Auslosung mit Unwägbarkeiten: Kracher oder Platzhalter?

Vielleicht Rekord-Weltmeister Brasilien, Polen und Kamerun? Oder doch Glückslose wie Gastgeber Katar, Tunesien und der Sieger des Duells Neuseeland gegen Costa Rica?

Bei der WM-Auslosungsgala im Doha Exhibition and Convention Center muss die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Freitag auch auf ein glückliches Händchen von Ex-Weltmeister Lothar Matthäus hoffen.

Dem Team von Bundestrainer Hansi Flick droht in der Vorrunde wie erwartet mindestens ein Kracher-Gegner von der Güte des Titelverteidigers Frankreich oder Spanien. Sogar ein Platzhalter-Los ist möglich – auch weitere Details für den erhofften Weg zum Titel werden am Freitagabend (18.00 Uhr MESZ) zunächst noch offen bleiben. Die wichtigsten Antworten zur Auslosung:

Welche Lose drohen dem deutschen Team?

Maßgeblich für die Setzliste bei der Auslosung ist die Position in der FIFA-Weltrangliste. Deutschland hat es lediglich in den zweiten von vier Lostöpfen geschafft. Damit könnte es in der Vorrunde bereits ein Duell mit Belgien, Brasilien, Frankreich, Argentinien, England, Spanien oder Portugal geben – oder das deutsche Team erwischt doch den Ausrichter Katar. Der Gastgeber ist traditionell ebenfalls im Top-Lostopf und bestreitet als Kopf der Gruppe A das Eröffnungsspiel. Aufgrund der Regularien kann maximal ein weiteres europäisches Team in die deutsche Gruppe gelost werden, Duelle von Teams aus anderen Konföderationen kann es in der Vorrunde nicht geben. Die Lose werden frühere Stars wie Matthäus und der Brasilianer Cafú ziehen.

Warum gibt es drei Lose mit Platzhaltern?

Wegen der Coronavirus-Pandemie und des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine wird das WM-Teilnehmerfeld aus 32 Teams am Abend der Auslosung noch nicht endgültig feststehen. Stattdessen sind 37 Nationen dabei – für fünf endet der WM-Traum noch vor der Endrunde. Drei Tickets werden noch vergeben: Die Ukraine absolviert ihr Playoff-Halbfinale in Schottland erst im Juni, der Sieger spielt gegen Wales um den letzten europäischen WM-Platz. Aufgrund der Corona-Folgen auf den Spielplan können die interkontinentalen Playoffs ebenfalls erst im Juni stattfinden: Der Sieger aus dem asiatischen Duell zwischen Australien und den Vereinigten Arabischen Emiraten trifft auf Peru. Zudem geht ein WM-Platz entweder an Neuseeland oder Costa Rica.

Wird das deutsche Team direkt wissen, wo es seine Gruppenspiele bestreitet?

Mit der Auslosung steht fest, an welchem Tag auf welchen Gegner die Auswahl von Flick trifft. Der endgültige Spielplan mit Uhrzeiten und Spielorten soll voraussichtlich jedoch erst am Samstag bekanntgegeben werden. Damit hält sich die FIFA die Option offen, die Partien unter anderem nach der Relevanz für TV-Märkte zeitlich aufzuteilen. Der Weltverband argumentiert unter anderem, dass diese Flexibilität möglich sei, da die maximale Distanz zwischen zwei Stadien 56 Kilometer beträgt.

Was ist sonst noch besonders?

Nach nur 28 Tagen wird der neue Weltmeister gekrönt – das Turnier dauert damit vier Tage weniger als noch die WM 2018 in Russland. Ein Team aus den Gruppen A und B hat damit auf dem möglichen Weg ins Finale drei Tage mehr frei als Mannschaften aus den Gruppen G und H, die erst am 24. November ins Turnier einsteigen. Für diese Teams stünden so maximal sieben Spiele an 25 Tagen an, sie hätten aber auch mehr Zeit zur Vorbereitung auf das Turnier. Die letzten Bundesligaspiele vor WM-Beginn steigen am 13. November – acht Tage vor der WM-Eröffnung.

Die Lostöpfe im Überblick:

Topf 1
Katar (Gastgeber)
Brasilien
Belgien
Frankreich
Argentinien
England
Spanien
Portugal
Topf 2
Mexiko
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Uruguay
Schweiz
USA
Kroatien
Topf 3
Senegal
Iran
Japan
Marokko
Serbien
Polen
Südkorea
Tunesien
Topf 4
Kamerun
Kanada
Ecuador
Saudi-Arabien
Ghana
Gewinner Europa-Playoffs (Wales,Schottland oder Ukraine)
Gewinner Interkontinental-Playoffs (Vereinigte Arabische Emirate, Australien oder Peru)
Gewinner Interkontinental-Playoffs (Neuseeland oder Costa Rica)
Von Florian Lütticke und Jan Mies, dpa