Berisha lässt Augsburg jubeln – Nächster Dämpfer für Bayer

Matchwinner Mergim Berisha schlüpfte nach dem Schlusspfiff schnell in eine dicke Winterjacke und tanzte danach Arm in Arm mit seinen Augsburger Kollegen in einem großen Kreis. Xabi Alonso und seine Leverkusener hatten da nach dem nächsten Dämpfer längst den Rasen verlassen.

Nach dem 0:2 gegen Borussia Dortmund kassierten die Rheinländer am Freitag durch das 0:1 (0:0) in Augsburg einen weiteren Rückschlag bei ihrer zwischenzeitlich so vielversprechend anmutenden Aufholjagd in der Fußball-Bundesliga unter Trainer Alonso. 

«Augsburg war in der zweiten Halbzeit einen Tick schneller und giftiger als wir. Das war auf jeden Fall ein Rückschritt», schimpfte Leverkusens Robert Andrich bei DAZN. Berisha nutzte eiskalt den überraschend großen Freiraum, den die Leverkusener Verteidiger ihm nach einem Eckball ließen, und köpfte zum fünften Mal in einem Heimspiel in dieser Saison zum 1:0 ein (55. Minute). «Dass der so frei zum Kopfball kommt, ist sehr ärgerlich und kotzt mich an», ergänzte Andrich.

Berisha: «Ich hatte nicht mal einen Gegenspieler»

Nach dem für die Augsburger befreienden Treffer vor 27.318 Zuschauern jubelte der U21-Europameister verhaltender als zuletzt nach seinem Tor beim 1:3 in Freiburg, als er den Zorn der Freiburger Fans auf sich gezogen hatte. Für die Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen war es beim Bestreben, das eigene Stadion wieder «zu einer Festung» zu machen, der zweite Sieg im zweiten Heimspiel in diesem Jahr. «Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Wir haben eine sehr gute Entwicklung gemacht. Wir stehen sehr kompakt», sagte Berisha und war bei seinem Siegtreffer selbst überrascht: «Ich hatte nicht mal einen Gegenspieler. Sie haben mich frei gelassen.»

Leverkusen kassierte dagegen nach zuvor fünf Siegen am Stück die zweite Niederlage nacheinander. «Nach fünf Siegen kann es auch gefährlich werden. Man muss immer bodenständig bleiben», mahnte Torhüter Lukas Hradecky. Jetzt müsse Bayer auch wieder nach unten gucken. Schließlich verkürzte der FCA den Rückstand auf Leverkusen auf drei Zähler.

Torchancen hatten eher Seltenheitswert

In einem intensiven Spiel gab es viele Zweikämpfe, Torchancen hatten dagegen eher Seltenheitswert. Die beste Möglichkeit besaß in den ersten 45 Minuten noch Moussa Diaby mit einem Pfostentreffer (29.). Doch der pfeilschnelle Außenstürmer ist kein Torjäger wie Patrik Schick, der bei den Rheinländern schmerzlich vermisst wird. Seit Anfang November fehlt der zweitbeste Bundesliga-Torschütze der Vorsaison (24 Treffer) bereits wegen Leistenproblemen und auch dieses Mal reichte es für den Tschechen nicht für einen Platz im Kader.

Dass sich Bayer im kreativen Bereich schwertat, lag aber auch daran, dass Alonso dem lange verletzten Jung-Nationalspieler Florian Wirtz eine kleine Schaffenspause gönnte und ihn zunächst auf der Bank ließ. «Er braucht Zeit, um sein bestes Niveau zurückzubekommen. Wir müssen ihm helfen», sagte Alonso über den 19-Jährigen, der zuletzt beim 2:0 gegen Bochum sein Startelf-Comeback nach Kreuzbandriss und 318 Tagen Pause gegeben hatte. In der 62. Minute kam er aber doch in die Partie.

Die Augsburger standen defensiv kompakt und kontrollierten über weite Strecken die Partie. Nach vorne ging aber auch nicht viel, zumal der bislang treffsicherste FCA-Torschütze Ermedin Demirovic wegen einer Gelb-Sperre fehlte. Ein Schuss des Kroaten Dion Drena Beljo war nicht wirklich eine Prüfung für Hradecky (31.). Neben Beljo durfte in Arne Engels ein weiterer Winter-Neuzugang von Beginn an ran, der Belgier wusste wie zuletzt durchaus zu gefallen.

Die Augsburger waren auch im zweiten Durchgang die etwas aktivere Mannschaft. Ein Distanzschuss von Beljo konnte Hradecky noch parieren, bei der folgenden Ecke war es aber passiert. Engels, der beim FCA auch für die Standards zuständig ist, findet Berisha, der per Kopf zur Führung einnickt. Allerdings wurde der Stürmer von der Leverkusener Hintermannschaft auch völlig allein gelassen, was Alonso kaum gefallen haben dürfte. In einer deutlich unterhaltsameren zweiten Hälfte riskierte Leverkusen am Ende mehr, allerdings ohne Erfolg.

Christian Kunz und Stefan Tabeling, dpa