Bayern-Stars beschenken sich zum Hinrunden-Ende selbst

Das Schlusswort zur vorweihnachtlichen Bescherung der Münchner Fußball-Herbstmeister gebührte selbstredend dem Jubilar Thomas Müller.

Und der verabschiedete sich nach einem famosen 400. Bundesligaspiel im Trikot des FC Bayern und dem meisterlichen 4:0 (1:0) gegen einen alarmierend kriselnden VfL Wolfsburg mit einem typischen Thomas-Müller-Spruch in den Weihnachtsurlaub. «Jetzt liegt der Fokus auf family und friends», sagte der Ur-Bayer – und verschwand.

Coach Nagelsmann «fühlt sich gut»

Eine Danksagung an seine Profis richtete in der Kabine Julian Nagelsmann. Der 34-Jährige schickt sich an, im ersten Jahr als Bayern-Coach ein historisches Münchner Meister-Jahrzehnt zu vollenden. «Ich habe mich bedankt für das erste Halbjahr. Es ist sehr angenehm, mit der Mannschaft zu arbeiten, es macht sehr viel Spaß. Der Trainer fühlt sich gut», sagte Nagelsmann. Kapitän Manuel Neuer bescheinigte dem jungen, ungemein ehrgeizigen Chef, «einen frischen Wind in die Mannschaft» gebracht zu haben. «Julian hat ein sehr gutes Händchen. Er liest die Spieler sehr gut», lobte auch Nationalspieler Leroy Sané, der vielleicht größte Münchner Hinrunden-Gewinner.

In den finalen 90 Arbeitsminuten beschenkten sich die Bayern-Stars eine Woche vor dem Heiligen Abend kollektiv und teilweise persönlich. Müller feierte sein Jubiläum mit dem 134. Ligator. Millionen-Zugang Dayot Upamecano bejubelte seinen Premierentreffer im Bayern-Dress.

Lewandowski knackt nächsten Müller-Rekord

Sané krönte seine bemerkenswerte erste Saisonhälfte mit einem künstlerisch wertvollen Distanzschuss zum 3:0. Und kurz vor Ablauf der 1530 Hinrundenminuten gelang Robert Lewandowski doch noch sein nächstes Rekordtor: 43 Treffer im Kalenderjahr 2021. Das war ein Tor mehr als der verstorbenen Bayern-Legende Gerd Müller vor 49 Jahren glückten. «Ich bin sehr stolz», sagte Lewandowski, die Tormaschine.

Nagelsmann rühmte seine Spieler für den famosen Schlussakkord. «In Anbetracht der vielen Spiele, die wir hatten, in der zweiten Halbzeit nochmal so draufzupacken, ist schon sehr stark.» 56 Tore nach 17 Partien – die 101-Tore-Bestmarke der goldenen Bayern-Generation um «Bomber» Müller aus der Spielzeit 1971/72 könnte 2022 fallen.

«Es war ein perfekter Abschluss des Jahres», frohlockte Neuer, auch wenn die Wolfsburger «mit zwei Bussen hinten drin gestanden» hätten. «Wir waren in allen Belangen besser», urteilte der Münchner Kapitän, der mit seinen Teamkollegen in der leeren Allianz Arena wegen Corona schon im zweiten Winter nacheinander auf Laser-Show und Ehrenrunde mit Weihnachtsmützen vor den jubelnden Fans verzichten musste.

«Wir stehen gut da», sagte Neuer mit Blick auf Bundesliga und Champions League: «Das verspricht viel für die Rückrunde und die heiße Phase im März und April.» Zum Torhunger kommt die Titelgier.

Erst am 2. Januar lässt Nagelsmann seine Dauerleister wieder zum Training antreten. Schon fünf Tage später geht es gegen Borussia Mönchengladbach weiter. Kaderveränderungen im Winter sind beim Rekordchampion nicht geplant. «Wir sind wirklich gut besetzt und gehen weiter so in die Saison», verkündete Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Die wichtigste Winter-Personalfrage betrifft ohnehin Joshua Kimmich. Wann – und vor allem in welcher Verfassung – kehrt der Mittelfeldchef nach seiner Corona-Infektion 2022 zurück?

Kohfeldt erklärt den Januar zum «Monat zum Arbeiten»

Nagelsmanns Luxusprobleme hätte auch Florian Kohfeldt in Wolfsburg gerne. Der glücklose Trainer beschloss mit dem VfL das Jahr mit der siebten Pflichtspielniederlage am Stück. Als «Katastrophen-Auftritt» mochte er den nächsten Untergang in München trotzdem nicht bewerten.

Kohfeldt erklärte den Januar zum «Monat zum Arbeiten». Er sieht «keine Mammutaufgabe» vor sich. Trotzdem entließ er seine Profis mit einer unmissverständlichen Weihnachtsbotschaft in die Pause bis zum 29. Dezember: «Ich will eine andere Energie, Dynamik, Haltung auf dem Platz.» Die VfL-Bosse glauben an Kohfeldt: «Wir sind total überzeugt, dass wir mit ihm die Kehrtwende schaffen werden», sagte Sportdirektor Marcel Schäfer.

Von Klaus Bergmann, dpa