Bayern «müssen da sein»: PSG doch mit Messi und Mbappé

In Sichtweite des erleuchteten Eiffelturms rätselte auch Julian Nagelsmann noch intensiv darüber, ob er für das große Spiel des FC Bayern gegen Paris Saint-Germain einen Matchplan für einen Gegner mit Lionel Messi und Kylian Mbappé entwerfen muss.

«Wenn beide spielen können, sind sie auch so fit, dass sie jeder Mannschaft der Welt wehtun können», sagte Nagelsmann am Montagabend im Teamhotel.  Und er gab sich zuversichtlich für den ersten Teil des Champions-League-Achtelfinals am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime Video) im Prinzenpark-Stadion: «Ich bin sehr sicher, dass wir ein Topspiel machen werden.»

Der große Poker um den auf wundersame Weise genesenen WM-Torschützenkönig Mbappé und den ebenfalls rechtzeitig fit gewordenen Weltmeister Messi hatte zuvor auch Hasan Salihamidzic nicht in Wallung gebracht. Der Münchner Sportvorstand setzte im schwarzen Anzug vielmehr selbst ein Pokerface auf, als er am Münchner Flughafen das Wort ergriffen hatte. «Ich weiß, was das für Spieler und Topstars sind, aber ich konzentriere mich auf unsere Mannschaft», sagte Salihamidzic. Er erwartet Großes: «Das sind Highlights im Leben eines jeden Fußballers.» 

Salihamidzic richtete einen eindringlichen Appell mit vier Schlagworten und Forderungen an die Münchner Stars: «Aktivität, Energie, Aggressivität, Mentalität.» Das alles müsse man gegen die Pariser Superoffensive mit Messi, Mbappé und dem Brasilianer Neymar auf den Platz bringen. Neymar setzt bei PSG auf die Rückkehr seiner Superstar-Kollegen: «Wenn wir zu dritt auftreten, fühlen wir uns stärker.»

«Für uns alle ist das Spiel sehr wichtig»

Im Prinzenpark, der noch nie ein Wohlfühlort für den FC Bayern war, wird sich vorentscheiden, in welchem Glanz die zweite Bayern-Saison unter Julian Nagelsmann erstrahlen könnte – oder auch nicht. Der immer noch junge Trainer weiß, dass er bei Taktik und Personal viel richtig machen muss – anders als vor einem Jahr beim heftigen K.o.-Schlag im Viertelfinale gegen den Außenseiter FC Villarreal. «Für den Trainer, für die Spieler, für den Club – für uns alle ist das Spiel sehr wichtig», sagte Salihamidzic.

Was vorher war – bei den Bayern mit der Unruhe um Kapitän Manuel Neuer und der matten Bochum-Generalprobe, bei PSG mit verletzten Stars, Niederlagen und mieser Stimmung – interessiert beim Anpfiff nicht mehr. Die Königsklasse ist schließlich die Bühne, für die beide Vereine und internationale Stars leben und brennen. «Ganz Europa ist heiß auf das Spiel», sagte Leon Goretzka. Ein angeschlagener Messi, ein blitzartig geheilter Mbappé, ein formschwacher Neymar? Geschenkt. Paris braucht seine Superstars – und zwar jetzt! «Für Paris zählt eh nur die Champions League», meinte Goretzka. Die Besitzer aus Katar wollen unbedingt den Pokal.  

Feuerprobe für Nagelsmann

Nagelsmann schwirren andere Fragen im Kopf herum. Was verspricht ein gutes Ergebnis fürs Rückspiel? Dreierkette oder Viererkette? Mehr Kompaktheit oder total mutig aufstellen mit der vollen Offensiv-Kapelle? Beim letzten Training noch im kühlen München schaute der 35-Jährige genau hin. Man werde mutig auftreten, sagte Nagelsmann, der nach dem 3:0 gegen Bochum miese Laune hatte. «Dass er Emotionen zeigt, dass er auch mal sauer ist – das wollen wir eigentlich», sagte Salihamidzic. «Diese Emotionen verlangt er auch von den Spielern auf dem Platz.»

Große Trainer und große Spieler bewähren sich gerade in großen Spielen. Weltmeister Messi (35) kann das. Und auch schon Jamal Musiala (19)? Der Generationen-Vergleich ist ein Reiz des Giganten-Treffens. Messi sei der «Weltmeister, der Spieler, der die Welt des Fußballs 15, 20 Jahre lang geprägt hat. Der beste Spieler der Welt», würdigte Salihamidzic den Argentinier.

Im Bochum-Style wird es sicher nichts werden in Paris. Das Erklingen der Champions-League-Hymne soll für ein ganz anderes Energielevel auf dem Platz sorgen. «Ich hoffe mal, dass der Reiz des Wettbewerbs, der Reiz des Duells die Frische in den Kopf bringt», sagte Nagelsmann. Keine Sorge, beruhigte Kingsley Coman. «Es wird ein super Spiel», sagte Bayerns «King», der im Finale 2020 in Lissabon per Kopf das Siegtor im Finale gegen seinen Ex-Club erzielt hatte. 

Joshua Kimmich wird nach seiner Gelb-Sperre gegen Bochum wieder in der Münchner Startelf stehen. Yann Sommer will gegen Messi, Mbappé und Neymar zeigen, dass er ein Torwart auf höchstem Neuer-Niveau ist. Auch Thomas Müller ist nach Wadenproblemen bereit. «Wir müssen da sein», mahnte der Anführer. 

Messi und Mbappé putzmunter

Das Phänomen, dass vor großen Spielen verletzte Stars auf wundersame Weise fit werden, war am Montag bei PSG zu beobachten. Beim Training im sonnigen Paris liefen Messi und Mbappé putzmunter über den Rasen. PSG-Trainer Christophe Galtier verriet natürlich nicht, ob Mbappé in der Startelf stehen werde. Er sagte aber am Montagabend: «Wenn er auf dem Spielberichtsbogen steht, dann um zu spielen, nicht um den Bayern Angst zu machen.»

Paris mit Messi und Mbappé ist natürlich ein anderes Kaliber als ein Paris ohne M & M. «Das sind zwei Spieler mit sehr besonderen Fähigkeiten, die den Unterschied ausmachen», sagte Nagelsmann: «Wenn bei uns zwei Topspieler ausfallen, sind wir wahrscheinlich auch einen Tick schwächer.»

In der Tat: Vor zwei Jahren, als die Bayern gegen PSG im Viertelfinale unglücklich ausschieden, fehlte Robert Lewandowski in Hin- und Rückspiel verletzt. Mbappé war übrigens beim 3:2-Hinspielsieg in München mit zwei Treffern der Matchwinner für PSG.

Die möglichen Aufstellungen:

Paris Saint-Germain: Donnarumma – Hakimi, Marquinhos, Sergio Ramos, Nuno Mendes – Verratti, Danilo Pereira, Vitinha – Neymar – Messi, Mbappé

Bayern München: Sommer – Joao Cancelo, Upamecano, de Ligt, Davies – Kimmich, Goretzka – Müller, Musiala, Coman – Choupo-Moting

Schiedsrichter: Oliver (England)

Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa