Augsburg stoppt den Negativtrend: Sieg in Bremen

Elfmeterheld Rafal Gikiewicz ließ sich nach seiner Glanztat erst von den Mitspielern des FC Augsburg feiern, dann musste der Pole plötzlich vor einem Fan zurückweichen.

Ein wütender Anhänger von Werder Bremen kam nach dem 1:0 (0:0)-Sieg der Augsburger auf den Polen zugerannt, Ordner konnten ihn aber zurückhalten. Der Grund für die Wut einiger Werder-Fans war wohl Gikiewicz‘ provozierender Jubel, nachdem er in der fünften Minute der Nachspielzeit einen Handelfmeter von Marvin Ducksch pariert hatte.

«So ist Fußball. Sie beleidigen mich die ganze zweite Halbzeit, das ist meine Antwort», sagte der Torhüter bei DAZN. Die turbulenten Szenen kurz vor und nach dem Schlusspfiff gefielen Werder-Angreifer Niclas Füllkrug nicht. «Das ist mir zu hitzig, das hat nichts mehr mit Fußball zu tun am Ende, das gefällt mir nicht», sagte Füllkrug, der Schiedsrichter Martin Petersen kritisierte. «Er hat ein bisschen seine Linie verloren, ist zu kleinlich geworden, hat übereilig gehandelt.»

Die Augsburger haben mit dem Sieg ihren Negativtrend in der Fußball-Bundesliga erfolgreich gestoppt und damit den Heimfluch von Werder verlängert. Nach zuvor drei Niederlagen in Serie dürften vorerst nicht nur die Abstiegssorgen, sondern auch der Druck auf FCA-Coach Enrico Maaßen geringer werden. Ermedin Demirovic (63.) erzielte den entscheidenden Treffer. Werder wartet somit weiter auf den ersten Bundesliga-Heimsieg seit rund 18 Monaten und verpasste zudem den Sprung auf einen Europapokalplatz.

Augsburg attackierte früh

Wie ein Abstiegskandidat traten die Augsburger vor 41.000 Zuschauern im Weserstadion lange nicht auf. Maaßens Mannschaft attackierte die Gastgeber hoch und früh und provozierte dadurch Fehler in der Werder-Defensive. Nach acht Minuten hatte Augsburg schon drei Chancen auf dem Konto. Die beste davon vergab Florian Niederlechner (8.), der Bremens Torwart Jiri Pavlenka umkurvt hatte – dann aber am Ball vorbei trat. Brenzligere Situationen musste der Tscheche nicht mehr überstehen, weil er nach einer halben Stunde wegen Oberschenkelproblemen ausgewechselt wurde. So kam Michael Zetterer zu seinem Bundesliga-Debüt.

Wie schon so häufig in dieser Spielzeit wirkten die Bremer alles andere als stabil. Durch Fehler im Aufbau wurde Augsburg immer wieder zu Gegenstößen eingeladen, auch die Dreierkette stand nicht dauerhaft sicher. Trotzdem stabilisierte sich Werder und wäre sogar fast in Führung gegangen. Das Kopfballtor von Niclas Füllkrug (31.) wurde nach Sichtung der Videobilder aber aberkannt: Anthony Jung hatte zuvor im Strafraum aus dem Abseits heraus zwei Gegenspieler geblockt.

Kein hochklassiges, aber unterhaltsames Spiel

Es entwickelte sich kein hochklassiges, dafür aber unterhaltsames Spiel. Vor dem Anpfiff hatte es stark geregnet, wodurch regelmäßig technische Fehler auf beiden Seiten provoziert wurden. Mal leistete sich Werder eine Nachlässigkeit, mal sprang einem Augsburger der Ball zu weit weg – woraus immer wieder brenzlige Situationen entstanden. Klare Chancen erspielten sich beide Teams aber kaum. Bis die Augsburger einen genialen Moment hatten.

Werder hatte eine FCA-Ecke schon geklärt und rückte vor, als Carlos Gruezo einen herrlichen Pass hinter die Bremer Abwehr spielte. Mergim Berisha musste nur noch quer auf Demirovic im Zentrum legen, der Stürmer versenkte aus kurzer Entfernung. Wenig später hätte Berisha fast das 2:0 erzielt, sein Lupfer (76.) ging allerdings an die Latte. Es wurde jetzt nicht nur auf den Rängen hitziger. Werder drängte auf den Ausgleich – und wäre fast belohnt worden. Augsburgs Bauer sprang der Ball im Strafraum an die Hand, den Elfmeter vergab Ducksch aber.

Von Tobias Brinkmann und Nils Bastek, dpa