Der Jubel kannte beim VfL Bochum nach dem ersten Triumph in der Fußball-Bundesliga nach einer halben Ewigkeit keine Grenzen.
Zu den Klängen von Herbert Grönemeyers Hymne «Bochum» feierten die VfL-Profis mit den eigenen Anhängern unter den 12.548 Zuschauern minutenlang den 2:0 (1:0)-Sieg gegen den FSV Mainz 05 – den ersten in nach 4207 Tagen oder seit dem 2:1 gegen die TSG Hoffenheim am 13. Februar 2010.
Starkes Holtmann-Solo zur Führung
«Man wird getragen, der Funke ist auf die Mannschaft übergesprungen», sagte VfL-Trainer Thomas Reis. Es passte zum Hollywood-mäßigen Skript der Partie, dass das 1:0 von Gerrit Holtmann (21.) nach einem unwiderstehlichen Solo eines der Marke «Tor des Monats» war und das 2:0 Sebastian Polter (56.) erzielte, der erst vor einer Woche von Fortuna Sittard nach Bochum kam.
«Es war ein tolles Tor von Gerrit. Ich hoffe aber nicht, dass es nicht zu hoch gehängt wird. Die Leistung der Mannschaft war bravourös», sagte Reis. Restlos begeistert zeigte sich Polter von der Atmosphäre und der Stimmung: «Geil. Das ist das, wofür jeder Fußballer lebt.»
Ernüchterung herrschte bei den Mainzern, die trotz größter Personalnot wegen einer Quarantäne mit einem 1:0 gegen Titel-Mitfavorit RB Leipzig in die Saison gestartet waren. «Wir sind von der ersten Minute an nicht klargekommen mit der Körperlichkeit der Bochumer. Und so wie beim Tor von Gerrit kann man sich nicht verhalten», sagte Torhüter Robin Zentner nach der ersten Mainzer Bundesliga-Pleite gegen Bochum.
Schützenfeststimmung im Stadion
Einen Tag vor dem Spiel hatten Bochumer Fans die Zufahrtsstraßen zum Stadion mit hunderten blau-weißen Dreiecksfähnchen beflaggt. Im Stadion herrschte Schützenfeststimmung. Die Gastgeber belohnten ihre Anhänger mit einem tollen Auftritt von Beginn an. Holtmann, einer von vier Neuen in der Startelf, sorgte für das Highlight, als er Mitte der gegnerischen Hälfte sein Tänzchen zum Tor startete. Fünf Gegenspieler ließ er stehen, war plötzlich alleine vor Mainz-Keeper Zentner und tunnelte diesen zur Führung.
Der Jubel war kaum verklungen, als Simon Zoller nach einer Ecke von Milos Pantovic per Volleyschuss zum vermeintlichen 2:0 traf (30.). Der Videoassistent signalisierte Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg), dass bei der Ballannahme eine Handberührung dabei war – das Tor wurde nicht anerkannt.
Die Gäste wurden erst kurz vor der Pause erstmals richtig gefährlich. Niklas Tauer scheiterte nach einem Bochumer Fehler im Strafraum alleinstehend an Bochums Torhüter Manuel Riemann (42.). Zur zweiten Hälfte brachte Mainz-Trainer in Jeremiah St. Juste, Jean-Paul Boetius und Dominik Kohr drei der sechs Spieler, die kurzfristig aus der Quarantäne in den Kader gerückt waren. Doch in die ersten erfolglosen Bemühungen der Gäste hinein fiel das 2:0 durch Polter, der nach einer Flanke von Simon Zoller in die lange Ecke köpfte.
05-Trainer Bo Svensson zog danach die weiteren personellen Optionen mit EM-Teilnehmer Adam Szalai und Kevin Stöger, zuletzt ebenfalls in Quarantäne. Die beiden hatten nacheinander die Riesenmöglichkeit zum Anschluss, doch Stöger scheiterte zuerst am überragenden Bochumer Keeper Manuel Riemann. Auch Mainz‘ Szalai verfehlte haarscharf das Tor (beides 80.).