Biathleten suchen nach Olympia-Form

Sogar der Sieg wäre für Erik Lesser drin gewesen, ein Platz auf dem Podest aber ganz bestimmt. Doch anstatt sich für seine ansteigende Form richtig zu belohnen, reichte es für den Thüringer zum Abschluss des Biathlon-Heimweltcups in Oberhof nicht für ganz vorne.

Zwei Strafrunden warfen den 33-Jährigen in der Verfolgung im letzten Schießen noch auf Rang acht zurück. Zwar war es für den Routinier vier Wochen vor Olympia in Peking sein bestes Resultat des Winters, doch Lessers Vorstellung war symbolisch für die Auftritte der deutschen Skijäger kurz vor dem Höhepunkt.

«Ich wollte mich nicht verstecken, um jeden einzelnen Schuss kämpfen und mir Gedanken machen», sagte Lesser, der erst am Freitag recht spät die Olympia-Norm erfüllte: «Ich wollt mich hinstellen und frech die Dinger runterzaubern. Ich habe eigentlich gute Schüsse abgegeben, aber sie waren doch knapp daneben.»

Sorgen bereiten die Damen

Mit Plätzen in den Top Ten waren Lesser und Co. teilweise nah dran, doch für das Podest reichte es am Rennsteig nicht. Sorgen bereiten allerdings die teils ganz schwachen Auftritte der Frauen, bei denen lediglich Lokalmatadorin Vanessa Voigt mit zwei zwölften Plätzen zufrieden sein konnte.

Auch beim ersten Weltcup des Jahres klappte es zu selten, eine starke Leistung in der Loipe mit einem fehlerlosen Auftritt am Schießstand zu kombinieren. Sinnbildlich waren die Plätze 26 im Sprint und 41 im Jagdrennen von Ex-Weltmeisterin Denise Herrmann, die völlig von der Rolle ist. Einen Doppelsieg feierte die Norwegerin Marte Olsbu Röiseland.

Mut zum Risiko gefragt

«Sie müssen sich trauen, auch mal zu riskieren», sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Kritik an Lesser gab es deswegen nicht. Es sei richtig gewesen, mit einem schnellen Schießen den Druck auf die Konkurrenz hochzuhalten. Solche Attacken seien bei dem gestiegenen Niveau bei Männern und Frauen mittlerweile alternativlos, betonte Kirchner.

«Egal ob es schlechte Bedingungen gibt, es wird nicht mehr lange rumgezaubert. Es fackelt keiner mehr lange, entweder 100 Prozent oder null, alles oder nichts», sagte Kirchner. Und so wurde Roman Rees als Sechster bester in der Verfolgung. Nach Platz fünf im Sprint waren drei Schießfehler beim Sieg des Franzosen Quentin Fillon Maillet zu viele für den ersehnten Sprung aufs Podium. «Ich bin trotzdem sehr zufrieden, das motiviert mich sehr», sagte der 28-Jährige.

Bereits am Samstag war er bei der Olympia-Generalprobe mit der Mixed-Staffel Sechster geworden. «Wir sind nicht weit weg vom Podium», sagte Teamkollegin Vanessa Hinz. Zwar fehlten dem Quartett mit Rees, Benedikt Doll, Vanessa Voigt und Hinz nach insgesamt sechs Nachladern lediglich 9,4 Sekunden auf Rang drei. Der Rückstand auf den siegreichen Weltmeister Norwegen betrug am Rennsteig aber satte 2:10,7 Minuten. Zweiter wurde Belarus vor Frankreich in B-Besetzung.

Wer fährt nach Peking?

In vier Wochen geht es am 5. Februar mit diesem Wettbewerb in Peking bei Olympia los. Wahrscheinlich ist, dass sich das deutsche Team bis dahin noch einmal verändern wird. Denise Herrmann wurde geschont, Franziska Preuß fehlte in Oberhof mit einer Fußverletzung und könnte in der kommenden Woche in Ruhpolding zurückkommen. Auch Johannes Kühn, bislang der einzige Saisonsieger, könnte am Start stehen.

Bislang haben in Lesser, Kühn, Rees, Doll und Philipp Nawrath fünf Männer und in Herrmann, Preuß, Hinz und Voigt vier Frauen die nötige Olympia-Norm erfüllt. In der kommenden Woche in Ruhpolding entscheidet sich über eine komplexe Nationenwertung, ob Kirchner jeweils fünf oder sechs Athletinnen oder Athleten mitnehmen darf.

Vor allem bei den Frauen drängt sich jedoch niemand auf. Die 34 Jahre alte Franziska Hildebrand bekam in Oberhof eine Chance im nicht-olympischen Single-Mixed. Mit Lesser lag sie am Samstag lange vorn, durch zu viele Schießfehler reichte es nur zu Platz sieben.

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa