Alarmstufe Rot: FC Bayern droht Königsklassen-K.o.

Nach dem schweren Wirkungstreffer in Leverkusen droht Trainer Thomas Tuchel mit einem taumelnden Bayern-Team auch noch ein früher K.o. in der Champions League.

Der deutsche Rekordmeister verlor im Stadio Olimpico gegen Außenseiter Lazio Rom nach einer verkrampften Leistung mit 0:1 (0:0) und muss um den Einzug ins Viertelfinale bangen. Die erste titellose Fußball-Saison seit 2011/12 bahnt sich an.

Ein mit Rot und Foulelfmeter bestraftes Einsteigen von Abwehrspieler Dayot Upamecano im Strafraum gegen Lazio-Angreifer Gustav Isaksen führte zur nächsten bitteren Niederlage. Der Ex-Dortmunder Ciro Immobile verwandelte in der 69. Minute nervenstark vom Punkt gegen den chancenlosen Bayern-Torwart Manuel Neuer. In Unterzahl waren die Bayern zu keiner Wende fähig. Im Rückspiel am 5. März muss eine deutliche Steigerung her.

Dass Trainer Thomas Tuchel nach dem 0:3 im Liga-Topspiel bei Bayer Leverkusen zum bewährten Spielsystem und einer Elf mit den Antreibern Thomas Müller und Joshua Kimmich zurückkehrte, zeigte Wirkung. Sie schlug sich aber trotz viel Ballbesitz nicht in Toren nieder. Gerade den Offensivkräften um Harry Kane, Leroy Sané und auch Jamal Musiala fehlt es aktuell unübersehbar an Form und Esprit.

«Ich hoffe, dass wir ohne Rucksack spielen», hatte Tuchel kurz vor dem Anpfiff bei DAZN gesagt. Über weite Strecken wirkte das erneut fehlerbehaftete Spiel der Münchner aber wieder wie schwere Arbeit.

Kimmich, der es früh mit einem Schuss versuchte (2.), und Müller, der wenig später Kane eine Chance auflegte (7.), versuchten von Beginn an, das Spiel an sich zu reißen. Wie der gesamten Mannschaft war den beiden Anführern aber anzusehen, das nach schweren Tagen in der Bundesliga die Leichtigkeit fehlte. Zumal Lazio sich zu Beginn auf die Defensive beschränkte und kaum Interesse zeigte, zu gestalten und den Bayern damit Räume zu bieten.

Ein Freistoß von Sané, der weit von seiner Form der Hinrunde entfernt spielte, verfehlte das Tor nur knapp (32.). Der Abschluss von Musiala nach guter Einzelleistung (40.) wäre normalerweise kaum herauszuheben, gehörte aber an diesem Abend zu den wenigen Münchner Chancen zur Führung in der ersten Halbzeit. Tuchel verfolgte die Begegnung mal im Stehen, mal im Sitzen mit kritischem Blick.

Die Bayern-Abwehr um Upamecano und Minjae Kim war in der ersten Halbzeit kaum gefordert. Die Lazio-Mannschaft von Trainer Maurizio Sarri beschäftige die Gäste – anders als Leverkusen vor vier Tagen – vor allem mit Pressing, nicht aber mit gefährlichen Offensivaktionen. Ausnahmen waren der Schuss von Luis Alberto, der knapp am Tor von Neuer vorbeiging (22.), und der von Isaksen, der noch deutlicher das Ziel verfehlte (37.).

«Lazio wird das meiste aus der Außenseiterrolle machen», hatte Tuchel prophezeit – und sollte recht behalten. Der Tabellensiebte der Serie A blieb, angetrieben vom lautstarken Heimpublikum, ein unbequemer Gegner – und war zu Beginn der zweiten Halbzeit plötzlich torgefährlich. Nach einem Fehler von Upamecano kam der Ball zu Isaksen, der aber zu zögerlich abschloss und an Neuer scheiterte (48.). Lazio spürte jetzt, wie verwundbar die Bayern sind.

Tuchel hatte da schon leicht umgestellt, Musiala ins Zentrum hinter Kane beordert, Sané nach links und Müller nach rechts. Wirklich beflügeln konnte die Maßnahme das Bayern-Spiel aber nicht. Dann leitete Upamecano mit seinem klaren Foul an Isaksen im Strafraum den nächsten Rückschlag ein: Immobile lies die Fans in Rom jubeln. Mit einem Mann weniger wurde die Aufgabe für die Münchner noch schwerer. In der Schlussphase drängte Lazio sogar noch auf das zweite Tor.

Von Klaus Bergmann und Jan Mies, dpa