Bayern-Stürmerin in der alten Heimat: Schüllert es?

Lea Schüller darf man derzeit durchaus als Deutschlands Fußballstürmerin Nummer eins bezeichnen. Die 23-Jährige vom FC Bayern hat in den sozialen Medien sogar einen eigenen Hashtag – der stark an den ihres berühmten Clubkollegen Thomas Müller erinnert: «#EsSchüllert».

«Ich mag diesen Hashtag. Ich weiß, dass das eine Anlehnung an Müller ist, aber das stört mich überhaupt nicht. Es ist eine Ehre, auf diese Weise mit jemandem wie ihm verglichen zu werden», sagt die schnelle und treffsichere Angreiferin. Im WM-Qualifikations-Rückspiel am Dienstag (16.05 Uhr/ARD) gegen Israel soll es nun wieder schüllern.

Nachholbedarf in Sachen Tore

Die DFB-Auswahl hat nach dem mageren 1:0 in Petach Tikva, als nur Wolfsburgs Svenja Huth traf, Nachholbedarf in Sachen Tore. Und für Schüller ist es in Essen ein ganz besonderes Spiel: Wie ihre Club-Kollegin Linda Dallmann sowie viele andere Nationalspielerinnen der vergangenen Jahre stammt die in Tönisvorst geborene Angreiferin aus der Talentschmiede der SGS Essen. «Meine Familie, meine Eltern und meine Großeltern kommen ins Stadion», berichtet Schüller. «Das mit der Anstoßzeit ist halt ein Problem. Freunde kommen nicht so viel, weil die arbeiten müssen. Dafür kommt die ganze SGS Essen.»

Die frühen Spielansetzungen wie zuletzt mit 16.00 Uhr in Israel hatte auch schon Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kritisiert. Beim Deutschen Fußball-Bund heißt es, man arbeite daran.

Aber Schüller, die 2020 nach München wechselte, trifft auch außerhalb der Primetime. «Ich bin froh, dass es gut läuft, und stolz, dass ich so viele Tore schieße. Aber mich selbst als Nummer eins zu sehen, wäre zu viel», sagt die Führende der Bundesliga-Torjägerliste (sechs Treffer) und verweist auf Konkurrentinnen wie Frankfurts Laura Freigang. Ihre Bilanz bei 31 Länderspielen steht bei stolzen 19 Toren, beim 5:1 gegen Serbien vor einem Monat gelang ihr zum zweiten Mal ein Vierer-Pack. «Lea hat einfach diese Box-Qualitäten», lobte damals Voss-Tecklenburg.

Lieblingsspieler Reus

Bei ihren Vorbildern spricht Schüller aber erstmal nicht von Thomas Müller. «Marco Reus war irgendwie immer so mein Lieblingsspieler. Ich bin Dortmund-Fan, wenn man das so sagen darf. Natürlich schaue ich mir auch was von Erling Haaland ab. Und in meinem Verein ist natürlich Robert Lewandowski ein Vorbild.»

Aber Schüller hat auch eine Stürmerin, die sie bewundert: Rekordnationalspielerin Birgit Prinz (214 Länderspiele/128 Tore), die heute als Psychologin zum Betreuerstab der DFB-Auswahl zählt. Beim Hinweis, dass nur ihr und Prinz bisher zweimal vier Tore in einem Spiel des Nationalteams gelangen, lächelt sie: «Auch was Cooles.»

Ihre Zielstrebigkeit stellt Schüller nicht nur auf dem Rasen unter Beweis. Die deutsche Meisterin studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der Fernuni. «Das ist sehr anspruchsvoll, deshalb dauert es auch ein bisschen länger. Ich bin da voll dabei», versichert sie. «Weil ich es einfach nach der Karriere brauche.» Ursprünglich wollte sie später mal im Automobilbereich arbeiten, mittlerweile gehen die Gedanken eher Richtung Architektur. Auch bei Länderspielreisen paukt Schüller regelmäßig vor dem iPad. «Das machen viele andere hier genauso. Wenn wir frei haben: Dann wird gelernt!»

Von Ulrike John, dpa