Alonsos Ernüchterung: Probleme der Seoane-Ära treten auf

Nur Aura alleine reicht eben nicht. Die Probleme des katastrophalen Saisonstarts unter Gerardo Seoane haben Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen und Trainer-Nachfolger Xabi Alonso schneller eingeholt als gedacht.

Auch dem baskischen Weltstar schwante nach dem herben 0:3 (0:1) gegen den FC Porto, dass seine angetretene Aufgabe komplizierter wird. «Arbeit. Mit Arbeit, Arbeit», wiederholte der einstige Mittelfeldstratege mantrahaft, wie er die Probleme angehen wolle.

Alonso: «Wir müssen uns verbessern»

Zunächst hatte er am Spielfeldrand, wo er am Samstag zuvor beim tollen 4:0-Bundesligaeinstand gegen den FC Schalke 04 noch energisch und wild gestikulierend dirigiert hatte, selbst etwas ratlos gewirkt. Immer wieder wanderten seine Hände in die Hosentaschen oder an die Hüfte, der Blick war gedankenverloren. «Auf diesem Niveau können wir uns in entscheidenden Momenten keine Fehler erlauben», sagte Alonso und formulierte einen Satz, der angesichts des ernüchternden Auftritts gegen den portugiesischen Meister wie eine Binse klang: «Wir müssen uns verbessern.»

Nach vier Spieltagen sind die ambitionierten Leverkusener mit drei jämmerlichen Pünktchen in der Gruppe B hinter Brügge (10), Porto (6) und Atlético Madrid (4) Letzter. Die Chancen, überhaupt im Europapokal zu überwintern, sind mau. «Es wird natürlich schwer jetzt, gar keine Frage», räumte Sportchef Simon Rolfes ein.

Wer geglaubt hat, die Präsenz eines früheren Weltklassespielers in der Kabine genüge, um das hohe Potenzial im Kader freizulegen, irrt offensichtlich. Am Mittwoch wurde deutlich, dass der höchste Auftaktsieg eines Bayer-Trainers am Samstag tiefer liegende Probleme nur kaschierte und Schalke einfach ein dankbarer, weil nicht konkurrenzfähiger Gegner war. Sollte Alonso nicht schleunigst ein gewisses Phlegma in der Mannschaft in den Griff bekommen, droht Leverkusen wirklich eine schlimme Saison.

Der Bayer-Trainer erwartet nun eine Reaktion

Der 40-Jährige deutete an, zunächst an der Einstellung seiner Spieler arbeiten zu wollen. Anders als Sportchef Rolfes oder Innenverteidiger Jonathan war Alonso auch wohltuend ehrlich und strickte nicht mit an der Legende, dass Bayer gegen die abgezockten Portugiesen das bessere Team gewesen sei, aber eben glücklos. «Wir haben die Räume nicht zugelaufen. Das können wir auf jeden Fall besser machen», nannte Alonso einen Grund für die Niederlage. «Wir müssen jeden Tag professionell arbeiten.» Rückschlüsse auf den Charakter seiner Mannschaft bieten sich ihm bereits am Samstag bei Eintracht Frankfurt. «Im Fußball kann man verlieren, wichtig ist die Reaktion», sagte der Trainer.

In Jeremie Frimpong und Robert Andrich kommen gegen Porto gesperrte, ganz wichtige Spieler zurück. Ob Andrich als Mittelfeldstabilisator und auch mal unbequemer Spieler genügt, bleibt abzuwarten. Schon Seoane scheiterte auch daran, dass es im Kader zu wenige Führungsspieler gibt, die in schwierigen Situationen vorangehen und Zeichen setzen. Gegen Porto wirkte Leverkusen wie ein Haufen hochtalentierter Individualisten, die alle mehr mit sich selbst zu kämpfen haben.

Tah vermittelte indes vehement den Eindruck, Alonso habe in der kurzen Zeit seit seinem Amtsantritt vor einer Woche schon einiges bewirkt. «Wir haben schon extrem viel von ihm mitgenommen: Eine höhere Intensität und taktische Dinge. Wir wollen auf jeden Fall kompakter stehen», sagte der Innenverteidiger, der dies nun nur noch zusammen mit seinen Mitspielern auch auf einem höheren Niveau zeigen muss.

Carsten Lappe, dpa