Mit der Reform der gescheiterten Spitzensportreform soll eine Trendwende im Kampf um mehr Medaillen bei Olympischen Spielen gelingen.
In einem vom Bundesinnenministerium und vom Deutschen Olympischen Sportbund vorgestellten Grobkonzept sind die geplante Agentur für Leistungssport und die Einführung eines Sportfördergesetzes die zentralen Bausteine. Damit sollten die Weichen für ein modernes und transparentes Fördersystem gestellt werden, hieß es in einer Mitteilung des BMI.
Spitzensport zukunftsfest machen
«Mit den getroffenen Vereinbarungen machen wir den Spitzensport in Deutschland zukunftsfest», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). «Wir wollen sportliche Leistungen auf internationalem Top-Niveau und Maßstäbe beim Thema Werte und Integrität setzen.» Nachdem die Spitzensportreform von 2016 in den vergangenen sechs Jahren nicht die gewünschten Erfolge gebracht hat, ist dies der zweite Versuch einer Neustrukturierung. Seit den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, als es 82 Medaillen gab, ist die Erfolgskurve gesunken. Bei den Sommerspielen in Tokio 2021 holten deutsche Athleten nur noch 37 Medaillen.
«Wir sind uns im Sport und mit der Politik einig, dass der deutsche Leistungssport neue, innovative Impulse braucht», sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. «Wir wollen eine Trendwende bei den internationalen Erfolgen unserer Athletinnen und Athleten schaffen.»
In der geplanten Agentur für Leistungssport sollen laut Grobkonzept erstmals Steuerung und Förderung des Leistungssports in einer Hand liegen. Mit dem Sportfördergesetz will man eine langfristige Finanzierung sicherstellen und damit den Verbänden Planungssicherheit geben. Zurzeit wird über die Förderung durch den Bund von Jahr zu Jahr entschieden, was langfristige und strategische Trainings- und Wettkampfplanung erschwert.
«Damit erreichen wir mehr Flexibilität im System, Bürokratie wird abgebaut und unsere Verbände können sich wieder auf das konzentrieren, was im internationalen Wettbewerb wichtig ist: die langfristige Entwicklung von Spitzenleistungen», erklärte Weikert. Mit dem vorliegenden Grobkonzept soll von Januar 2023 eine gemeinsame Arbeitsgruppe von BMI, DOSB und den Ländern die Details erarbeiten. Weitere Beteiligte, insbesondere Athleten-Gruppen, sollen eingebunden werden.
Kritik von Athleten Deutschland
Die Vereinigung Athleten Deutschland fühlte sich außer bei «punktuellen Konsultierungen und unregelmäßigem Informationsaustausch» nicht in die Entwicklung des Grobkonzeptes einbezogen. «Eine Leistungssportreform kann nicht ohne die Mitbestimmung und Mitgestaltung der Athleten gelingen», hieß es in einer Stellungnahme der Interessengruppe, die eine paritätischer Mitbestimmung bei allen Entscheidungsprozessen fordert.
Zustimmung zum vorgelegten vorläufigen Konzept gibt es von der SPD. «Damit wurde nun die Grundsatzentscheidung getroffen, dass es ein «weiter so» im Spitzensport nicht geben kann und es umfassender sowie struktureller Neuerungen bedarf», sagte Sabine Poschmann, die sportpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion. Das Konzept biete die Chance, den Knoten, der sich bei der Spitzensportreform gebildet habe, endlich durchzuschlagen und den Grundstein für künftig wieder vermehrt Spitzenleistungen deutscher Sportler auf internationalem Top-Niveau zu legen.
«Nach der misslungenen Reform von 2016 ist eine neue Reform überfällig, um gemeinsame Ziele und verbindliche Maßnahmen zu formulieren», betonte auch Tina Winklmann, Sprecherin für Sportpolitik von Bündnis 90/Die Grünen. «Bereits seit Jahren ist klar, dass die bisherige Strategie der Medaillenmaximierung weder gute Leistungen noch Zufriedenheit gebracht, sondern vor allem die Athletinnen und Athleten unter unnötigen Druck gesetzt hat.» Großen Verbesserungsbedarf sehe sie aber bei der Mitbestimmung der Athleten.