Bayern-Taktik im Lewandowski-Poker: Tore mindestens bis 2023

Hasan Salihamidzic spielte im großen Zukunfts-Poker mit Robert Lewandowski die erste Karte aus – mit Wucht. Und das sogar schon vor dem Start der Verhandlungen mit den Beratern des Weltfußballers.

Egal, was passiert, der 33 Jahre alte Pole soll mindestens noch eine neunte Saison seine Tore für den FC Bayern schießen – auch wenn er danach ablösefrei weiterziehen könnte.

Salihamidzic schließt Lewandowski-Wechsel 2022 aus

«Er hat einen Vertrag bis 30. Juni 2023. Wir werden jetzt Gespräche führen und schauen, wie diese sich entwickeln. Jetzt haben wir Zeit, darüber zu reden, was nach dem 30. Juni 2023 ist», sagte Salihamidzic nach dem Gewinn des nächsten Meistertitels im Sky-Studio.

Der Münchner Sportvorstand schloss gleich auf mehrmalige Nachfrage des Moderators aus, dass Lewandowski schon in diesem Sommer gehen könnte. Ob’s so kommt, daran wird sich Salihamidzic messen lassen müssen. Denn Profi-Fußball ist ein unkalkulierbares Tagesgeschäft.

Alles hat seinen Preis. Und bei Lewandowski geht es um viel Geld – bei jeder möglichen Option: Bleiben? Wechseln? Verlängern? «Er ist unser Topverdiener im Club», sagte Salihamidzic. Und zugleich ein Spieler, der als Star mit seinen Toren sehr viel Geld einspielt.

Die aktuelle Bayern-Taktik scheint klar: Die Münchner Bosse um Oliver Kahn kalkulieren in ihren Business-Plänen auch einen ablösefreien Abschied des Weltklassestürmers 2023 ein. Lewandowski garantiert trotz seines Alters aktuell Tore und Erfolge. Ein adäquater Nachfolger wie Dortmunds Erling Haaland scheint unerschwinglich.

Ablösefreier Wechsel 2014 vom BVB zum FCB

Lewandowski kam übrigens 2014 auch ablösefrei aus Dortmund zum FC Bayern. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat gepasst, egal wann er geht. Die Borussia ließ ihn übrigens damals auch nicht ein Jahr früher gegen eine Ablösesumme nach München ziehen. Vollprofi Lewandowski ließ sich nicht hängen, lieferte weiter seine Tore.

Um jeden Preis können und wollen die Bayern mit Lewandowski nicht jetzt schon den Vertrag verlängern. Und sie könnten ihn nur ziehen lassen, wenn ein Club viel Geld für den Weltfußballer böte und sie zugleich einen Nachfolger finden würden, der die Lücke schließt.

«Wir können nicht mehr ausgeben als wir haben», sagte Salihamidzic. Auch der Bundesliga-Krösus ächzt weiter unter den Corona-Verlusten. Das Champions-League-Aus gegen den FC Villarreal traf den Verein ja nicht nur sportlich sehr hart. Dem Rekordmeister entgingen allein durch das verpasste Halbfinale weitere 16 Millionen Euro.

Die Bayern zögerten eine Verabredung mit Lewandowskis Berater Pini Zahavi auch darum hinaus. Man müsse auch dem FC Bayern «erlauben», dass er erst einmal abgewartet habe, wie die Saison verlaufe, argumentierte Salihamidzic: «Wie viel Geld haben wir?»

Das Spiel auf Zeit hat Lewandowski anscheinend missfallen. «Bald kommt ein Treffen, was passiert, das weiß ich selbst nicht», sagte er pikiert nach dem Titelgewinn im Topspiel gegen Borussia Dortmund, bei dem er im 250. Bundesligaspiel für die Bayern sein 236. Tor erzielte. Bei 48 Pflichtspieltreffern steht der Topstürmer in dieser Saison.

Topstürmer möchte offenbar noch mehr verdienen

«Bis jetzt sind noch keine Worte gesprochen worden. Es ist noch nichts Besonderes passiert. Die Situation ist auch nicht so leicht für mich», klagte Lewandowski. Der 33-Jährige kennt das Geschäft. Er kennt seinen Marktwert. Und er möchte bei einer Vertragsverlängerung offenbar noch mehr verdienen – trotz seines Alters.

«Ich sehe jetzt nicht, dass sich die Fronten verhärten sollten», kommentierte Salihamidzic die Aussagen von Lewandowski. Die Bosse umgarnen ihren Topstar mit dem großen Ego schon länger mit Worten. «Lewa genießt die größte Wertschätzung, die es überhaupt geben kann. Die Fans lieben ihn, wir im Verein lieben ihn, er revanchiert sich mit Leistung», sagte Salihamidzic am Sonntag. «Wir sind glücklich, dass er da ist.»

Wie lange noch? Die Causa Lewandowski könnte zur Hängepartie werden und zumindest mal das Sommerloch füllen. Schneller sollte es bei zwei anderen Ü30-Größen gehen: Manuel Neuer (36) und Thomas Müller (32) sollen ihre 2023 endenden Verträge bald um jeweils ein Jahr verlängern. «Die sind total entspannt», sagte Salihamidzic zu dem Duo. Auch hier positionierte er sich klar: «Manuel ist unser Kapitän, eine Säule. Er gehört einfach zum FC Bayern wie Thomas. Ich hoffe, dass sie hier unterschreiben, solange sie spielen können.»

Von Klaus Bergmann, dpa