Bayern machen Hertha locker nass – Lewandowski-Dreierpack

Tor-Gigant Robert Lewandowski führte seine Bayern nach dem ersten Bundesliga-Schützenfest unter Julian Nagelsmann auf der Ehrenrunde vor den 25.000 jubelnden Zuschauern an.

Im anfangs starken Münchner Regen machte der deutsche Fußball-Rekordmeister mit seiner auftrumpfenden Offensive den Tabellenletzten Hertha BSC beim 5:0 (2:0) locker nass. Trainer Nagelsmann durfte sich nach einer holprigen Vorbereitung über eine geglückte Startphase beim FC Bayern freuen, mit sieben Punkten mischt der Bundesliga-Dominator gleich wieder oben in der Tabelle mit.

Mit einem Dreierpack ragte wieder einmal Weltfußballer Lewandowski heraus. «Ich bin immer hungrig», sagte der 33-Jährige. «Ich fühle mich körperlich sehr gut, viel besser als vor ein paar Jahren wahrscheinlich.»

Nationalspieler Leroy Sané musste am Samstagabend vor 25 000 Zuschauern in der Allianz Arena eine Stunde lang von der Ersatzbank aus zusehen, wie die Torschützen Thomas Müller (6. Minute), Lewandowski (35.) und Jamal Musiala (49.) den Favoriten auf Siegkurs brachten. Nagelsmann hatte Youngster Musiala und dem als Wegbereiter von zwei Treffern auftrumpfenden Serge Gnabry den Vorzug auf den Flügeln gegeben. Sané legte nach seiner Einwechslung dann aber Lewandowski dessen zweites Tor auf (70.), wofür auch der beim Heimsieg gegen Köln noch ausgepfiffene Außenstürmer Beifall erhielt.

Lewandowski gelang sogar noch eine Zugabe per Kopf (84.). Im 13. Ligaspiel nacheinander traf der Weltfußballer damit – persönliche Bestmarke. Insgesamt erzielte er bereits seinen 301. Pflichtspieltreffer für die Münchner, diese Marke erreichte zuvor nur der kürzlich gestorbene Gerd Müller (517). «Ich denke nicht an die Rekorde», beteuerte Lewandowski beim Pay-TV-Sender Sky. Er sei nur auf seine Aufgabe fokussiert. «Das Wichtigste ist, dass auch ich profitiere, wenn die Mannschaft gut spielt.» Beim 4:3 gegen Hertha vor einem Jahr hatte er gar viermal getroffen.

Nach der anstehenden Länderspielpause wartet auf Nagelsmann seine erste Rückkehr nach Leipzig. Für zusätzliche Brisanz könnte sorgen, dass nach dem 34 Jahre alten Trainer und dem über 40 Millionen Euro teuren Abwehrspieler Dayot Upamecano kurz vor Ende der Transferfrist auch noch RB-Kapitän Marcel Sabitzer aus Sachsen nach Bayern wechseln könnte. «Wir haben uns schon mit dem Spieler beschäftigt, ja. Das könnte ein Thema werden», sagte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic vor Spielbeginn vielsagend beim TV-Sender Sky.

Die früh in der Saison in der nächsten Krise angekommene Hertha hatte nur kurz nach Anpfiff die Chance, dem Spiel eine andere Wendung zu geben. Ein grober Fehlpass von Bayern-Ass Leon Goretzka ermöglichte Davie Selke eine Großchance. Aber den schwachen Schuss von Herthas Mittelstürmer fing Nationaltorhüter Manuel Neuer locker (3.). Danach verlief das Spiel so, wie es die Berliner befürchten mussten. «Was gebt ihr heute?», habe er seine Mannschaft in der Halbzeit gefragt, berichtete Hertha-Coach Pal Dardai erzürnt. «Da haben wir gar nichts angeboten, nicht zweikampfmäßig, nicht mal spielerisch», kritisierte er. «Heute haben wir gar keine Chance gehabt.»

Wenn die Münchner das Gaspedal durchtraten und offensiv mit Tempo kombinierten, waren die Herthaner überfordert. Nach einem energischen Solo von Gnabry kam der Ball über Musiala und Alphonso Davies zu Müller, der platziert abschloss. Dabei ließ Lewandowski den Ball für seinen Mitspieler passieren. «Ich habe ihn in der Halbzeit schon gelobt. Ich habe nachgefragt, ob er noch nicht fit ist oder er das nächste Level erreicht hat, wenn er auf einmal Bälle im Strafraum für den Besserpostierten durchlässt», sagte Müller. «Wir haben uns drauf geeinigt, dass er auf dem nächsten Level ist.»

Und auch die Szenen nach dem Abpfiff, als Müller begeistert eine große Bayern-Fahne schwenkte und diese auch gegen seine Mitspieler verteidigte, kommentierte Müller augenzwinkernd: Gestritten habe man nicht, «aber hergegeben hätte ich sie nicht.»

Ein robuster Ballgewinn von Goretzka gegen den früheren Bayern-Schreck Dodi Lukebakio war Ausgangspunkt des 2:0. Gnabrys Flanke köpfte Lewandowski erst an die Latte und im zweiten Versuch ins Tor. Der Pole musste beim Jubeln kurz innehalten: Erst der Videobeweis belegte, dass keine Abseitsposition vorlag.

Nach der Pause blieb es trocken, aber auf dem Spielfeld änderte sich wenig. Die Bayern allein bestimmten, was passierte. Und der 18-jährige Musiala bestätigte seine Nominierung für die Startelf mit dem feinen Tor zum 3:0, bei dem er sich geschickt in den Strafraum schlängelte.

Nach einer Stunde verließ Musiala unter dem Applaus des Publikums den Rasen. Sané durfte für den jungen Nationalspieler, der immer mehr zu einem Konkurrenten wird, auf dem linken Flügel übernehmen. Das tat er engagiert und erfolgreich. Nach Doppelpass mit Müller schloss er nicht egoistisch ab, sondern bediente Torschütze Lewandowski perfekt.

Von Klaus Bergmann, dpa