Bei Ricarda Funk kullerten die Tränen. Und Elena Lilik fasste sich immer wieder ungläubig an den Kopf, sank in die Knie, um dann endlich einen erlösenden Freudenschrei loszuwerden.
Die Emotionen der beiden neuen Kanuslalom-Weltmeisterinnen nach den Gold-Fahrten im Kajak- beziehungsweise Canadier-Einer bei den Titelkämpfen im slowakischen Bratislava sagten mehr über die Kraft- und Nervenakte aus, als es den beiden vorher anzusehen war. Funk krönte eine in der Geschichte einmalige Saison mit Olympiasieg und WM-Gold. Lilik, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Apel, löste am Sonntag sensationell ihre Teamkollegin Andrea Herzog als Champion ab. Die Olympia-Dritte aus Leipzig war überraschend im Halbfinale gescheitert.
«Ich bin megahappy. Ich habe so hart dafür gearbeitet. Und dass ich nun diese Saison so beenden darf, ist einfach der Wahnsinn», sagte die für Bad Kreuznach startende Funk, die in Augsburg lebt und trainiert. Anders als ihre Dauerkonkurrentin, die australische Ausnahme-Kanutin Jessica Fox, zeigte Funk keine Nerven, paddelte sich souverän mit Bestzeit ins Finale und war dort erneut die Schnellste.
Jetzt Urlaubsreif
«Es ist verrückt, ich war so im Fluss bei meinem Rennen und dann sah ich die Zeit im Ziel und ich war einfach nur glücklich», sagte Funk. Nach einmal Silber und zweimal Bronze bei Weltmeisterschaften gab es nun den Titel. «Es war ein wirklich langes Jahr. Das Ziel waren die Olympischen Spiele und jetzt die Weltmeisterschaften, aber jetzt bin ich definitiv reif für einen Urlaub. Ich werde direkt von Bratislava aus losfahren», sagte Funk. Ihr gelang ein vermutlich einmaliger Triumph, der durch die einjährige Verschiebung der Sommerspiele möglich wurde. Denn im Olympia-Jahr findet eigentlich keine WM statt.
Elena Lilik kam aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Einen Tag vor ihrem sensationellen Gold-Coup hatte sie schon völlig überraschend hinter ihrer Zimmerkollegin Funk Silber gewonnen. Solche Ergebnisse in beiden Disziplinen gelangen vor ihr nur Fox, die diesmal aber schwächelte. Die 23-jährige Augsburgerin nutzte dies mit beeindruckenden Leistungen. «Es ist nicht zu beschreiben. Ich glaube, mein Kopf hat entschieden. Im Kopf habe ich mir eigentlich nur die ganze Zeit gesagt, dass gekämpft wird bis zum Schluss, egal wie gut oder schlecht eine Passage laufen mag», erzählte Lilik.
Einen versöhnlichen WM-Abschluss für die Männer gab es durch Franz Anton. Der Leipziger paddelte in Abwesenheit des Olympia-Dritten Sideris Tasiadis im Canadier-Einer zu Bronze, nachdem er 2018 schon den Titel gewonnen hatte. «Wir haben uns ganz fokussiert auf diese WM vorbereitet. Bronze ist dafür der verdiente Lohn und es zeigt, dass man Franz nie abschreiben sollte», sagte Antons Heimtrainer Felix Michel. Die Kajak-Herren Noah Hegge (5.), Stefan Hengst (6.) und der Olympia-Dritte Hannes Aigner (9.) blieben ohne Edelmetall.