Ausrufezeichen zum Auftakt: Ski-Star Shiffrin brilliert

Mikaela Shiffrin strahlte über das ganze Gesicht. «Unglaublich» fühle sich das an, sagte die Ausnahme-Skirennfahrerin nach ihrem Sieg beim alpinen Weltcup-Auftakt in Sölden.

0,14 Sekunden lag die Amerikanerin beim Riesenslalom auf dem Rettenbachferner am Samstag vor der Schweizer Weltmeisterin Lara Gut-Behrami, die nach dem ersten Lauf noch knapp geführt hatte. Gesamtweltcupsiegerin Petra Vlhova aus der Slowakei (+1,30 Sekunden) als Dritte komplettierte das prominente Podium, das gleich einen Vorgeschmack darauf lieferte, wer im Olympia-Winter um den Sieg im Gesamtweltcup mitfahren dürfte.

Shiffrins Ziel: Der Gesamtweltcup

Für Shiffrin, die langjährige Dominatorin, wäre es schon der vierte. Vergangene Saison hatte sie sich auf die Technik-Rennen fokussiert und die große Kristallkugel damit quasi direkt abgeschenkt. Diesen Winter aber will sie in allen Disziplinen wieder vorne mitmischen. «Ich hatte ein gutes Sommertraining», berichtete die zweifache Olympiasiegerin und sechsfache Weltmeisterin – und bestätigte das mit ihrer starken Vorstellung beim Auftakt im Ötztal gleich mal.

Im vergangenen Jahr war Shiffrin, die der Unfalltod ihres Vaters im Februar 2020 schwer getroffen und lange belastet hatte, zwar auch von Anfang an vorne mit-, aber nicht wirklich frei aufgefahren. Nun setzte sie direkt ein Ausrufezeichen. Ihr insgesamt 70. Weltcuperfolg dürfte der Amerikanerin einen zusätzlichen Schub geben.

Auch Gut-Behrami, die vorigen Winter zu sechs Weltcup-Siegen und zwei WM-Goldmedaillen gerast war, nahm ihre starke Form mit über die lange Pause und freute sich über einen «gelungenen Start». Vlhova kämpfte sich im zweiten Durchgang noch vom sechsten auf den dritten Rang vor. Slalom-Weltmeisterin Katharina Liensberger (Österreich), die künftig auch im Riesentorlauf viel vorhat, wurde Vierte – bejubelt von rund 9000 Zuschauern, die einen würdigen Rahmen für den spannenden Schlagabtausch der Favoritinnen auf der Piste boten.

Beste Deutsche auf Rang 28

Die deutschen Damen nahmen erwartungsgemäß nur Nebenrollen ein. Marlene Schmotz feierte nach langer Verletzungspause aber immerhin ein solides Comeback. Die Sportlerin vom SC Leitzachtal belegte mit 4,32 Sekunden Rückstand Platz 28. Schmotz hatte im Januar 2020 ihren zweiten Kreuzbandriss erlitten und in der Folge auch die vergangene Saison nahezu komplett verpasst. Nun war sie glücklich, «Punkte und einen dritten Startplatz für unser Team» mitgenommen zu haben. Andrea Filser (SV Wildsteig) verpasste als 52. das Finale. «Die Enttäuschung ist riesengroß», sagte die 28-Jährige, die vorigen Winter noch die einzigen Punkte der DSV-Damen im Riesentorlauf geholt hatte.

Wichtige Punkte für die Olympia-Teilnahme peilt am Sonntag auch das Allgäuer Trio Stefan Luitz, Alexander Schmid und Julian Rauchfuß an. Die Favoriten auf den ersten Saisonsieg bei den Herren sind aber andere: Gesamtweltcupgewinner Alexis Pinturault aus Frankreich und der Schweizer Marco Odermatt etwa. Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde verzichtet nach seinem Kreuzbandriss vor neun Monaten noch auf einen Start und konzentriert sich auf die ersten Speed-Rennen in Lake Louise (Kanada) Ende November. Am Samstag hatte der Freund von Shiffrin aber auch als Zuschauer am Streckenrand seine helle Freude.

Von Christoph Lother, dpa