Altkanzler Schröder wirft UEFA «pure Geldmacherei» vor

Altkanzler Gerhard Schröder (77) hat in der Zuschauerdebatte bei der Fußball-Europameisterschaft die UEFA und auch den deutschen DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch kritisiert.

«Was die UEFA gerade mit der Öffnung der Stadien für bis zu 60.000 Menschen betreibt, das ist unverantwortlich. Das hat nichts mehr zu tun mit der Freude am Fußball oder der vorgeblichen Stärkung des europäischen Gedankens. Das ist pure Geldmacherei», sagte Schröder in einem Interview dem Nachrichtenportal «t-online».

Er frage sich, wo «eigentlich die deutschen Vertreter im Exekutivkomitee der UEFA – wie etwa der DFB-Vize Rainer Koch – in dieser Diskussion» seien. «Von denen hört man nichts. Man liest nur über Intrigen im DFB. Ich glaube, dort ist ein totaler Neubeginn fällig», sagte Schröder über die Krise im Deutschen Fußball-Bund.

Die Europäische Fußball-Union hat für die EM-Halbfinals Italien gegen Spanien am (heutigen) Dienstag und England gegen Dänemark am Mittwoch (jeweils 21.00 Uhr) und für das Finale am kommenden Sonntag 75 Prozent der Zuschauerkapazitäten im Londoner Wembley-Stadion freigegeben. Rund 60.000 Zuschauer werden jeweils erwartet.

«Wir dürfen jetzt nicht leichtsinnig werden. Oder von profitorientierten Menschen bei UEFA oder DFB in hochgefährliche Situationen gebracht werden, die mit dem Schicksal vieler Menschen spielen», sagte Schröder, der von 1998 bis 2005 Bundeskanzler war, und ergänzte: «Was mich am meisten an diesen Fußballfunktionären und an den Politikern, die vor ihnen einknicken, stört, ist, dass sie nicht an die Kinder in unseren Schulen denken.» Diese müssten Bildungsdefizite hinnehmen, «während die Fußballfunktionäre nur an sich selbst denken», kritisierte der Altkanzler.