Dieser Ausfall tut dem FC Bayern mitten in der entscheidenden Saisonphase richtig weh. Und Trainer Julian Nagelsmann könnte der Muskelfaserriss von Abwehrchef Niklas Süle sogar noch mehr Kopfzerbrechen bereiten als die Aufholjagd von Borussia Dortmund.
Der BVB hat mit dem hart erkämpften Sieg beim Nachholspiel in Mainz den Titelkampf bei nur noch vier Punkten Rückstand auf den deutschen Serienmeister wiederbelebt. Den Bayern aber droht Schlimmeres: Der zuletzt formstarke Süle, der am Saisonende ablösefrei nach Dortmund wechselt, könnte nach einer im Training erlittenen Muskelverletzung an der Rückseite des rechten Oberschenkels nicht nur ein paar Spiele im Liga-Alltag, sondern auch das Viertelfinale der Champions League verpassen, das am 18. März (12.00 Uhr) ausgelost wird und am 5./6 und 12./13. April ausgetragen wird.
Süle fällt «vorerst» aus – aber wie lange?
Süle falle «vorerst» aus, teilten die Bayern vage mit. Und abends kam die Meldung, dass Benjamin Pavard positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Damit brechen Nagelsmann zumindest für das Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr) gegen den 1. FC Union Berlin zwei Drittel der aktuellen Abwehr-Dreierkette weg. Immerhin konnte Torjäger Robert Lewandowski nach einer laut Verein «kleinen Blessur» aus dem Training am Dienstag wieder Laufrunden drehen. Der unersetzbare Weltfußballer sollte schon gegen Union wieder auf Torejagd gehen können.
Wie lange aber fällt 100-Kilogramm-Hüne Süle aus? Zwei Wochen? Oder doch eher drei bis vier? Der 26-Jährige wird am 21. März auch nicht zur Nationalmannschaft reisen können für die anstehenden ersten Länderspiele im WM-Jahr gegen Israel und die Niederlande.
«Ich werde bis zum letzten Tag hier alles geben für den Club, hoffentlich mit zwei Titeln», hatte Süle zuletzt angekündigt. Dieses Vorhaben ist erstmal unterbrochen. Nagelsmann bricht sein aktuell stabilster Abwehrspieler im Zentrum weg. Der im vergangenen Sommer für 42,5 Millionen aus Leipzig geholte Dayot Upamecano muss nun wieder zwingend von der Bank ins Zentrum der Dreierkette rücken.
Eine Art Déjà-vu für die Bayern
Die Blessuren von Lewandowski und Süle sind eine Art Déjà-vu für die Bayern. Ohne die Topspieler Lewandowski, Süle, Serge Gnabry und Leon Goretzka schieden sie vor einem Jahr im Viertelfinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain aus Europas Königsklasse aus. Nach dem 2:3 in München reichte ein 1:0 im Rückspiel in Frankreichs Hauptstadt nicht.
Immerhin: Nationalspieler Goretzka soll nach seinen langwierigen Knieproblemen und mehr als drei Monaten Spielpause Anfang April und damit zur nächsten K.o.-Runde wieder einsatzfähig sein. Vor dem Union-Spiel blicken die Bayern gespannt in die Schweiz. Am Freitag (12.00 Uhr) wird am UEFA-Sitz in Nyon das Viertelfinale ausgelost.
Die sieben möglichen Münchner Gegner sind von sehr unterschiedlichem Kaliber. Und sie kommen aus lediglich drei Ländern. England ist mit Titelverteidiger FC Chelsea, FC Liverpool und Manchester City ebenso noch mit drei Clubs vertreten wie Spanien mit Real Madrid, Atlético Madrid und überraschend dem FC Villarreal. Dazu kommt Außenseiter Benfica Lissabon. Gegen die Portugiesen hatten die Bayern bereits in der Gruppenphase gespielt und beide Partien hoch gewonnen (4:0, 5:2).
«Es gibt keinen Wunschgegner», hatte Nationalspieler Jamal Musiala nach Bayerns Achtelfinalerfolg gegen RB Salzburg gesagt. Nach Süles Ausfall wären das nun wohl doch Villarreal oder Benfica.