Der Poker ist eröffnet, wenn auch nicht offiziell. Die ersten Sondierungsgespräche gab es längst – und der Plan von Ex-DFL-Boss Christian Seifert für einen neuen Sport-TV-Anbieter zusammen mit dem Medienkonzern Axel Springer trifft bei den Profiligen außerhalb des Fußballs auf großes Interesse.
«Selbstverständlich reden wir mit denen», sagte Stefan Holz der Deutschen Presse-Agentur. Der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga betonte: «Wenn Christian Seifert und Springer so etwas anpacken, dann kann man sich schon sicher sein, dass da Substanz hinter steckt.»
Seifert und Springer wollen einen Streaminganbieter für Handball, Basketball, Eishockey und andere Sportarten aufbauen. Das verspricht vor allem für die drei größten Ligen nach der Fußball-Bundesliga verlockende Perspektiven und Verhandlungspositionen, die sie bei den Gesprächen mit den bisherigen Partnern gewinnbringend nutzen können.
DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sagte der dpa, dass die neuen Interessenten für das Eishockey und die Liga «eine sehr gute Nachricht» seien. «Es zeigt, dass wir ein sehr wertvolles Produkt haben, wenn sich zwei Akteure, die sich bestens mit Sport auskennen, engagieren wollen.»
DEL, HBL und BBL im Schatten der Fußball-Bundesliga
Der Eishockey-Manager fügte an: «Dass die Wahrnehmung und Wertschätzung unserer Sportart sowie von Basketball und Handball erhöht werden soll, ist grundsätzlich positiv.» Bisher stehen sie im Schatten der Fußball-Bundesliga, die vor allem dank Seifert Milliarden-Verträge abgeschlossen hatte. DEL, HBL und BBL kassieren hingegen pro Saison geschätzte 15 Millionen Euro – zusammengerechnet.
Live-Spiele der drei Ligen gibt es derzeit beim Telekom-Angebot MagentaSport (Basketball und Eishockey) und bei Sky (Handball). Ein neuer Interessent wie Seiferts Startup, bei dem Springer nach eigenen Angaben Mehrheitsgesellschafter ist, kommt da angesichts der bald auslaufenden Verträge gerade recht. Auch wenn alle Ligen erklärten, dass sie zunächst mit ihren derzeitigen Partnern sprechen wollen.
Derzeitige Partner mit Erstverhandlungsrecht
«Wir setzen uns derzeit mit der Vergabe unserer Medienrechte nach dem 30. Juni 2023 auseinander», sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem Fachmagazin «Sponsors». «Dabei werden wir alle relevanten Möglichkeiten einbeziehen, die uns der Markt bietet, und uns dabei vertragskonform verhalten.» Nach dpa-Informationen haben die derzeitigen Partner ein Erstverhandlungsrecht.
Auch BBL-Geschäftsführer Holz betonte: «Unser erster Ansprechpartner bleibt die Telekom.» Zum bis 2023 laufenden Kontrakt sagte er: «Wir sind sehr zufrieden und lassen MagentaSport jetzt nicht einfach fallen wie eine heiße Kartoffel.»
Der Eishockey-Vertrag mit der Telekom laufe «bis einschließlich der Saison 2023/24», sagte DEL-Boss Tripcke. «Selbstverständlich beschäftigen wir uns aber rechtzeitig mit der neuen Ausschreibung.» Ziel sei es, «dass wir einen lukrativen Abschluss hinbekommen. Sollte es einen Wettbewerb geben mit mehreren Akteuren, ist das sicherlich nicht hinderlich.»
Die Telekom als Hauptkonkurrent des neuen Interessenten hatte als Reaktion bereits angekündigt, das «Portfolio in Zukunft noch weiter ausbauen» zu wollen. Sky-Sportchef Charlie Classen sagte angesichts der nun auftretenden Konkurrenz: «Handball ist ein sehr wichtiges Recht für uns. Wir sind sehr glücklich damit und waren für die Bundesliga immer ein verlässlicher Partner, auch in Corona-Zeiten.»
Seifert versucht naturgemäß, die Hoffnungen der Ligen auf ein lukratives Wettbieten zu dämpfen. «Wenn ein Rechtehalter vor allem eine Einnahmesteigerung erzielen will, dann sind wir die falschen Partner», hatte der Ex-Fußball-Manager vor ein paar Wochen gesagt.