

Große Erwartungen gibt es auch beim Stadtrivalen dank Ronaldo, der in seinem ersten Einsatz gleich doppelt traf. «Sehr gespannt bin ich auch auf Man United. Cristiano Ronaldo und Jadon Sancho – das klingt vorne schon mal gewaltig», sagte selbst Sammer. Zum Favoritenkreis gesellen sich Jürgen Klopps FC Liverpool und Titelverteidiger FC Chelsea mit Trainer Thomas Tuchel. Es könnte somit eine sehr englischlastige Champions League werden.

Der UEFA dürfte es nicht ungelegen kommen, dass Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin nicht zum Favoritenkreis zählen. Schließlich wollen diese Clubs das vor Monaten vorerst gescheiterte Projekt einer Super League noch immer nicht aufgeben. Aus deutscher Sicht sollten neben den Bayern auch Dortmund und Wolfsburg ihre Gruppenphase überstehen. Für Leipzig ist realistisch betrachtet der dritte Platz hinter Man City und PSG das Ziel.

Von Tom Bachmann und Christoph Lother, dpa