Bereit für RB: Eberl hat Kapitel Mönchengladbach abgehakt

Den Leipziger Weihnachtsmarkt hat Max Eberl mehr oder weniger unerkannt besucht, eine Wohnung gefunden und sich mit der Geschichte der sächsischen Messestadt beschäftigt – nun aber gilt seine ganze Aufmerksamkeit dem Fußball und seinem neuen Verein RB. Nach einer Woche Eingewöhnung ist seine Lust zu spüren, wieder anzupacken, zu verändern, erfolgreich zu sein.

Eberl sitzt bei seiner Vorstellung vor einer RB-Sponsorenwand und wünscht sich ein grundsätzliches Nachdenken über den Fußball nach der WM in Katar. «Das sind absurde Größen, die für uns alle nicht mehr greifbar sind und die Menschen ein Stück weit abstoßen», sagt Eberl. Der Fußball dürfe gewisse Dimensionen nicht überschreiten, mahnt der Spitzenfunktionär. In dieser Ansicht hätte ihn die Katar-WM noch bestärkt. «Der Fußball muss für die Menschen greifbar und verständlich bleiben.»

Eberl: «Ich will den Blick nur nach vorne richten»

Eberl (49) redet schnell und viel. Die elfmonatige Auszeit nach seinem gesundheitsbedingten Abschied von Borussia Mönchengladbach hat ihm offenbar gutgetan. Sowohl physisch als auch psychisch sei er nun bereit, wieder einzusteigen. Nicht irgendwie oder irgendwo, sondern gleich als Sportgeschäftsführer bei einem der ganz großen deutschen Vereine und damit auch als das neue Gesicht des DFB-Pokalsiegers.

Jenen Verein, der in der Fanszene oft als Marketingprodukt wahrgenommen wird, den Eberl zu seinen Gladbacher Zeiten stark kritisiert und dem er unlauteren Wettbewerb vorgeworfen hatte. Nun freut er sich über größere finanzielle Möglichkeiten. Aus der Gladbacher Fanszene gab es nach seinem abrupten Abschied und vor allem wegen seines Wechsels nach Leipzig heftige Kritik. Die Störgeräusche habe er hinter sich gelassen, sagt Eberl. «Ich will den Blick nur noch nach vorn richten.» Das Kapitel Mönchengladbach sei endgültig beendet.

«Diese elf Monate waren eine großartige Reise, die ich gemacht habe», sagt der neue Leipziger Sportvorstand und begründet noch einmal seinen damaligen Ausstieg. «Irgendwann war der Punkt gekommen, wo man tot war, wo man müde war. Es war ein Zeitpunkt gewesen, wo ich als Mensch stoppen musste», sagt Eberl. Die Pause sei ein «extrem interessanter Prozess» für ihn gewesen. «Ich habe so mit die beste Zeit meines Lebens gehabt», sagt der 49-Jährige.

Er habe kurz sogar Sorge gehabt, dass er mit dem Fußball gebrochen habe. Dann habe er aber erkannt, dass das Spiel ihn weiter begeistere. «Der Fußball spielt eine entscheidende Rolle in meinem Leben. Ich freue mich extrem, wieder dabei zu sein», sagt Eberl, der Anfang Dezember sein Amt bei RB angetrat, nachdem er Oliver Mintzlaff bereits Ende August, Anfang September sein Kommen signalisiert hatte. Der neue Aufsichtsratschef Mintzlaff, der zu einem der Geschäftsführer des Red-Bull-Konzerns bestellt wurde, und der jetzige österreichische Nationaltrainer Ralf Rangnick hatten die Geschicke des Clubs entscheidend geprägt.

Eberl will um die Leipziger Spieler «fighten»

Eine große Herausforderung werden die anstehenden Transfer- beziehungsweise Vertragsverhandlungen um die Leistungsträger Christopher Nkunku (25), Konrad Laimer (25) und Dani Olmo (25) werden. «Dass da extrem großes Interesse besteht, das ist so. Dementsprechend droht da was», sagt Eberl. Der derzeit verletzte französische Nationalspieler Nkunku hat zwar einen Vertrag bis Mitte 2026, dennoch wurde zuletzt über einen möglichen Wechsel zum FC Chelsea im nächsten Sommer spekuliert.

Sehr wahrscheinlich sei derzeit ein ablösefreier Wechsel von Mittelfeldspieler Laimer nach Saisonende, räumt Eberl ein. Dennoch wolle er alles versuchen, den Österreicher zum Bleiben zu bewegen. «Entschieden hat er sich noch nicht. Wenn es nur ein Prozent wäre, würde ich um dieses eine Prozent fighten», sagt der 49-Jährige. Laimer soll Medienberichten zufolge vor einem Wechsel zum FC Bayern München stehen.

Auch am Spanier Olmo besteht vor allem von Seiten der großen spanischen Clubs Interesse. «Er ist ein außergewöhnlicher Spieler», sagt Eberl und kündigt an, auch um ihn zu kämpfen. Transfers in der Winterpause schließt der neue Sportvorstand zum jetzigen Zeitpunkt aus.

Gerald Fritsche, dpa