Vize-Europameisterin Liane Lippert wirkte völlig ausgelaugt. Geschwächt und kränklich war die 23 Jahre alte Radsportlerin beim Straßenrennen in Flandern vorzeitig ausstiegen, mit dem Traum von einer WM-Medaille klappte es nicht.
«Es war überraschend, dass es Liane nicht gut ging. Sie hatte eigentlich eine super Form, ist eine ganz starke Fahrerin», sagte Mixed-Weltmeisterin Lisa Brennauer, die beim überraschenden Gold-Coup von Elisa Balsamo aus Italien als beste Deutsche Neunte wurde.
Die 33 Jahre alte Brennauer machte ihrer Teamkollegin im extrem dicht gedrängten Zielbereich Mut: «Man hat es nicht in der Hand. Liane kränkelt ein bisschen. Hoffen wir mal, dass sie das schnell wegsteckt. Sie hat noch so viele Weltmeisterschaften vor sich.» Lippert selbst entschwand aus der Interview-Zone, ohne sich über ihren körperlichen Zustand und die verpasste Chance auf den 157,7 Kilometern von Antwerpen nach Löwen zu äußern. Im Vorjahr hatte sie noch Rang fünf beim WM-Rennen belegt.
Balsamo «komplett spachlos»
Die neue Weltmeisterin Balsamo genoss derweil in der spätsommerlichen Sonne vor zehntausenden Zuschauern ihren Triumph. Mit Regenbogentrikot und Maske stand sie auf dem Siegerpodium und lauschte der italienischen Hymne. «Ich bin komplett sprachlos, das ist unglaublich. Das war ein absoluter Traum für mich nach einer so langen und anstrengenden Saison», sagte die 23-Jährige. «Am Ende haben zwei ganz Große um den Sieg gekämpft. Da werden heute die Italienerinnen feiern», fügte Brennauer an.
Die Niederländerin Marianne Vos, die Silber holte, stand trotz der erreichten Medaille sinnbildlich für den missglückten Gold-Anlauf der dominierenden Niederländerinnen, die erstmals seit 2016 wieder im Straßenrennen der Frauen besiegt wurden. Bronze eroberte im Schlusssprint überraschend Katarzyna Niewiadoma aus Polen. Top-Fahrerinnen wie Annemiek van Vleuten oder Titelverteidigerin Anna van der Breggen, die diesmal als Helferin einsprang, gingen leer aus.
Brennauer sagte: «Ich hatte persönlich einen guten Tag, leider aber nicht alle aus unserer Mannschaft.» Das Gesamtresultat ist für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ein eher ernüchterndes, wie auch die Tagesneunte bilanzierte. «Ich denke, dass Platz neun nicht das ist, was wir erreichen wollten und auch konnten.» Ihr selbst habe am Ende aber einfach die Kraft gefehlt. Die Titelkämpfe von Flandern enden am Sonntag (ab 10.20 Uhr/Eurosport) mit dem 267,7 Kilometer langen Straßenrennen der Männer. Dort startet Nils Politt als Kapitän des deutschen Teams.