Kräftemessen der Branchenführer, Wettschießen der Torjäger und Duell der neuen Trainer – das Finale um den Supercup am Dienstag (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky) zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München bietet reichlich Brisanz.
Doch bei allem Zündstoff taugt die Partie nur bedingt als Gradmesser für den weiteren Saisonverlauf. Vor allem nicht vor dieser Spielzeit mit sehr speziellen Problemen in der Vorbereitung.
AUSGANGSLAGE: Stotterstart des FC Bayern, umjubelter Auftakt in Dortmund – die Ausgangslage für beide Clubs könnte kaum unterschiedlicher sein. Der FC Bayern wartet in der Saison 2021/22 noch immer auf den ersten Sieg. Weder bei den vier Tests in der Vorbereitung noch beim Ligastart in Mönchengladbach (1:1) gab es viel Grund zum Jubeln. Dagegen überzeugte der BVB zuletzt sowohl beim Pokalsieg in Wiesbaden (3:0) als auch bei der 5:2-Gala Eintracht gegen Frankfurt. Bayern-Coach Julian Nagelsmann misst dem aber nicht viel Bedeutung bei und regte an, «die Kirche im Dorf» zu lassen. Schließlich sei ja nur ein Pflichtspiel absolviert und der Kader wegen EM-Abstellungen und Verletzungen unvollständig.
PERSONAL: Beim BVB hat sich die ohnehin angespannte Personallage weiter verschärft. Neben namhaften Profis wie Mats Hummels, Raphael Guerreiro, Emre Can, Thomas Meunier und Julian Brandt fällt auch noch Thorgan Hazard aus. Der Belgier hat sich gegen Frankfurt eine Knöchelverletzung zugezogen und könnte durch den 30 Millionen Euro teuren Zukauf Donyell Malen ersetzt werden. Nagelsmann plant mit demselben Aufgebot, das auch in Mönchengladbach dabei war. Mittelfeldspieler Corentin Tolisso steht nach seinem Corona-Ausfall vor der Rückkehr in den Kader. Verteidiger Lucas Hernandez muss nach einer Knieverletzung weiter körperlich aufholen.
TRAINER: Neue Trainer, neuer Schwung? Beide Clubs haben vor dem Saisonstart ihre Fußball-Lehrer gewechselt. Vor allem Julian Nagelsmann tritt beim FC Bayern nach der erfolgreichen Ära von Hansi Flick ein schweres Erbe an. Die Bayern-Fans erwarten mehr als den Gewinn des Supercups. Ähnlich wie Nagelsmann will auch sein Dortmunder Kollege Marco Rose seine erste Trophäe im deutschen Profi-Fußball gewinnen. «Es ist die Möglichkeit, einen Titel zu holen, es ist ein Prestigeduell. Deshalb nehmen wir das ernst», sagte der Nachfolger von Edin Terzic.
TORJÄGER: Das Duell des Meisters mit dem Pokalsieger wird auch zum Kräftemessen der Torjäger. Nach Einschätzung vieler Experten machen Robert Lewandowski und Erling Haaland den Kampf um die Torjägerkanone in dieser Saison unter sich aus. Nagelsmann sieht Lewandowski im Vorteil: «’Lewy‘ hat über mehrere Jahre in der Bundesliga bewiesen, auf welch hohem Niveau er spielt, und dass er ein herausragender Weltklassestürmer ist. Das ist ein ganz, ganz großer Unterschied, Erling ist noch nicht so lange in der Bundesliga.» Beim elf Jahre jüngeren BVB-Angreifer wird viel davon abhängen, wie schnell er seine Abschlussschwäche mit dem rechten Fuß oder beim Kopfball abstellt. «Er arbeitet daran und macht auch schon erkennbare Fortschritte. Man stelle sich vor, er schöpft sein Potenzial komplett aus, was er dann für ein Fußballer wird», kommentierte BVB-Coach Rose.
REKORDTEILNEHMER: Der FC Bayern kämpft schon zum insgesamt 15. Mal – sogar zum zehnten Mal nacheinander – um den Supercup. Borussia Dortmund ist zum zwölften Mal dabei, wenn es um die Trophäe geht. Die Münchner holten seit 1987 achtmal den Titel, die Dortmunder sechsmal. Die Rekordspieler des Supercups sind zwei Münchner Stars: Robert Lewandowski und Thomas Müller mit jeweils zehn Einsätzen. Der polnische Goalgetter ist mit fünf Treffern zudem der Supercup-Rekordschütze.