Arzt zu Hamlin: «Du hast das Spiel des Lebens gewonnen»

Damar Hamlin war nach seinem dramatischen Herzstillstand auf dem Platz gerade erst aufgewacht, da dachte er schon wieder an American Football.

Ob sein Team Buffalo Bills denn die Partie gegen die Cincinnati Bengals gewonnen habe, wollte der 24 Jahre alte Football-Profi als allererstes wissen, nachdem er nach seinem Zusammenbruch in der Partie am Montag im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein gekommen war. «Damar, du hast das Spiel des Lebens gewonnen», antwortete sein Arzt Timothy Pritts.

Seine drängendsten Fragen musste Hamlin zunächst noch schriftlich übermitteln. Doch nachdem ihm am Freitag der Beatmungsschlauch entfernt wurde, kann Hamlin wieder selbstständig atmen und reden. Das sagte sein Agent Ira Turner der US-Nachrichtenagentur Associated Press, nachdem zuerst «The Athletic» darüber berichtet hatte. 

Per FaceTime bei Teambesprechung dabei

Hamlin nahm sogar per FaceTime an der Mannschaftsbesprechung der Bills am Freitagmorgen teil und richtete bewegende Worte an seine Kollegen: «Ich liebe euch Jungs.» Zudem teilten die Bills mit, dass Hamlin weiter bemerkenswerte Fortschritte in seiner Genesung mache. Seine neurologischen Funktionen blieben intakt, und er habe mit seiner Familie und dem Pflegeteam des Universitäts-Krankenhauses von Cincinnati gesprochen.

«Das ist typisch Damar. Dass er als Erstes an seine Mitspieler denkt und sich nicht selbst bemitleidet. Als Mitspieler kann man diese Antwort nur lieben», sagte Bills-Quarterback Josh Allen über die erste Frage seines Teamkollegen.

Hamlin auf dem Weg der Besserung

Seit seinem Zusammenbruch am vergangenen Montag, als Hamlin einen Herzstillstand erlitten hatte und reanimiert werden musste, zeigt der 24-Jährige «bemerkenswerte Verbesserungen», wie die Bills mitteilten. «Auch wenn er sich noch in einem kritischen Zustand befindet, ist er neurologisch in Ordnung», erklärte sein Team. Hamlin kann schon wieder die Hände anderer Menschen greifen und schriftlich kommunizieren.

«Es scheint, als ob alle Zylinder in seinem Gehirn funktionieren, was für uns alle hocherfreulich ist. Er muss zwar weiterhin noch erhebliche Fortschritte machen, aber dies stellt einen guten Wendepunkt in seiner anhaltenden Behandlung dar», erklärte Pritts.

US-Präsident Joe Biden schrieb auf Twitter von «großartigen Nachrichten. Damar, wie ich deiner Mutter und deinem Vater gesagt habe, beten Jill und ich – neben ganz Amerika – für dich und deine Familie.» Biden hatte zuvor lange mit Hamlins Eltern telefoniert.

Derweil haben auch die Buffalo Bills mit Hamlins Vater gesprochen, Bills-Cheftrainer Sean McDermott zeigte sich daraufhin bestärkt, den Fokus nun wieder auf das Sportliche zu richten: «Seine Botschaft war: Das Team soll sich wieder auf die Ziele fokussieren, die es sich gesteckt hat. Damar hätte es so gewollt. Und das schulden wir Damar auch», sagte McDermott.  Somit haben die Bills ihr aktuelles Motto auch leicht verändert, von «Pray for 3» (Beten für die 3) zu «Play for 3» (Spielen für die 3). Die Drei ist Hamlins Trikotnummer.

Bills wollen für Hamlin siegen

«Wir wollen auf das Feld gehen und für die Nummer drei spielen. Und er wird für uns eine treibende Kraft sein», sagte Allen. Denn für die Bills geht es noch um viel. Das Team hat noch die Chance auf die beste Bilanz in der AFC nach der Hauptrunde und somit auf ein Freilos in der ersten Playoff-Runde.

Am letzten Spieltag der Hauptrunde am Sonntag empfangen die Bills die New England Patriots. Die Partie gegen die Bengals wird weder fortgesetzt noch wiederholt werden, wie die NFL bekanntgab. Da die Bills sowie die Bengals die Hauptrunde damit mit 16 statt 17 Spielen beenden werden, hat die Liga verschiedene Szenarien entwickelt, um Ungerechtigkeiten in der Tabelle zu vermeiden. Darüber werden die Besitzer der Teams noch abstimmen.

Die Rückkehr auf das Football-Feld ohne Hamlin am Sonntag wird für das Team dennoch nicht einfach. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass einige Leute nach diesem Vorfall nicht für immer verändert worden sind», sagte Allen. «Aber den Helm [im Training] wieder aufgesetzt zu haben, war für uns als Team eine wirklich gute Sache.»

Manuel Baraniak, dpa