Nach einer kürzlich erlittenen Blessur hat der deutsche Tischtennis-Routinier Timo Boll beim ersten Olympia-Training in Tokio keine Schmerzen mehr verspürt.
«Die Hüfte scheint wieder ganz gut zu sein», sagte der 40-Jährige in Japan. «Ich traue dem Frieden noch nicht zu hundert Prozent, aber ich spüre nix mehr beim Spielen. Die ganz extremen Verrenkungen und Bewegungen lass ich noch weg, aus Vorsicht. Aber es sieht eigentlich gut aus.»
Boll jagt auch bei der sechsten Olympia-Teilnahme der ersten Einzelmedaille seiner Karriere bei Sommerspielen hinterher. «Ich bin Sportler und ehrgeizig und werde auch diesmal versuchen, das Maximale herauszuholen», sagte er der «Süddeutschen Zeitung» (Mittwoch) und ergänzte: «Ich wünsche mir schon sehr, dass es für diese Medaille reicht, aber das hängt von so vielen Faktoren ab: vom Gegner, von meinem Körper, der mir immer auch einen Strich durch die Rechnung machen kann – und davon, dass ich mich im Laufe eines Wettbewerbs dann auch erst mal in die erforderliche Form hineinspielen muss.»
Bei der Auslosung hatte Boll Pech: Falls er seine ersten beiden Partien gewinnt, könnte er schon im Viertelfinale auf Weltranglisten-Ersten Fan Zhendong treffen. Gegen den topgesetzten Chinesen hat Boll noch nie im Einzel gewonnen. Teamkollege Dimitij Ovtcharov wurde am Mittwoch in die andere Hälfte des Einzeltableaus gelost: Der Olympia-Dritte von 2012 würde erst im Halbfinale auf den zweiten Chinesen Ma Long treffen, den Olympiasieger von 2016.
Boll und Ovtcharov treten in Japan jeweils im Einzel und mit der deutschen Mannschaft an, mit der sie 2008 (Silber), 2012 (Bronze) und 2016 (Bronze) bereits drei Medaillen gewonnen hatten.
Ob es für Boll die letzten Olympischen Spiele werden, ist noch offen. Er schließt einen weiteren Start in drei Jahren in Paris jedenfalls nicht aus. «Das nehme ich, wie’s kommt», sagte er der «SZ». «Im Moment bin ich vom Leistungsvermögen her noch so gut, dass ich schon noch einen Anspruch auf einen Startplatz bei Olympia habe. Aber ich würde niemals nur als Timo Boll teilnehmen wollen, der sich einen Namen gemacht hat.» Die Leistung müsse auch weiter stimmen. «Wenn sie weiter stimmt und der Körper weiter funktioniert, dann werde ich auch weiter Spaß haben und gute Leistungen bringen», sagte Boll.