«Außergewöhnlich» – Zverev dank famosem Aufschlag weiter

Alexander Zverev streckte die Beine aus und ruhte sich für einen Moment aus. Das T-Shirt klebte am Körper, der Kopf war rot. Und nur die erste Anstrengung seines vollen Olympia-Tages war mit dem 6:4, 7:6 (7:5) gegen den Georgier Nikolos Bassilaschwili geschafft.

Ohne Satzverlust und als erster Deutscher in der olympischen Herren-Konkurrenz seit 21 Jahren zog der Medaillen-Mitfavorit ins Viertelfinale von Tokio ein. Da setzte sich der beste deutsche Tennisspieler zunächst nicht auf, sondern vor seine Bank auf Platz eins und legte sich das kühlende Eis-Handtuch über die Schultern.

Am Donnerstag will Zverev den letzten Schritt zum wahrscheinlichen Halbfinal-Duell mit dem serbischen Topstar Novak Dokovic perfekt machen. Vorher steht am Mittwochabend (Ortszeit) noch das Doppel-Viertelfinale mit Jan-Lennard Struff an. Für den Medaillen-Traum bei seinem Olympia-Debüt bewältigt Zverev bei extremer Hitze ein straffes Programm.

Chardy wartet im Viertelfinale

Beeindruckend gewann der US-Open-Finalist sein Achtelfinale. Über weite Strecken spielte er souverän und schlug fantastisch auf, nur am Ende zitterte er. Nichts deutet darauf hin, dass die Einzel-Konkurrenz im Viertelfinale für ihn enden könnte. Der Franzose Jeremy Chardy als nächster Gegner ist die Nummer 68 der Welt, Zverev belegt Rang fünf. Und bislang funktioniert bei Olympia der für sein Spiel so wichtige Aufschlag.

«Außergewöhnlich», rühmte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann die Quote der deutschen Nummer eins gegen Bassilaschwili. «Da kann man nur den Hut vor ziehen. Das sind die Aufschlagleistungen, die man sich von ihm wünscht.» Zverevs Serie in den eigenen Aufschlagspielen war in der Tat selten: Im ersten Satz erlaubte er dem Georgier keinen Punkt. Sieben Aufschlagspiele nacheinander gewann er zu Null. Erst nach 49 Minuten und beim Stand von 2:2 im zweiten Satz ging der erste Punkt an den Kontrahenten, als Zverev aufschlug. Elf Asse und kein Doppelfehler standen am Ende in der Statistik.

Köpfer: «Sascha ist ein cooler Typ»

Als es allerdings darum ging, bei 5:3 im zweiten Satz das Match zu beenden, hatte der Hamburger Probleme. Bassilaschwili riskierte und traf. Zverev ließ Matchbälle aus und den Gegner ausgleichen. Nach zwei lockeren Runden war der Weltranglisten-41. die erste schwierigere Aufgabe für Zverev bei seiner Olympia-Premiere. Die deutsche Nummer eins sicherte sich den Sieg im Tiebreak.

In Wimbledon hatte ein miserabler Aufschlag mit 20 Doppelfehlern noch zu einem enttäuschenden Achtelfinal-Aus geführt. Das Olympia-Flair soll ihm frischen Mut geben. Auch an seiner Ausgeglichenheit in diesen Tagen zeigt sich, dass Zverev das seltene Team-Gefühl als Kontrast zum Tour-Alltag genießt. «Sascha ist ein cooler Typ, richtig nett», erzählte Apartment-Mitbewohner Dominik Koepfer nach dem 6:7 (7:9), 3:6-Aus gegen den Spanier Pablo Carreno Busta.

Aus der Männer-WG mit den deutschen Tennis-Kollegen sei Sascha der «Verträumteste», verriet der Schwarzwälder. «Es war schon sehr unterschiedlich, aber wir haben uns richtig gut verstanden und auch Rücksicht aufeinander genommen. Es hat Spaß gemacht.»

Eine Medaille würde den Spaß selbstverständlich vergrößern. «Riesig» sei seine Motivation, hatte Zverev der Deutschen Presse-Agentur schon kurz vor der Eröffnungsfeier gesagt. Letzter deutscher Viertelfinalist im Herren-Einzel war Tommy Haas 2000 in Sydney, der am Ende Silber gewann. Bei den Damen holte zuletzt Angelique Kerber vor fünf Jahren in Rio de Janeiro die Silbermedaille.

Von Kristina Puck, dpa