Pascal Ackermann war trotz der Sprint-Niederlage bester Laune fühlte sich bei seiner Analyse im Röntgen-Hörsaal der Technischen Universität Ilmenau in die Schulzeit zurückversetzt.
«Das ist ja wie im Chemiesaal. Haben wir etwas da für ein Experiment?», scherzte der Radprofi nach der zweiten Etappe der Deutschland Tour. Der Pfälzer hatte trotz seines dritten Platzes gut lachen, schließlich verteidigte er das Rote Trikot des Gesamtersten gerade noch mit zwei Sekunden Vorsprung.
Bauhaus hauchdünn am Sieg vorbei
«Jetzt bin ich schon mal einen Schritt weiter als die letzten Jahre. Sonst habe ich immer auf der zweiten Etappe alles verloren. Jetzt können wir zufrieden sein», sagte Ackermann, der gegen Tagessieger Alexander Kristoff dieses Mal keine Chance hatte. Der norwegische Routinier, den Kälte und Wind am Freitag nichts anhaben konnte, macht übrigens im kommenden Jahr beim UAE-Team für Ackermann Platz.
Wenige Zentimeter zum Sieg vor heimischem Publikum fehlten indes seinem Landsmann Phil Bauhaus. Nach 180,6 Kilometern von Sangerhausen nach Ilmenau wurde der 27-Jährige aus Bocholt noch hauchdünn von Kristoff übersprintet. «Heute kann ich nicht so böse sein. Es war ein schweres Rennen, eine schwere Runde. Ich habe gute Beine, aber die letzten 100 Meter bin ich komplett eingegangen. Wir haben ein starkes Rennen gefahren, aber am Ende war nicht mehr drin», bilanzierte Bauhaus.
Ackermann hat Gesamtwertung im Blick
«Es war ein sehr technisch anspruchsvolles Finale und schwierig mit den nassen Straßen. Wir haben einen guten Job gemacht und ich bin sehr froh, hier gewonnen zu haben», befand indes Kristoff.
Ackermann, am Donnerstag noch strahlender Auftaktsieger in Schwerin, hat nun die Gesamtwertung im Blick. «Ich habe jetzt schon mal 14 Sekunden zu den Bergfahrern. Für mich wäre es ein Traum, das Gesamtklassement zu gewinnen.» Und zur Not ist noch Teamkollege Nils Politt in aussichtsreicher Position.
Leiden mussten auf dem Teilstück von Sachsen-Anhalt nach Thüringen bei Wind und Regen alle Fahrer. «Es war einfach nur kalt und ein zäher Tag befand Ackermann: «Man kann auch mal einen schlechten Tag haben, auch wenn der heute gar nicht so schlecht war.»
Rick Zabel ausgestiegen
Beendet ist das Rennen nach einem Sturz auf einer Kopfsteinpflasterpassage indes für Rick Zabel, Teamkollege von Sprint-Routinier André Greipel und dem vierfachen Tour-Sieger Chris Froome. «Ich habe es nach dem Sturz noch einmal probiert, musste aber einsehen, dass ich den Lenker nicht mehr richtig festhalten konnte. Ich gehe aber davon aus, dass es nur Prellungen sind», sagte Zabel der ARD kurz vor dem Röntgen im Krankenhaus in Ilmenau.
Am Abend gab Zabel auf Instagram Entwarnung und schrieb: «Die Untersuchung im Krankenhaus zeigte keine Knochenbrüche, aber ich hatte zu große Schmerzen, um das Rennen fortzusetzen.» Greipel und Froome kamen bei dem Sturz im Hauptfeld auch zu Fall, konnten die Etappe aber fortsetzen und beenden.
Diskussionen hatte die Etappe im Vorfeld der Rundfahrt erzeugt, da sie ursprünglich nahe der Gedenkstätte Buchenwald über die von KZ-Häftlingen gebaute «Blutstraße» führen sollte – sogar eine Bergwertung war hier geplant. Nach öffentlicher Kritik wurde die Streckenführung jedoch geändert.
Das dritte Teilstück der viertägigen Rundfahrt führt am Samstag über 193,9 Kilometer von Ilmenau nach Erlangen. Der Gesamtsieger wird am Sonntag in Nürnberg gekürt, wo das Rennen nach insgesamt 720,5 Kilometern zu Ende geht.