Der Trainer-Perfektionist Bo Svensson zögerte trotz des 4:0 (2:0)-Fußballfestes gegen Hertha BSC etwas mit der Antwort auf die Frage nach Fehlern im Spiel seiner Mainzer Profis.
«Alles war gut», sagte der sonst nie zufriedene 42-jährige Däne nach dem Abpfiff der Bundesligapartie am Dienstagabend mit einem verschmitzten Lächeln. Der eher schmucklosen Anerkennung der besten Saisonleistung ließ er aber eine fast euphorische Erwartung an das Rhein-Main-Derby am Samstag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt folgen: «Dieser Aufgabe stellen wir uns gern. Ich traue meiner Mannschaft alles zu.»
Svensson: «Ich fühle mich in meiner Rolle wohl»
Das Schützenfest gegen die leblos wirkende alte Hertha-Dame aus Berlin war ein Höhepunkt in einer Entwicklung, deren Architekt Svensson ist. Nach seinem Amtsantritt als Retter vor dem Abstieg im Januar holten die Mainzer seit dem 15. Spieltag der Saison 2020/21 unter seiner Regie 57 Punkte. Bevor der vom FC Liefering aus Salzburg zurückgeholte Coach die Nullfünfer übernahm, hatten sie als Tabellen-17. nur sechs Punkte verbucht und vier Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz.
«Natürlich ist es über alle Erwartungen so gut gelaufen, wie ich es mir nicht vorgestellt habe», meinte Svensson. «Ich fühle mich in meiner Rolle wohl.» Als ehemaliger Mainz-05-Profi von 2007 bis 2014 konnte er einiges von seinen berühmten Trainer-Vorgängern Jürgen Klopp und Thomas Tuchel lernen, in deren Fußstapfen er immer mehr hineinwächst. Dem ebenfalls zu Jahresbeginn als Sportvorstand zu den Rheinhessen zurückgekehrten Christian Heidel ist mit der Verpflichtung von Svensson jedenfalls der entscheidende Coup gelungen.
Das Klima beim Karnevalsclub stimmt wieder
«So stelle ich mir Mainz 05 vor», befand er nach dem grandiosen Sieg über Hertha BSC. «Da geht einem das Herz auf. Wir sind auf einem guten Weg, und ich glaube, dass der Weg nicht zu Ende ist.» Svensson habe einen klaren Plan und solle nicht nur an der Punktzahl gemessen werden. «Man hat gegen die Berliner gesehen, dass es nicht nur das Thema Leidenschaft und Kampf ist, mit dem wir verbunden werden», sagte Heidel. «Wir haben gezeigt, dass wir richtig guten Fußball spielen können. Das hat Bo ihnen in dem Jahr beigebracht.»
Nach der Spielerstreik-Affäre im vergangenen Jahr und dem drohenden Abstieg stimmt das Klima wieder beim Karnevalsclub. Der Schweizer Nationalspieler Silvan Widmer bereut es nicht, nach Mainz gekommen zu sein. «Ich habe einen super Zusammenhalt vorgefunden, eine Mannschaft, die richtig Bock hat, auf dem Platz zu stehen», sagte der Rechtsverteidiger und lobte den Trainer: «Er spielt eine tragende Rolle in diesem Konstrukt.» Nach den beiden Toren von Jae-Sung Lee (19.) und Alexander Hack (41.) köpfte er das 3:0 (49.). Danach sorgte Jean-Paul Boetius (80.) für das Endresultat. Die Mainzer mischen nach dem siebten Saisonsieg weiter im Kampf um die Europacup-Plätze mit.
Auf die Frage, ob das Spiel gegen Hertha das beste unter seiner Führung gewesen sei, antwortete Svensson in seiner typischen Art mit einer Gegenfrage: «Nur, weil wir so hoch gewonnen haben?»