Bjelica soll Union retten: «Werden selten Alibis hören»

Um deutliche Ansagen werden sich die Profis von Union Berlin im Abstiegskampf in den kommenden Wochen keine Sorgen machen müssen. Ihr neuer Trainer Nenad Bjelica ist ein Freund klarer Vorgaben.

«Was mir gefällt, ist Disziplin auf dem Platz. Organisation, klare Aufgaben für jeden Einzelnen», sagte der 52-Jährige bei seiner Vorstellung als neuer Cheftrainer des Köpenicker Fußball-Bundesligisten. «Bei mir werden sie selten Alibis hören.»

Neben dem Feld pflege er eine menschliche Führung, sei ein Freund der Spieler, sagte der Kroate, und schränkte pointiert ein: «Für jeden, der das zurückzahlt auf dem Platz». Mit seiner Mischung aus Autorität und Ruhe erinnerte er sowohl an Vorgänger Urs Fischer als auch ein wenig an Hertha-Trainer Pal Dardai. Die alte Schule der Disziplinfanatiker sei vorbei, sagte Bjelica zwar, ließ aber keinen Zweifel daran, wer am Ende das Sagen hat.

Union-Programm hat es in sich

Das große Erbe vom lange so erfolgreichen Fischer, das schwere Programm der nächsten Tage: All das ließ den selbstbewussten Kroaten nicht in Panik verfallen. «Ich habe mich entschieden, morgen einzusteigen. Ich habe damit kein Problem», sagte er. «Sicherlich ist es keine leichte Herausforderung nach so einem Trainer, der so erfolgreich gearbeitet hat. Das zu wiederholen wird nicht einfach. Ich bin voll überzeugt von meiner Arbeit.»

Zeit, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu formen, hat Bjelica bis Weihnachten kaum. Schon am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) steht mit dem Champions-League-Spiel beim SC Braga die nächste Partie an. Dann wird wahrscheinlich die Vorentscheidung fallen, ob die Eisernen im kommenden Jahr als Gruppendritter in die Europa League rutschen. «Man kann nicht viel im taktischen Bereich arbeiten, aber im psychologischen», sagte Bjelica.

Auch das weitere Programm hat es in sich: Nach den Spielen gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach empfangen die Berliner Real Madrid. Sportlich ist die Lage prekär. Union wartet seit 15 Spielen auf einen Sieg. Unter dem Interims-Trainerteam Marco Grote und Marie-Louise Eta gelang gegen den FC Augsburg (1:1) am Samstag immerhin der erste Punktgewinn in der Liga seit August. Doch Bjelica betonte das große Potenzial, das er in der Mannschaft sehe.

Union-Manager: Keine Gespräche mit Raúl

Nach wilden Gerüchten um eine Verpflichtung von Real-Madrid-Legende Raúl präsentierten die Berliner eine klassische Union-Lösung: Überraschend, kein großer Name, aber auf den ersten Blick schlüssig.

Die Gerüchte um Raúl hatten in Berlin am Sonntag zunächst für Aufregung gesorgt. Doch wie schon Mittelfeldspieler Isco im vergangenen Winter landete auch der nächste spanische Weltstar am Ende nicht bei den Eisernen. Es spreche «wirklich für die Organisation dieses Clubs, dass von all den Kandidaten oder von den Gesprächen, die wir geführt haben, bis zum heutigen Zeitpunkt nicht ein einziger Kandidat nach außen gedrungen ist», sagte Geschäftsführer Oliver Ruhnert 

Vom Profil passt Bjelica ohnehin deutlich besser zum Arbeiterclub aus dem Südosten der Hauptstadt. Der 52-Jährige hat als Trainer zwar noch keine Bundesliga-Erfahrung, lief von 2001 bis 2004 aber als Mittelfeldspieler für den 1. FC Kaiserslautern auf. Dazu spielte und coachte er lange in Österreich, spricht fließend Deutsch. 

Bjelica: «Ich bin ein Soldat des Vereins»

Wie Fischer 2018 bei seiner Ankunft ist er in Deutschland als Coach eher unbekannt, hat aber als gestandener Cheftrainer in seiner Heimat schon Titel geholt. Mit Dinamo Zagreb, wo er einen jungen Dani Olmo trainierte, wurde Bjelica unter anderem Meister und Pokalsieger. Dazu sammelte er mit den Kroaten und Austria Wien Erfahrungen in der Champions League. Zuletzt war der 52-Jährige bis Mitte Oktober beim türkischen Erstligisten Trabzonspor tätig.

Union-Präsident Dirk Zingler betonte, dass Bjelica auch menschlich zum Club passe. Er habe sich mit dem Kroaten über Werte und das Leben ausgetauscht. Die Kombination passe. «Trainer, die gute taktische Formationen trainieren können, gibt es ganz viele. Ob es ganz viele empathische Trainer gibt, die Gruppen führen können – da trennt sich die Spreu vom Weizen», sagte er.

Spielerisch und strategisch will sich der Kroate auch auf den Club einstellen. «Ich bin ein Soldat des Vereins», sagte er. Am Gelingen der Mission Klassenverbleib ließ er keine Zweifel aufkommen. «Ich bin überzeugt, dass wir bald nicht mehr viel mit dem Abstieg zu tun haben.»

Von David Langenbein, Jordan Raza und Alina Schmidt, dpa