Beck verfehlt WM-Medaille im Freiwasser klar

Leonie Beck zitterte am ganzen Körper. Im stürmischen Wind von Katar erklärte die deutsche Vorzeige-Freiwasserschwimmerin mit vor Kälte brüchiger Stimme ihren missglückten Start bei den Weltmeisterschaften. «Mir war vorher klar, dass es ein sehr schwieriges Rennen wird», sagte die 26-Jährige. «Das Wasser ist kalt. Kaltes Wasser ist nicht so meins.»

Platz 20 als Titelverteidigerin – das ist eigentlich nicht der Anspruch der Bayerin. Im Wissen um das bereits vor einem halben Jahr in Japan gesicherte Olympia-Ticket hielt sich der Ärger darüber aber sehr in Grenzen.

«Es war mir sehr wichtig, dass ich mich letztes Jahr in Fukuoka qualifiziere. Da habe ich schon echt einen guten Job gemacht, dass ich das letztes Jahr geschafft habe», sagte Beck im Hafen von Doha. «Jetzt ist es Platz 20. Das ist jetzt nicht schlimm. Wenn es die Qualifikation gewesen wäre, wäre es sehr, sehr schlimm. Deswegen: Alles gut.»

Anders als für Beck ging es für die meisten ihrer Konkurrentinnen noch um die Teilnahme am Wettbewerb in Paris. Das olympische Kräftemessen in der Seine ist der große Saisonhöhepunkt. Entsprechend umkämpft war das Zehn-Kilometer-Rennen am Samstag. «Alle wollen irgendwie das Ticket ergattern. Es war ein sehr hartes Rennen», sagte Beck.

Beck und Spiwoks halten lange mit

Im komplizierten Qualifikationssystem schien ihrer Nationalteamkollegin Jeannette Spiwoks Platz 16 zunächst zu reichen, um dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) den zweiten Quotenplatz zu sichern. Mehrere Stunden nach dem Rennen gab es aber plötzlich Diskussionen. «Die Regeln sind leider nicht so ganz klar», sagte DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann. «Eine Kommission von World Aquatics beschäftigt sich mit der finalen Vergabe der Quotenplätze. Eine Entscheidung wird es heute wohl nicht mehr geben.»

Den WM-Sieg sicherte sich im Schlussspurt die Niederländerin Sharon van Rouwendaal nach 1:57:26,8 Stunden. Sie war 19,2 Sekunden schneller als Spiwoks und schlug 45 Sekunden vor Beck an. Silber ging an María de Valdés aus Spanien, Bronze holte sich die Portugiesin Angélica André.

Beck und Spiwoks hatten in einer großen Spitzengruppe lange mitgehalten. Auf der letzten Runde wurden sie von den Tagesbesten dann aber abgehängt. Die Wassertemperaturen von nur gut 20 Grad, dazu das wellige Meer und Neoprenverbot: «Da verliert man viel Energie», sagte Beck. «Auf der letzten Runde bin ich stehen geblieben.»

Nach den Frauen sind an diesem Sonntag die Männer gefordert. Wie Beck geht auch Florian Wellbrock über zehn Kilometer (8.30 Uhr/MEZ) als Titelverteidiger an den Start. Auch Oliver Klemet – Bronzegewinner von 2023 – hat Medaillenchancen.

Von Thomas Eßer, dpa