Auf den letzten Metern ging Bahn-Olympiasiegerin Lisa Brennauer nochmal voller Entschlossenheit aus dem Sattel, doch für Deutschlands erste Medaille bei der Straßenrad-WM reichte es nicht.
Das deutsche Team mit Brennauer und Lisa Klein ist im Einzelzeitfahren der Frauen an den Top-Plätzen vorbeigefahren. Die beiden Tokio-Goldgewinnerinnen auf der Bahn schafften es als Fünfte und Siebte zwar unter die besten Zehn, hatten auf das überragende Trio um Weltmeisterin Ellen van Dijk (Niederlande) aber zu viel Rückstand.
«Das ist ein Traum für so lange Zeit. Dieses Jahr fühlte sich alles so gut an. Es war immer wieder diese Marlen Reusser – ich wusste, sie ist super, super stark», sagte die Gold-Gewinnerin. Reusser wurde diesmal mit dem Rückstand von zehn Sekunden Zweite und gewann Silber. Völlig fertig und erschöpft saß die Schweizerin nach den 30,3 flachen Kilometern von Knokke-Heist nach Brügge auf dem Bordstein und sortierte ihre Gefühle. Bronze holte sich van Dijks Landsfrau Annemiek van Vleuten.
Für Brennauer und Klein erfüllten sich die Träume von einem überraschenden Coup im radsportbegeisterten Flandern nicht. Doch das Gold-Duo von Tokio nimmt nach dem blechernen Montag direkt die nächste große Chance ins Visier. Im Zeitfahr-Mixed zählen die drei deutschen Frauen Brennauer, Klein und Mieke Kröger sowie die Männer um Nikias Arndt, Max Walscheid und Tony Martin in dessen letztem Profirennen zu den engsten Favoriten. 2019 gab es bei der WM-Premiere direkt Silber hinter den Niederlanden.
«Es war vor allem mental ein schweres Rennen, weil es nur flach geradeaus ging. Das habe ich gut gemeistert. Meine Form ist gut. Jetzt freue ich mich total auf das Mannschaftszeitfahren am Mittwoch», sagte Brennauer und betonte: «Nach dem Olympiasieg habe ich keinen Druck mehr. Alles, was jetzt passiert, ist Bonus. Trotzdem gehe ich natürlich sehr motiviert in die beiden noch ausstehenden WM-Rennen.» Klein fügte hinzu: «Wir sind für das Teamzeitfahren alle hoch motiviert und wollen Tony bei seinem letzten Rennen einen würdigen Abschied bereiten.»
Am Tag nach dem sechsten Platz von Martin im Einzelzeitfahren reichte es auch bei den U23-Männern nicht für eine Medaille. Beim Erfolg des Dänen Johan Price-Pejtersen belegte Michel Heßmann den achten Rang. «Ich hatte heute keinen Sahnetag, aber insgesamt lief es gut», sagte Heßmann. Der Australier Lucas Plapp und der belgische Lokalmatador Florian Vermeersch komplettierten die Medaillenränge.