Begeisternde Special Olympics enden: «Sind stärker geworden»

330.000 Zuschauer, knapp 20.000 Volunteers, 6500 Athleten in 26 Sportarten – die Special Olympics World Games haben das Thema Inklusion in Deutschland auf eine neue Stufe gehoben.

«Die wichtigste Botschaft lautet, dass wir den Athleten eine Bühne geboten haben, die es bisher bei Special Olympics nicht gab», sagte Sven Albrecht, Chef von Special Olympics Deutschland und der Organisation der Weltspiele der geistig und mehrfach Beeinträchtigten, die am Sonntag nach acht Tagen zu Ende gingen.

Ausgelassene Partystimmung 

Beifallsstürme und zum Teil ausgelassene Partystimmung im Zusammenspiel zwischen Athleten und Zuschauern kennzeichneten die Spiele. Allein am vorletzten Tag kamen über 17.000 Besucher zu den Wettbewerben im Olympiapark, der Messe Berlin, am Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus oder auf der Straße des 17. Juni. Teilweise war der Andrang so stark, dass sich vor den Hallen Warteschlangen bildeten. 

«Alle 7.000 Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt sind Siegerinnen und Sieger. Und auch wir haben gewonnen: Wir haben uns als begeisterte Sportnation und als weltoffene Gesellschaft präsentiert. Wir sind ein toller Gastgeber für solch große internationale Sportevents», bilanzierte die für den Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern und für Heimat, sprach von einem «Doppel-Wumms für Inklusion»: «Den Athleten haben wir es zu verdanken zu beobachten, dass und wie Inklusion funktioniert.»

Knapp 20.000 freiwillige Helferinnen und Helfer, die unter anderem 61,5 Tonnen an Lebensmitteln und Essen ausgaben, sowie 1200 Schiedsrichter sorgten für einen überwiegend reibungslosen Ablauf. Und waren auch für die Ehrenamtlichen eine große Bereicherung. «Man hat in seinem Leben Glück mit der Gesundheit gehabt und möchte jetzt etwas zurückgeben», sagte Klaus-Dieter Kalweit, der als Schiedsrichter bei den Boccia-Wettbewerben fungierte, «man bekommt es drei- oder vierfach wieder. Unbeschreiblich.»

Christiane Krajewski, Präsidentin von Special Olympics Deutschland, die schon vor den Spielen davon gesprochen hatte, dass die Abschlussfeier am Brandenburger Tor am Sonntagabend der Beginn sein müsse, «der uns in die nächste Etappe» führe. Dafür wünsche sie sich, «dass die Athleten das in der Woche gewonnene Selbstbewusstsein, die Selbstvertretung und den Gestaltungswillen auch in der Gesellschaft weiter so leben» können. Zudem könne das Gute der Weltspiele auch auf andere Weltsportarten übertragen werden. Dazu gehöre Barrierefreiheit ebenso wie leichte Sprache.

Fußball-EM soll inklusiver werden

Bereits im kommenden Jahr kann Deutschland unter Beweis stellen, dass die Inklusion eine neue Etappe erreicht hat. So soll die Fußball-Europameisterschaft inklusiver werden und sich die Special Olympics als Vorbild nehmen. «Es wurden Standards gesetzt für inklusive Großveranstaltungen», sagte Seifert, «die Fußball-EM ist das erste Erbe der Special Olympics.»

Aber auch für Athleten und Special Olympics Deutschland bedeuten die Spiele eine wichtige Marke. «Wir haben uns in den Jahren der Vorbereitung auf die Spiele entwickelt und sind stärker geworden», sagte Krajewski. 

Besonders das Host-Town-Programm, bei dem 216 Kommunen die 176 Delegationen bereits Tage vor den Spielen bei sich aufgenommen hatten, habe auch international Maßstäbe gesetzt. Die Athleten und Team-Begleiter sowie Familienmitglieder konnten sich dank inklusiver Angebote sowie zahlreichen Aktionen in den einzelnen Städten in ganz Deutschland akklimatisieren. 

«Das Host-Town-Programm war der Öffner für die Spiele und für Inklusion. Wir geben die Nachricht an die Nationen weiter. Wir benötigen regionale Programme», sagte Mary Davies, CEO von Special Olympics International, auch im Hinblick auf die kommenden Spiele, die Turin im Winter 2025 und das australische Perth im Sommer 2027 austragen werden. 

Thomas Flehmer, dpa