Nach dem mehr als bescheidenen Auftritt ihrer Mannschaft war Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schnell wieder gefasst.
Statt die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft nach der schlechten Leistung beim 0:0 gegen Chile mit vernichtender Kritik zu überschütten, blickte sie schon wieder voraus. Die EM im nächsten Jahr ist das Ziel. «Und dort wollen wir nicht nur auftreten, sondern wir haben klare Ziele», sagte Voss-Tecklenburg und gewann damit dem Test gegen den Olympia-Teilnehmer Chile schon wieder Positives ab.
Voss-Tecklenburg: «Insgesamt keine gute Leistung»
Man wisse, dass man die jungen Spielerinnen weiter entwickeln müsse, damit sie echte Alternativen zu den diesmal fehlenden Etablierten werden. Vor 1000 Zuschauern war es dem stark verjüngten Team nicht gelungen, sein eigenes Spiel aufzuziehen und den in seinen Mitteln sicheren Gästen dieses aufzuzwingen.
«Insgesamt war es keine gute Leistung von uns», kritisierte Voss-Tecklenburg. «Wir hatten keine Bewegung im Spiel, keine Ruhe, hatten viele technische Fehler, waren einfach zu statisch», zählte die Bundestrainerin die Fehler auf. Turid Knaak, die zu ihrem ersten Länderspieleinsatz in diesem Jahr kam, stimmte ihr zu. «Wir haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir hatten wenig Ballkontakte, es fehlte die Dynamik. Insgesamt haben wir es den Chileninnen zu leicht gemacht», sagte die bei Atletico Madrid unter Vertrag stehende Offensivspielerin.
Stark verändertes Team
Voss-Tecklenburg hatte wie angekündigt eine ganz andere Mannschaft als beim 0:1 gegen Frankreich am vergangenen Donnerstag aufs Feld geschickt – nur noch Abwehrspielerin Jana Feldkamp sowie die Mittelfeldspielerinnen Linda Dallmann und Sjoeke Nüsken waren von Beginn an dabei. Um ihre Unterstützung für das Team von Bundestrainer Joachim Löw zu demonstrieren, liefen die DFB-Frauen in einer einmaligen Aktion in den schwarzen Auswärtstrikots der Männer auf.
Aus dem angekündigten Offensivfeuerwerk wurde nichts. Die Chileninnen machten das, was sich die DFB-Frauen eigentlich vorgenommen hatten: Mit hohem Pressing die Angriffe des Kontrahenten frühzeitig stören und daraus selbst Aktionen zu kreieren. Im deutschen Spiel herrschte kollektive Ratlosigkeit. «Die Enttäuschung ist sehr groß, aber momentan wissen wir nicht, woran es gelegen hat. Wir wissen nur, dass wir vieles besser machen müssen», sagte Klara Bühl.
An diesem Tag klappte nichts
Es gab keine Bewegung, so dass Anspielstationen fehlten, die Pässe bereits aus der Abwehr kamen zu ungenau, Ideen für einen gefährlichen Spielaufbau fehlten. Voss-Tecklenburg war von diesem Auftreten alles andere als angetan, schimpfte lautstark, schüttelte den Kopf, wendete sich immer wieder ab. «Zornig war ich nicht, nur eben emotional», relativierte die Bundestrainerin und ergänzte: «Und ich habe mich über mich geärgert, dass ich mit meinem Coaching die Spielerinnen nicht erreicht habe», beschrieb sie ihre Gefühlswelt.
Etwas Gefahr entwickelte sich lediglich, wenn die DFB-Frauen mit Tempo von den Außenpositionen in den Strafraum liefen. So hatte Dallmann in der 31. Minute die erste wirkliche Chance, doch Christiane Endler, eine der weltbesten Torhüterinnen, klärte vor der deutschen Kapitänin. Auf der anderen Seite hatten die Gastgeberinnen bei einigen Nachlässigkeiten in der Abwehr Glück, dass sie nicht mit einem Rückstand in die Halbzeitpause gingen.
Voss-Tecklenburg reagierte, brachte zur zweiten Halbzeit Klara Bühl und Sydney Lohmann für Maximiliane Rall und Turid Knaak, um mehr Stabilität und Struktur zu erreichen. Zudem stellte die Bundestrainerin etwas in der Deckung um. Und das brachte neuen Schwung. In der 50. Minute vergaben Dallmann und Laura Freigang die bis dahin beste Chance. Doch das erwies sich als Strohfeuer.