Bayern denken an Real und den letzten Schritt

Verhalten klatschend bedankte sich Torhüter Manuel Neuer für die aufmunternden Rufe des mitgereisten Anhangs. Die Fans des FC Bayern München nahmen ihrem besten Spieler und seinen Mitstreitern das laut Sportvorstand Max Eberl «ärgerliche» 1:3 (1:1) in der Fußball-Bundesliga beim VfB Stuttgart deutlich hörbar nicht übel.

Stattdessen lenkten sie mit ihren Gesängen den Fokus schnell wieder auf das so wichtige Halbfinal-Rückspiel in der Champions League am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) bei Real Madrid. 

«Wenn es irgendeinen Tag gab, das Spiel hier so schnell wie möglich abzuhaken, dann ist es der Tag heute», äußerte auch Bayern-Trainer Thomas Tuchel. «Es geht jetzt drei Tage darum, uns vorzubereiten, um am Mittwoch hoffentlich den letzten Schritt zu gehen.» Über allem schwebt der sehnliche Wunsch, sich nach dem 2:2 im Hinspiel in Madrid den Traum vom Finale im Wembley-Stadion zu erfüllen.

Verletzungspech der Bayern hält an

Selbstvertrauen konnte Tuchels Mannschaft beim Spiel gegen den Bundesliga-Dritten nicht sammeln. Im Gegenteil: Mental schienen die Bayern Schwierigkeiten zu haben, sich auf die Partie bei den Schwaben einzulassen. Zudem erhielt die riesige Vorfreude auf die Partie in der spanischen Hauptstadt in personeller Hinsicht weitere Dämpfer.

In Stuttgart erwischte es Eric Dier und Raphaël Guerreiro. Der englische Nationalspieler konnte mit Turban zunächst weiterspielen und wurde erst zur Pause ausgewechselt. Er konnte nach Abpfiff den Gang in die Fankurve mit antreten. Beim Portugiesen sah es dagegen viel schlimmer aus. Er musste humpelnd mit einer Beinverletzung vom Feld (17. Minute) und wird laut Tuchel «sehr wahrscheinlich» für Mittwoch ausfallen. 

«Es ist verhext, ein roter Faden», sagte der Coach. Bei Innenverteidiger Matthijs de Ligt gibt es dagegen Hoffnung auf eine Rückkehr. Der 24 Jahre alte Niederländer trainierte am Samstag individuell und soll am Sonntag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. «Es sieht ganz gut aus», berichtete Sportvorstand Max Eberl.

36. Saisontor von Harry Kane

Die ohnehin schon angespannte Personallage der Münchner, die in Stuttgart viele Stars wie Leroy Sané und Thomas Müller komplett oder weitgehend schonten, hat sich vor dem Königsklassen-Kracher bei Real also weiter verschärft. Trotzdem durften sie nach dem Ausgleichstor von Harry Kane, der sein 36. Saisontor per verwandeltem Elfmeter erzielte (37.), lange zumindest auf einen Punkt hoffen. Zuvor hatte Leonidas Stergiou den VfB vor 60.000 Zuschauern in Führung gebracht (29.). In der Schlussphase sorgten Woo-yeong Jeong (83.) und Silas Katompa Mvumpa (90. +3) aber für den 21. Saisonsieg des Fast-Absteigers der Vorsaison.

Insgesamt traten die Stuttgarter wacher auf. Sie überzeugten mit Spielwitz und scheiterten mit ihren Abschlüssen immer wieder an Bayerns Torhüter Manuel Neuer, der mit zahlreichen Paraden eine höhere Niederlage verhinderte. «Das war natürlich so ein Sandwich-Spiel zwischen den beiden Halbfinalspielen. Aber gut, das ist jetzt so», äußerte Tuchel ein Stück weit Verständnis für das passive Auftreten seiner Mannschaft. «Wir werden uns in den Bus setzen und überlegen, was wir am Mittwoch brauchen.» 

Die Überlegungen der Bayern-Bosse gehen indes in die nächste Runde, denn die Suche nach einem Nachfolger für Tuchel, mit dem sich der Rekordmeister nach dieser Saison auf eine Trennung verständigt hat, verläuft weiter schleppend. Eberl hatte unmittelbar vor Anpfiff in einem «Sky»-Interview erklärt, die Absage von Ralf Rangnick sei «im Endeffekt überraschend» gewesen. «Für uns aber ist es, wie es ist, und jetzt geht es weiter», sagte der 50-Jährige, der medial gehandelte Namen von möglichen neuen Kandidaten vor Anpfiff nicht weiter kommentieren wollte.

Von Maximilian Wendl und Klaus Bergmann, dpa