Julian Alaphilippe kostete seinen nächsten Gold-Coup voller Freude aus. Auf dem Beifahrersitz des Teamwagens groovte der Mann im Regenbogentrikot zu «I just can’t enough» von Depeche Mode, der große Triumph im radsportverrückten Belgien zementiert seinen Status des Franzosen als Sportgröße weiter.
«Letztes Jahr war ein Traum für mich. Ich war sehr motiviert, diesen Triumph zu wiederholen», sagte Alaphilippe, der in Imola 2020 und in Löwen 2021 auf ähnliche Art und Weise gewann – nämlich mit einem furiosen Solo in der finalen Phase des WM-Straßenrennens.
Das belgische Publikum, das Favorit Wout van Aert gewinnen sehen wollte, reagierte teilweise erbost auf die sportliche Höchstleistung des 29 Jahre alten Alaphilippe. Schon bei der Zieleinfahrt flogen vereinzelt Bierbecher in Richtung der Strecke, auch danach wurde die Atmosphäre des aufgeladenen belgischen Publikums nicht zwingend freundlicher.
«Es gab viele Anhänger der Belgier, und sie baten mich, mal langsamer zu machen. Es waren keine besonders netten Worte, aber es hat mir mehr Motivation gebracht», berichtete Alaphilippe, der vor dem Niederländer Dylan van Baarle und Michael Valgren aus Dänemark siegte. Die hochambitionierten Lokalmatadoren um van Aert und Supertalent Remco Evenepoel gingen trotz der massiven Fan-Unterstützung leer aus.
BDR wartet weiter auf Titel im Straßenrennen
Das galt auch für das Team des Bund Deutscher Radfahrers (BDR). Kapitän Nils Politt agierte couragiert, doch seine frühen Attacken zahlten sich nicht aus. «Ich bin offensiv gefahren, aber an den Anstiegen haben meine Beine nicht den Druck auf die Pedale bekommen, den ich wollte. An den entscheidenden Punkten lief es nicht», sagte der Kölner, der Rang 16 belegte. Sprinter Pascal Ackermann und Klassikerfahrer Maximilian Schachmann stiegen vorzeitig aus, Routinier John Degenkolb trug bei einem heftigen Sturz leichtere Blessuren davon.
Im Straßenrennen wartet der BDR seit Rudi Altig 1966 auf einen Titel bei den Profis und seit André Greipel 2011 auf eine Medaille. Dafür gab es in den Tagen von Flandern diesmal andere Erfolgserlebnisse. Neben zwei Juniorenmedaillen glänzte vor allem Mixed-Gold im letzten Profirennen von Routinier Tony Martin. Neben dem 36-Jährigen waren Nikias Arndt, Max Walscheid, Mieke Kröger, Lisa Klein und Lisa Brennauer Teil der Staffel, die in Brügge siegte. Im Vorjahr war der BDR noch ohne WM-Medaille aus Italien abgereist.