Beachvolleyballerin Ludwig startet mit zwei Siegen

Noch zögert Beach-Königin Laura Ludwig mit der offiziellen Verlängerung ihrer Ausnahmekarriere.

Doch zum Auftakt der deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand deutete die Olympiasiegerin von Rio, Weltmeisterin von Wien, viermalige Europameisterin und siebenmalige nationale Titelträgerin an: Auf den letzte Strand-Tanz müssen die Kontrahentinnen wohl noch weiter warten. «Auf jeden Fall werde ich hier nicht meinen Rücktritt verkünden», erklärte Ludwig nach dem Turnierauftakt.

Als die 35 Jahre alte Ausnahme-Beachvolleyballerin mit ihrer Interimspartnerin Leonie Körtzinger (24) zum ersten Spiel an der Ostsee aufschlug, sprühte Ludwig vor Spielfreude. Sogar ihr berühmter Angriffsbagger war beim 2:0 (21:13, 21:14) gegen Larissa Claaßen und Nina Interwies (Hamburg) zu sehen. Das Hamburger Duo, das mit zwei Siegen direkt ins Viertelfinale einzog, musste im zweiten Match nach einem deutlichen Rückstand im ersten Satz allerdings in den Tiebreak. Am Ende gab eine starke und hochmotivierte Ludwig den Ausschlag für das 2:1 (16:21, 21:19, 15:13) gegen Titelverteidigerin Chantal Laboureur und Sarah Schulz (Stuttgart). Auch die auf Position eins gesetzten EM-Dritten Karla Borger und Julia Sude (Stuttgart und Friedrichshafen) buchten mit zwei Siegen direkt das Viertelfinale.

Familie steht im Vordergrund

«Ich weiß, was kommt», sagte Ludwig: «Erstmal steht jetzt die Familie im Vordergrund. Aber ich fühle noch Potenzial, kann noch nicht Schluss machen. Ich habe noch Bock auf den Sport. Da brauche ich noch keine Träne verdrücken», sagte Ludwig der Deutschen Presse-Agentur. «Die Gedanken gab es mehr vor Tokio», sagte die Hamburgerin über ein mögliches Abschiedsszenario: «Aber ich habe mit Olympia wieder Blut geleckt. Ich will und kann es noch genießen.»

In Japan zeigten Ludwig und ihre Stammpartnerin Margareta Kozuch nach wechselhaften Monaten gegen das brasilianische Top-Duo Agatha/Duda endlich das, was beide selbst von sich erwarteten: eine Topleistung. Im Viertelfinale unterlagen Ludwig/Kozuch den späteren Olympiasiegerinnen Alix Klineman und April Ross (USA) nur knapp. Kozuch legt nach Olympia-Rang fünf eine längere Pause ein, auch über Ludwigs sportliche Zukunft wurde spekuliert.

«Ich bin nicht mit schwerem Herzen nach Timmendorf gekommen, auch wenn die definitive Entscheidung noch nicht gefallen ist», sagte Mama Ludwig nun. Erst einmal will sie die Tage an der Lübecker Bucht genießen, Söhnchen Teo (3) ist ebenso dabei wie ihre Eltern, die Oma, Tante und Onkel. Insgesamt dürfen bis Sonntag pro Tag 4000 Menschen wieder auf dem Gelände an der Seebrücke dabei sein. Für Freitag und Samstag sind erstmals in der Timmendorf-Geschichte (seit 1993) Abendspiele unter Flutlicht angesetzt.

17. DM-Teilnahme

«Es kommt auf ganz viele Umstände an», sagte Ludwig zu ihren Zukunftsplänen. «Wie macht der Körper mit? Wie entwickeln sich die Umstände beim Beachvolleyball? Es wird eine Familien-Entscheidung.» Es ist kein Geheimnis, dass sich Ludwig und ihr Lebenspartner und Trainer Imornefe «Morph» Bowes ein Geschwisterchen für Teo wünschen. Ein Comeback nach dem zweiten Kind wäre mit Blick auf die nächste Olympia-Chance 2024 in Paris ein Kraftakt. «Das Duo Headcoach und Sportlerin wird es wohl nicht mehr geben. Wenn wir die Familie vergrößern wollen, wird das schwierig», erklärte Ludwig.

In Timmendorfer Strand will die gebürtige Berlinerin bei ihrer 17. Teilnahme aber erst einmal Beachvolleyball genießen. Favoriten sind diesmal andere wie Borger/Sude. «Das wäre ein Traum, am Samstag vor ausverkauftem Haus unter Flutlicht im Finale zu stehen», sagte die EM-Dritte Sude nach ihrem 2:0 (21:11, 21:12) zum Auftakt gegen Marie Schieder und Paula Schürholz (Hamburg/Düsseldorf).

Ludwig hilft die neue Rolle, erst seit Mittwoch hat sie ernsthaft mit Körtzinger zusammen trainiert: «Ich bin müde von den Erwartungen. Ich will einfach nur zocken.» Eine «entspannte Mischung» will sie finden: «Wenn es gut läuft, läuft es gut. Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm», sagte Ludwig, schloss aber gleich an: «Wie sind beide ehrgeizig und wollen immer gewinnen.» Doch sie weiß auch: «Alle werden Bock darauf haben, uns down zu sehen».

Von Jens Mende, dpa