Ein riskant platzierter Bergekran am Streckenrand hat bei den Formel-1-Fahrern in Japan für viel Ärger gesorgt und eine neue Sicherheitsdebatte ausgelöst.
«Das war das Schlimmste, was ich in den letzten Jahren gesehen habe. Ich hoffe, das war das letzte Mal und passiert in keiner Rennserie jemals wieder», sagte der erzürnte Mexikaner Sergio Perez.
Der Red-Bull-Fahrer sprach den meisten Piloten aus dem Herzen, nachdem der Franzose Pierre Gasly nur knapp an dem Abschleppfahrzeug vorbeigefahren war und danach in Rage geriet. Allerdings war der 26-Jährige verbotenerweise selbst viel zu schnell unterwegs.
«Was macht dieser Traktor auf der Strecke», brüllte der Alpha-Tauri-Fahrer am Boxenfunk zu seinem Team: «Ich bin direkt daran vorbeigefahren. Das ist nicht zu akzeptieren. Denkt dran, was passiert ist. Ich kann das nicht glauben.» Er habe sich in dieser Situation umbringen können, fluchte er später und lief sauer durch das Fahrerlager.
Erinnerungen an Horror-Unfall von Bianchi
Gasly erinnerte an den 5. Oktober 2014. Vor acht Jahren war sein guter Freund Jules Bianchi im Regen von Suzuka bei einem Horror-Unfall unter einen Abschleppkran gekracht. Er hatte sich schwerste Kopfverletzungen zugezogen, im folgenden Sommer 2015 war Bianchi an den Folgen gestorben. Es war der bislang letzte Todesfall der Formel 1.
«Ich weiß nicht, ob man da noch viel dazu sagen kann», sagte Ex-Weltmeister Sebastian Vettel: «Wir haben hier vor acht Jahren einen ganz tragischen Unfall gehabt. Jules hat sein Leben verloren und ich weiß nicht, wie so etwas passieren kann.»
Es gehe einfach nicht, dass ein Servicefahrzeug auf die Strecke geht, wenn dort noch Autos unterwegs sind. Ganz egal, mit welcher Geschwindigkeit diese fahren würden. «Es kann nicht sein, wir hatten heute einfach nur Glück», sagte der 35-jährige Vettel von Aston Martin.
Weltverband belegt Gasly mit Strafe
Nach dem Start des Großen Preises ereignete sich der Zwischenfall mit Gasly und dem Bergekran in der zweiten Runde. Allerdings war das Rennen zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Roten Flagge unterbrochen worden. Gasly wollte aber noch zum Feld aufschließen und fuhr nach einem Boxenstopp an dieser Stelle mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit.
Der Weltverband leitete eine Untersuchung ein und belegte Gasly nachträglich mit zwei Strafpunkten und einer 20-Sekunden-Strafe, weil er eben trotz Roter Flaggen an einer Stelle verbotenerweise sogar 251 Stundenkilometer auf der nassen Piste gefahren war.
Der Franzose hätte extrem vorsichtig agieren müssen, auch weil er wusste, dass es an der Stelle eine Runde zuvor einen Unfall gegeben hatte. Ihm hätte klar sein müssen, dass zumindest die Chance bestand, dass Bergungsfahrzeuge oder Personen auf dem Kurs sind.
Seine Kollegen teilten allerdings trotz seines Fehlers den Ärger von Gasly. «Wir werden darüber sprechen müssen, warum dieser Kran auf der Strecke war», sagte Williams-Pilot Alexander Albon bei Sky.
Der Automobil-Weltverband Fia kündigte eine «gründliche Überprüfung der Ereignisse» im Zusammenhang mit dem Einsatz des Bergungsfahrzeuges an. «Dies ist Teil der üblichen Nachbesprechung und Analyse aller Zwischenfälle im Rennen, um eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und Verfahren sicherzustellen», hieß es in einer Mitteilung.