Trotz des undankbaren vierten Platzes bei der Weltmeisterschaft überwog bei den deutschen Hockey-Damen am Ende der Stolz auf die eigene Leistung.
Erst seit Jahresbeginn ist Bundestrainer Valentin Altenburg für den EM-Zweiten verantwortlich, seine Handschrift ist aber trotzdem schon klar zu erkennen. «Die Mädels haben den Glauben zurückgewonnen, dass sie an der Weltspitze mithalten können. Das ist vielleicht der größte Gewinn des Turniers», sagte Altenburg nach den Titelkämpfen in Spanien und den Niederlanden.
Altenburg hat viel Vertrauen in das Team
Der 41 Jahre alte Hamburger hat es geschafft, dem Team nach dem bitteren Aus im Olympia-Viertelfinale von Tokio neuen Spaß und neues Selbstbewusstsein zu vermitteln. «Ich habe sie so sein lassen, wie sie sind und ganz viel Vertrauen rein gegeben. Das hat ganz viel mit der Mannschaft und mit mir gemacht», verriet der Bundestrainer. Auch DHB-Sportdirektor Christoph Menke-Salz meinte zufrieden: «Das gesamte Turnier hat mich diese Truppe wahnsinnig beeindruckt. Was für ein Comeback in der Weltspitze und das in nur wenigen Monaten.»
Sonja Zimmermann, die sich mit Nike Lorenz die Kapitänsrolle teilt, stimmte zu: «Wir leben davon, viel Initiative von Spielerseite ins Team zu bringen. Und dafür das Vertrauen vom Staff zu bekommen, macht Spaß.» Genauso wie sich die beiden Spielführerinnen von Partie zu Partie abwechselten, rotierten auch erstmals Julia Sonntag und Nathalie Kubalski im Tor. «Der ganze Staff macht richtig gute Arbeit und weiß genau, wie er uns anpacken muss, um die letzten Prozente aus uns rauszuholen. Sie holen uns alle ab», erklärte Kubalski.
Erstmals seit zwölf Jahren im Halbfinale
Deutschland hatte nach Vorrunden-Platz zwei hinter Topfavorit Niederlande das Achtel- und Viertelfinale jeweils 1:0 gegen Südafrika und Neuseeland gewonnen und war erstmals seit zwölf Jahren wieder ins Final Four eingezogen. Im Halbfinale musste sich das Team erst im Penaltyschießen gegen Argentinien geschlagen geben. Die aufgrund der starken Turnierleistung eigentlich verdiente erste WM-Medaille seit 1998 blieb beim 1:2 im Spiel um Rang drei gegen Australien knapp aus. Weltmeister wurde erneut der von Ex-Bundestrainer Jamilon Mülders trainierte Titelverteidiger Niederlande (3:1 gegen Argentinien). Mülders hatte Deutschland 2016 zu Olympia-Bronze geführt.
«Es waren am Ende nur Sequenzen und nicht, dass sie uns an die Wand gespielt hätten», resümierte Sonntag nach dem kleinen Finale. «Das nagt an einem, leistungs- und mannschaftstechnisch kann ich keine Kritik äußern.» Altenburg stellte im WM-Fazit zufrieden fest: «Wir haben hier so viel an Entwicklung und Zusammenwachsen mitgenommen und an Qualitätshockey entwickelt. Wir werden genau so weitermachen.» Das nächste Highlight ist die Heim-EM im August 2023 in Mönchengladbach. Dort werden auch erste Tickets für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vergeben.