Begehrt und geherzt: Geburtstagskind «Mouki»

Thomas Müller nahm Youssoufa Moukoko auf dem Trainingsplatz mal kurz huckepack. Manuel Neuer legte väterlich seinen Arm um den Dortmunder WM-Youngster und schlenderte gemeinsam mit ihm vom Pressepodium. Alle kümmern sich um «Mouki».

Youssoufa feiert heute im Kreise der Fußball-Nationalmannschaft in Katar seinen 18. Geburtstag; mit einem Ständchen und der obligatorischen Torte. Natürlich «kalorienarm» zubereitet von Teamkoch Anton Schmaus, wie DFB-Direktor Oliver Bierhoff launig anmerkte.

«Der Mouki kann gerne kommen und Wünsche äußern», sagte der doppelt so alte Kapitän Neuer zum jungen Angreifer, der dieser Bitte im besten Teamgeist nachkam: «Drei Punkte gegen Japan», nannte Moukoko bescheiden als Wunsch: «Das erste Spiel ist sehr wichtig.»

Ein großes Geschenk hatte der BVB-Angreifer ja schon vorab von Hansi Flick bekommen. Der Bundestrainer berief Moukoko in seinen 26-köpfigen WM-Kader. Und beim 1:0 im Testspiel gegen den Oman durfte der kleine, bullige Stürmer am 16. November noch mit 17 Jahren sein erstes Länderspiel bestreiten, als jüngster DFB-Debütant seit Uwe Seeler.

Flick gefällt die Entwicklung Moukokos

Dass Moukoko in Maskat bei einem Pfostenschuss haarscharf sein erstes Länderspieltor verpasste, hat er mit jugendlicher Unbekümmertheit ganz flott abgehakt. «Ich trauere nicht viel nach. Das Spiel ist vorbei», sagte er drei Tage später in Al-Shamal. Moukoko weiß, dass er weitere Chancen auf Tore erhalten wird – womöglich schon beim Turnier in Katar oder in seiner weiteren Karriere, die bei der Nationalmannschaft gerade erst begonnen hat.

Flick gefällt die Entwicklung, die der frühreife Torjäger beim BVB genommen hat. «Er gibt einer Mannschaft sehr viel. Er ist schnell, er ist quirlig, er hat einen guten Abschluss.» Nach den ersten 45 Länderspielminuten warb der Bundestrainer aber auch um Geduld mit dem Talent auf Deutschlands Problemposition im Sturmzentrum: «Gebt ihm einfach die Zeit, die er braucht», bat Flick die deutschen Reporter. Er werde sie Moukoko geben. «Wir wollen ihn unterstützen. Er hat einfach sehr gute Anlagen. Das wollen wir fördern.»

Selbstbewusst und frech

Moukoko ist selbstbewusst, auch frech auf dem Platz. Er sieht sich bei seinem ersten großen Turnier aber auch selbst in der Rolle des Lernenden. «Ich freue mich über Tipps, ich kann hier von den Besten lernen.» Im Training war zu sehen, wie der erfahrene Müller (33) sich intensiv mit Moukoko austauscht. «Ich freue mich, mit den Jungs um den Titel zu kämpfen», sagte der wissbegierige Youngster.

Dass sich gerade die Bayern-Anführer Neuer und Müller um ihn kümmern, beflügelt spezielle Fantasien. Moukokos Vertrag bei Borussia Dortmund läuft am Saisonende aus. Die BVB-Bosse wollen unbedingt mit dem in Kameruns Hauptstadt Yaoundé geborenen Eigengewächs verlängern. Moukoko wurde in der DFB-Pressekonferenz am Samstag gefragt, ob er über seine Zukunft mit dem Bundestrainer geredet habe. «Ich habe mit Hansi gar nicht darüber gesprochen. Wir sind hier nicht beim BVB, wir sind bei der Nationalmannschaft, bei einer WM. Ich werde mich sowieso am Ende entscheiden, egal wie», lautete die Antwort.

Eine Tendenz deutete Moukoko zumindest an: «Ich fühle mich sehr wohl in Dortmund. Ich spüre das Vertrauen vom Trainer. Am Ende werdet ihr dann mitkriegen, ob ich bleibe oder nicht», beschied er die Journalisten. Bayern-Kapitän Neuer beugte sich danach zu seinem Sitznachbarn und flüsterte diesem zu: «Komm zu Bayern.» Der Satz war nur im Fernsehen zu hören, nicht im großen Medienzentrum vor Ort. Ein Spruch? Oder mehr? Neuers Flüster-Botschaft werden die BVB-Fans nicht gerne hören – und die BVB-Bosse schon gar nicht.

Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa