Biathlon in Ruhpolding: Gute Stimmung, aber kein Podestplatz

Franziska Preuß holte sich nach dem stimmungsvollen Finale des Heim-Weltcups in Ruhpolding ein Küsschen von Freund Simon Schempp ab. Wenig später zeigte Justus Strelow nach dem Zieleinlauf die Faust und ließ sich von den fast 20.000 Fans feiern.

Das Duo sorgte bei den deutschen Biathletinnen und Biathleten für einen halbwegs versöhnlichen Abschluss auch ohne Podestplatz. Knapp einen Monat vor der WM in Tschechien fiel das Fazit nach den Verfolgungsrennen aber insgesamt eher durchwachsen aus.

«Top sechs ist nicht selbstverständlich in diesem Feld und nicht so einfach. Es war eine coole Woche und die Stimmung hier war gigantisch», sagte die dreimalige Saison-Zweite Preuß nach Rang sechs in der abschließenden Verfolgung. Die 29-Jährige freute sich vor allem auf «zwei Tage komplett zum Abschalten und darauf, keine Sprechstunde mehr zu haben», sagte sie in Anspielung auf die vielen Fans in ihrer Wahlheimat.

Norweger wieder das Maß aller Dinge

Auch Strelow hatte als starker Fünfter, es war seine zweitbeste Saisonleistung, viel Spaß. «Aber die letzte Runde hat natürlich tierisch weh getan», sagte der 27-Jährige. Bei der Machtdemonstration der Norweger mit den Plätzen eins bis drei fehlte ihm der letzte Punch. «Mir war klar, dass die Norweger hinten raus einen zünden werden. Ich hatte keine Chance mehr, die Attacke mitzugehen», sagte der schießstarke Sachse, der in der Loipe noch nicht ganz mit der Weltspitze mithalten kann.

Damit beendeten die deutschen Skijäger die Rennen in der Chiemgau Arena mit zwei Podestplätzen in den Staffeln (Männer 2./Frauen 3.). In den Sprints hatte es für sechste Plätze durch Janina Hettich-Walz und Strelow gereicht.

Fünf Jahre nach ihrem bisher einzigen Weltcup-Sieg von Ruhpolding hätte die Sprint-Neunte Preuß fehlerfrei bleiben und zudem auf Patzer der Konkurrenz hoffen müssen. «Zwei Fehler darf man sich in diesem Feld aber nicht erlauben», sagte sie. Läuferisch stimmt es «auf alle Fälle», ein, zwei Scheiben hätten mehr fallen können. Auch deshalb verpasste sie im Sprint (2 Fehler) den Erfolg. Zweitbeste Deutsche beim Jagdsieg der Italienerin Lisa Vittozzi wurde Vanessa Voigt (1), die sich von Platz 36 auf 19 nach vorn arbeitete.

Stehender Anschlag liefert zu viele Fehler

Dominierend waren mal wieder die Norweger. Nach der Staffel und dem Sprinterfolg durch Vetle Sjastad Christiansen gewann im Jagdrennen Johannes Dahle-Skjevdal vor Christiansen und Johannes Thingnes Bö.

Die anderen Deutschen vergaben Topplatzierungen durch zu viele Fehler: Zweitbester Deutscher war Philipp Horn (3) als 15., Philipp Nawrath (4) belegte Rang 16. Der zweimalige Saisonsieger Doll hatte in den beiden Einzelrennen große Probleme. Nach Platz zwei mit der Staffel und 19 im Sprint verdarben dem Schwarzwälder insgesamt fünf Strafrunden die Verfolgung, er wurde nur 28. Saisonauftaktsieger Roman Rees (6 Fehler/54.) sucht nach überstandener Corona-Infektion weiter seine Form.

Durch ihren extremen internen Leistungsdruck haben die Skandinavier, die sechs Siegkandidaten in jedem Rennen am Start haben, den Deutschen mental etwas voraus, wie Sportdirektor Felix Bitterling sagte: «Sie sind routinierter, mit den Topplatzierungen umzugehen, auch sich selber in die Position zu bringen und die dann auch zu nutzen.» Das Fazit bleibe dennoch positiv. «Wir kämpfen noch ein bisschen damit, wenn die Tür auf ist, auch durchzugehen. Aber das ist eine Sache, die kommt mit der Routine.»

Am Donnerstag startet mit dem Weltcup in Antholz die letzte Station vor den Weltmeisterschaften im tschechischen Nove Mesto (7. bis 18. Februar).

Von Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa